Für den jüngsten Absturz des Bitcoin wird China verantwortlich gemacht. Sinnigerweise geht dort mit dem Digital Renminbi eine Digitalwährung an den Start, welche die Finanzmärkte auf den Kopf stellen könnte.
Wir schreiben das Jahr 2021. China hat den Digital Renminbi lanciert und auf einen Schlag die weltweit bedeutendste mit Fiat-Geld hinterlegte Digitaldevise geschaffen.
Nun wird die technische Infrastruktur fleissig von aufstrebenden Ländern übernommen. Auf diese Weise ist es Nordkorea gelungen, Wirtschaftssanktionen der USA zu unterlaufen und Nuklearraketen startbereit zu machen. Städte in Nordamerika sind in Gefahr, und die Hegemonie der Weltwährung Dollar angekratzt. Die Machtverhältnisse auf dem Globus geraten aus den Fugen.
Vorerst ist das alles nur ein Spiel. In der US-Wissensschmiede Harvard trafen sich unlängst ehemalige amerikanische Spitzenpolitiker und Sicherheitsexperten zu einem «wargame», wie das Branchenportal «Coindesk» berichtete. Das Ziel der Übung: Aufzeigen, was geschieht, wenn China die Führung in der schönen neuen Welt der Digitalwährungen übernimmt.
Razzien in Digitalbörsen
Vorerst ist es noch der Bitcoin, der diesen Status innehat. Aber auch die älteste und meistverbreitete Kryptowährung bekam dieser Tage das Gewicht Chinas zu spüren. Innert Tagesfrist verlor sie einen Zehntel ihres Werts und fiel in der Folge kurzzeitig unter die 7000-Dollar-Marke. Dies, nachdem die Chinesische Notenbank angekündigt hatte, gegen die rund 25'000 Firmen in der Volkrepublik vorzugehen, die digitale Token und Coin herausgeben oder damit handeln. Bei Digitalbörsen kam es zu Razzien.
Das hat viele Anhänger der digitalen Devisen auf dem falschen Fuss erwischt. Denn Anfang November noch hatte der chinesische Präsident Xi Jinping verkündet, die Volksrepublik müsse die Chance ergreifen und sich eine führende Position bei der Entwicklung der Blockchain-Technologie, die den Kryptowährungen zugrunde liegt, erobern.
Trügerisches Tauwetter
Das positive Bekenntnis des Parteiführers liess damals Kurse von Bitcoin & Co. kräftig steigen, erhoffte man sich doch ein Tauwetter im Massenmarkt. Chinas Banken sind seit 2017 gehalten, nicht mit Kryptobörsen zu geschäften. Ebenso hat die Regierung mit einem Verbot fürs «Schürfen» von Bitcoin im Land gedroht.
China als künftige Grossmacht im digitalen Zahlungsverkehr – und gleichzeitig als eiserner Verhinderer etablierter Kryptowährungen: Wie das zusammenpasst, erklärte kürzlich der chinesische Fintech-Unternehmer und Wissenschafter Michael Sung in einem Blog-Eintrag. Der Experte für digitale Devisen wird nächsten Januar an der Crypto Finance Conference 2020 in St. Moritz im Engadin auftreten.
Kontrolle ist besser
Sung zufolge mag das chinesische Regime Digitaldevisen wie den Bitcoin aus einer Reihe von Gründen gar nicht. Aus Sicht der Machthaber leisten solch «internationale» Lösungen dem Kapitalabfluss Vorschub, bieten kriminellen Machenschaften Tür und Tor und vor allem: Sie entziehen sich der staatlichen Kontrolle.
Gleichzeitig arbeitet China seit 2014 fieberhaft an einer Antwort aufs Phänomen. Seit damals wird unter der Oberaufsicht der Chinesischen Zentralbank an der sogenannten Digital Currency Electronic Payment (DCEP) getüftelt. Sung zufolge ist die People’s Bank of China seither zur weltweit führenden Halterin von Lizenzen und Entwicklerin von Blockchain-Infrastruktur aufgestiegen.
Maximale Effizienz, minimale Infrastruktur
Vergangenen Oktober wurde an einer Konferenz im Schanghai dann die aus dem DCEP-Projekt entstandene Digitalwährung offiziell lanciert. Der «Digital Renminbi» weist dabei eine ganze Reihe neuartiger Eigenschaften auf. Die chinesische Digitalwährung ist mit Yuan gedeckt und ist gleichzeitig als Reservewährung ausgelegt, beeinflusst also die Geldmenge. Von der Notenbank bis zum Konsumenten läuft der Zahlungsverkehr über die Blockchain. Die Devise kann dabei auch unabhängig von Abwicklungssystemen und vom Internet von Smartphone zu Smartphone getauscht werden. Maximale Effizienz bei minimaler Infrastruktur also.
Das dürfte den Handelspartnern von China gefallen. Mit dem Digital Renminbi erhalten sie eine Möglichkeit, auf effizientere Weise mit der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt Handel zu treiben. Bereits sind 152 Länder in die «neue Seidenstrasse» (Belt and Road Initiative) eingebunden, das entspricht 40 Prozent des weltweiten BIP. Russland hat bereits begonnen, für Interbank-Zahlungen ins Ausland ein chinesisches System zu verwenden.
Ein Universum an Geschäftsmodellen
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