In der Schweiz könnte das bald ebenfalls zum Thema werden. Der Schweizer Finanzplatz hat sich in der Vergangenheit massiv ins Zeug gelegt, um einen «Renminbi-Hub» zum Handel der China-Währung ins Land zu holen. Seit 2016 ist der Hub hierzulande etabliert – liesse er sich auf den Digital Renminbi erweitern?
Auch ein Technologie-Transfer ist denkbar. Statt mühselig selber eine Digitalwährung zu entwickeln, könnten die Staaten aufs DCEP-System aufspringen. Und mit den riesigen digitalen Handelsplätzen wie Alibaba bietet sich gleich noch ein ganzes Universum an neuen Geschäftsmodellen.
Wie 5G für den Mobilfunk
Wie mit dem 5G-Standard beim Mobilfunk, der Industrie 4.0 oder der Künstlichen Intelligenz hält China auch beim digitalen Geld nun eine fortschrittliche Lösung bereit, die sich leicht in einen Kassenschlager verwandeln lässt. An Interessenten dürfte es nicht mangeln.
Je mehr sich die digitale China-Devise als kommode Lösung für den Handel etabliert, desto mehr stellt sie aber auch die Vormachtstellung der Weltreserve-Währung Dollar infrage. Ob der Digital Renminbi den «Greenback» tatsächlich so rasch zurückdrängen könnte, bleibt dahingestellt. Für die Weltmacht USA, die jetzt schon in einen kostspieligen Handelskrieg mit China verwickelt ist, wäre das wohl die strategische Schreckensvision: Der Dollar als Waffe, um Handelssanktionen durchzusetzen und zu überwachen, wäre plötzlich deutlich weniger scharf.
Libra liegt auf Eis
Mit dieser Angst hat auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg gespielt, als er vom den US-Abgeordneten seine eigene Digitalwährung Libra als Gegenpol zu den Ambitionen Chinas inszenierte. «Wenn Amerika nicht innovativ ist, dann ist die Vorherrschaft an den Finanzmärkten nicht mehr garantiert», sagte er. Indes: Libra liegt bis auf Weiteres auf Eis, nachdem die USA und Europa entschieden haben, dass sie ihre Währungen nicht einem Privatunternehmen anvertrauen wollen.
Ganz unrecht hat der Selfmade-Milliardär also nicht: Da die westlichen Notenbanken bis auf wenige Ausnahmen erst mit Experimenten zu Digitalwährungen begonnen haben, wird der Vorsprung Chinas auch in diesem Feld zementiert.
Oder, wie es ein Teilnehmer des «Kriegsspiels» in Harvard ausdrückte: «Wir ärgern uns hier, weil sie uns eine Nasenlänge voraus sind.»
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