Zusammen mit dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern hat die Asset Management Association Switzerland die dritte Ausgabe der Swiss Asset Management Study publiziert. Die Studie zeigt, dass in der Schweiz tätige Asset Manager 2019 einen neuen Rekord an Kundenvermögen verwalteten. Kann dies 2020 noch übertroffen werden?
Von Lorenz Arnet, Senior Business Counsel, Asset Management Association
Exakt 2'519 Milliarden Franken – dies ist die Summe an Vermögen, die von Asset Managern in der Schweiz per Ende 2019 verwaltet wurde. Mit einem Wachstum von 16,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was in absoluten Zahlen eine Zunahme von satten 358 Milliarden Franken entspricht, geht das vergangene Jahr für die Schweizer Asset-Management-Branche als eines der besten in die Geschichte ein.
Zu diesem starken Wachstum haben nebst dem Boom an den Finanzmärkten auch hohe Netto-Neugeldzuflüsse von fast 100 Milliarden Franken beigetragen. Die in der Schweiz verwalteten Vermögen sind damit mehr als dreimal so gross wie das Schweizer Brutoinlandprodukt (BIP) und machen rund 250 Prozent der in Schweizer Pensionskassen gehaltenen Vermögen aus.
In der Schweiz verwaltete Asset-Management-Vermögen
(in Milliarden Franken, Quelle: Swiss Asset Management Study 2020)
Schweizer Asset Manager sind überdurchschnittlich profitabel
Mit einer mittleren Gewinnmarge von rund 19,5 Basispunkten des verwalteten Vermögens und einem durchschnittlichen Kosten-Ertrags-Verhältnis von 64 Prozent sind die in der Schweiz ansässigen Asset Management Firmen finanziell sehr erfolgreich. Insbesondere die hoch profitablen alternativen Anlageklassen tragen wesentlich zur Rentabilität bei.
Die Gesamteinnahmen der Schweizer Asset Management Branche werden auf rund 13,85 Milliarden Franken und die aggregierten Gewinne auf etwa 4,95 Milliarden Frnaken geschätzt. Damit tragen die Asset Manager und ihre hochqualifizierten Angestellten wesentlich zu den Steuereinnahmen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene bei. Gemäss Schätzungen arbeiten rund 10'000 Angestellte direkt in der Asset Management Branche und weitere 45'800 Personen sind indirekt in Unternehmen tätig, die Dienstleistungen für das Asset Management erbringen.
Aktives Management dominiert – aber passive Anlagen legen weiter zu
Die Vermögensallokation der Asset Manager in der Schweiz ist vielfältig und hängt von der Grösse und den Eigentumsverhältnissen der jeweiligen Firma ab. Während kleinere und unabhängige Asset Manager einen stärkeren Fokus auf alternative Anlageklassen haben, weisen grössere sowie bank- und versicherungsbeherrschte Firmen mehr verwaltete Vermögen in traditionellen Anlageklassen auf.
Insgesamt ist das aktive Management nach wie vor der vorherrschende Investitionsansatz. Rund 60 Prozent der verwalteten Vermögen in institutionellen Mandaten und rund 80 Prozent in kollektiven Kapitalanlagen werden aktiv investiert. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies jedoch erneut leicht weniger – die passiven Anlagen legen also weiterhin auf Kosten der aktiven Strategien zu.
Wie sieht es im Krisenjahr 2020 aus?
Die Corona-Krise hat im Frühjahr ein gewaltiges Beben an den Finanzmärkten ausgelöst. Nie wurde in so kurzer Zeit an den Aktienmärkten, aber auch bei Unternehmensanleihen ein derart grosser Einbruch verzeichnet. Fonds erlitten grosse Wertverluste und Vermögensabflüsse, was auch bei Asset Managern in der Schweiz vorübergehend grosse Nervosität auslöste.
Dass sich die Situation dank der beispiellosen Interventionen der Zentralbanken so schnell entspannen würde, damit hatte kaum jemand gerechnet. So hat beispielsweise der MSCI World Index die Krise bereits weit hinter sich gelassen und steht auf einem neuen Rekordstand, wie der nachstehenden Grafik zu entnehmen ist.
(Quelle: CNBC.com)
Auch die 9-Monatsabschlüsse vieler Schweizer Asset Manager zeigen neue Rekordstände bei den verwalteten Vermögen. Eine kürzlich durch die Asset Management Association Switzerland durchgeführte Umfrage unter Asset Management Firmen hat zudem gezeigt, dass die Aussichten hinsichtlich des Geschäftsgangs und der Mitarbeiterzahlen so optimistisch sind wie seit Jahren nicht mehr.
Bankomaten für schlechte Zeiten
Zu dieser positiven Entwicklung hat die Schweizer Asset Management Industrie auch selbst viel beigetragen: Trotz grossen Turbulenzen an den Finanzmärkten konnten die Investoren in der Schweiz zu jeder Zeit ihre Fondsanteile handeln. Die Kundenbetreuung – grösstenteils aus dem Homeoffice - konnte nahtlos mit der höchsten Professionalität weitergeführt werden.
Auch Geldmarktfonds erfüllten ihre Funktion als «Bankomaten für schlechte Zeiten» einwandfrei. Man braucht also kein Prophet zu sein: die Schweizer Asset Management Industrie ist bis anhin mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise gekommen. Ob das 2020 allerding ein weiteres Rekordjahr wird, wird sich noch zeigen.