Zwei Zürcher Finanzmanager haben gerade dabei zugeschaut, wie ihr erster Deal mit der eigenen Firma der Coronakrise zum Opfer gefallen ist. Warum freuen sie sich darüber?
Es ist noch kein Jahr her, dass Nico Taverna zusammen mit Gregor Hasler (Bild unten) die Private-Equity-Firma Mill Reef Capital gegründet hat. Taverna war bis letzten September im Private-Equity-Geschäft bei Schroders Adveq tätig, Hasler bis August bei LGT Capital.
Die beiden konzentrieren sich nun mit Mill Reef Capital im Zürcher Seefeld auf Sekundärmarkt-Transaktionen mit einem Wert zwischen 10 und 20 Millionen Euro in Westeuropa. Also vornehmlich auf kleinere Transaktionen, die von den grösseren Unternehmen oft übersehen werden, in Sektoren wie dem Gesundheitswesen oder dem Tech-Bereich.
Wie die britische Nachrichtenseite «Private Equity News» berichtet, hat es den beiden nun trotzdem die Parade verhagelt. Jedoch nicht wegen der Wirtschaftslage, sondern wegen der Coronavirus-Pandemie, wegen der Mill Reef Capital die Verhandlungen im März absagen musste.
Preise sinken zwischen 20 und 40 Prozent
Das macht Taverna (Bild unten) aber nichts aus, wie er «Private Equity News» erzählte. Im Gegenteil: «Im Nachhinein sind wir sehr glücklich, denn alle Transaktionen, die wir jetzt durchführen werden, werden viel attraktiver sein, als die Transaktionen der letzten sechs bis zwölf Monate.»
Taverna hat das schon einmal erlebt: «Ich habe auch während der globalen Finanzkrise 2008 gearbeitet, und die Geschäfte, die damals abgeschlossen wurden, gehörten zu den besten, die ich je gemacht habe.»
Somit erwartet er nun, dass die Gesamtpreise auf dem Sekundärmarkt zwischen 20 und 40 Prozent fallen werden, je nach Art der Vermögenswerte und Portfolios.
Lokale Family Offices an Bord
Deshalb freut sich Taverna auch auf die nächsten Monate: «Einige Firmen bewerten ihr Portfolio nur auf vierteljährlicher Basis, daher erwarten wir, dass die im zweiten Quartal kommenden neuen Bewertungen nach unten gehen werden, und das wird eine interessante und aggressive Zeit zum Kaufen sein.»
Über eine Kriegskasse verfügt das Unternehmen zurzeit aber noch nicht, auch wenn laut Taverna ein Fonds zu den Zukunftsplänen gehört. Mill Reef habe aber bereits einige «bedeutende» Zusagen von lokalen Family Offices erhalten und werde vorerst auf einer Deal-by-Deal-Basis arbeiten.