Die Wahlen vom 20. Oktober stehen vor der Tür. Eine Reihe von Nationalratskandidatinnen und -kandidaten arbeitet in Mitgliedsunternehmen, Partnerverbänden oder Kommissionen des Zürcher Bankenverbandes. finews.ch hat einige davon nach ihren Prioritäten befragt.

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Hans-Jakob Boesch, Jahrgang 1979, Liste: FDP.Die Liberalen, Beruf: Politikwissenschaftler und Ökonom, Arbeitgeberin: Swiss Life


Was sind Ihrer Meinung nach derzeit die wichtigsten politischen Themen für den Finanzplatz?

Es ist ein ganzer Strauss an Themen: die Nachhaltigkeit, die Digitalisierung, der Datenschutz, die generelle Regulierungsdichte und der Marktzugang.

Wie wollen Sie sich in Bern konkret für den Finanzplatz einsetzen, wenn Sie gewählt würden?

Zusammen mit der Branche will ich die genannten Herausforderungen anpacken. Wo immer möglich, sind Selbstregulierungen staatlichen Vorgaben vorzuziehen. Und da, wo es internationale Standards gibt, ist auf eine weitergehende Regulierung der Schweiz unbedingt zu verzichten – Stichwort Swiss Finish.

Warum haben Sie sich entschieden, für den Nationalrat zu kandidieren?

Um die Herausforderungen der Schweiz zu meistern, brauchen wir liberale Lösungen. Genau das kann ich. Als Parteipräsident der FDP Kanton Zürich und als Zürcher Kantonsrat habe ich unter Beweis gestellt, dass ich klar liberal politisiere und gleichzeitig mehrheitsfähige Lösungen schaffe.

Die Umsetzung der Steuervorlage 17 im Kanton Zürich, die ausgeglichenen Staatsbudgets oder das neue Umwelt- und Klimapositionspapier der FDP Schweiz sind Beispiele hierfür.

Wo setzen Sie Ihre persönlichen politischen Schwerpunkte?

Ziel meiner Politik ist es, dass alle Bürgerinnen und Bürger möglichst viel Freiheit, Wohlstand und Lebensqualität geniessen können. Unsere Arbeitsplätze spielen hierbei eine zentrale Rolle.

Deshalb setze ich mich für die Stärkung unseres Wirtschaftsstandorts ein, insbesondere durch ein exzellentes Bildungsangebot für alle, ein leistungsfähiges Verkehrsnetz, moderate Steuern und Abgaben und den Abbau übermässiger Regulierung.


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Janine Vannaz, Jahrgang: 1969, Liste: CVP, Beruf: Dipl. Finanzberaterin, Dipl. Wirtschaftsfachfrau, Arbeitgeberin: Raiffeisen


Was sind Ihrer Meinung nach derzeit die wichtigsten politischen Themen für den Finanzplatz?

Ganz abgesehen von der unsäglichen Zinspolitik wird es eine grosse Herausforderung sein, einen erleichterten Marktzugang zur EU zu haben.

Wie wollen Sie sich in Bern konkret für den Finanzplatz einsetzen, wenn Sie gewählt würden?

Der Informationsaustausch ist mittlerweilen Standard aber wünschenswert wäre, wenn dies gegenseitig erfolgen würde. z.B USA mit ihren Offshore locations. Wir liefern Daten zur USA, erhalten aber keine. Hierfür würde ich mich konkret für unseren Finanzplatz einsetzen.

Als Nationalrätin und Vertreterin der Bankenbranche würde ich für eine Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit einstehen. Die Abschaffung der Stempelsteuer könnte ein Wahlziel sein.

Wo setzen Sie Ihre persönlichen politischen Schwerpunkte?

Mein persönlicher politischer Schwerpunkt ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Als Mutter und Bankerin sehe ich die Notwendigkeit verschiedener Lösungsmodelle und setze mich auch hier für die Chancengleichheit ein.


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André Müller, Jahrgang 1973, Liste: FDP.Die Liberalen, Beruf: Bankangestellter, Managing Director, Arbeitgeberin: UBS


Was sind Ihrer Meinung nach derzeit die wichtigsten politischen Themen für den Finanzplatz?

Ich habe drei politische Schwerpunkte, die ich mit Hochdruck verfolgen möchte:

1. Wettbewerbsfähigkeit: Die ökologische und ökonomische Entwicklung des Finanzplatzes ist eine grosse Chance für die Schweiz. Deshalb müssen wir nachhaltige Innovation mit marktgerechten Rahmenbedingungen fördern. Um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, brauchen wir barrierefreien Zugang zu den internationalen Märkten, flexiblere Pensionierungsmodelle, gesicherte Sozialwerke und Pensionskassen, eine bessere Einbindung von älteren und weiblichen Arbeitnehmerinnen im Arbeitsprozess und die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch Individualbesteuerung wie auch zusätzliche steuerliche Abzugsfähigkeit von Kinderbetreuungskosten und Einrichtung von Tagesschulen.

2. Nachhaltigkeit: Nachhaltige Entwicklung ist die Grundlage für langfristigen ökonomischen Erfolg, vor allem auch für Banken und Versicherungen. Der Klimawandel ist da, und wir müssen die Pariser Klimaziele einhalten. Um dies zu erreichen, müssen wir anfallende negative Umwelteffekte (CO2, Abgase, Lärm, Stau) konsequent in unser Handeln einberechnen. Voraussetzung dazu sind verursachergerechte Preise, die die Kostenwahrheit der Mobilität aufzeigen, sowohl beim Auto wie beim ÖV. Beim Wohnen müssen wir Anreize für den Einsatz energiesparender, nachhaltiger und innovativer Technologien schaffen. Neue Technologien und Innovation werden ungeahnte Investitionsmöglichkeiten für unsere Kunden bieten, wir müssen diese Chance konsequent ergreifen!

3. Bildung: Bildung ist die wichtigste Ressource der Schweiz und von höchster Priorität für den Finanzplatz wie auch für die Schweizer Wirtschaft ingesamt. Dem bewährten dualen Bildungssystem müssen wir Sorge tragen. Aber Bildung muss in jedem Alter kompatibel mit unseren Lebensmodellen werden. Lebenslanges Lernen soll für alle möglich sein – nicht nur den finanziell Bessergestellten. Ich möchte das vermehrte Engagement der Wirtschaft im Bildungssektor erreichen: Kinder und Jugendliche sollen mit den Fähigkeiten ausgestattet werden, mit welchen sie später in einem international beruflichen Wettbewerb bestehen können.

Wie wollen Sie sich in Bern konkret für den Finanzplatz einsetzen, wenn Sie gewählt würden?

Als Erstes muss das Pendel der Überregulierung zurückschwingen. Ich bin nicht gegen Regulierung per se, setze mich aber für vernünftige und verhältnismässige Regulierung ein, damit wir weiterhin Arbeitsplätze auf dem Finanzplatz schaffen können. Wir brauchen keinen Swiss Finish sondern müssen die generell akzeptierten Standards umsetzen, wir brauchen nicht mehr «Schutz» als die grossen Finanzplätze wie New York, London, Honkkong, Singapur oder Tokio.

Wir müssen Hindernisse für den Finanzplatz, wie die Stempelsteuer abschaffen und konstruktive mit unseren Europäischen Partnern zusammenarbeiten – daher stehe ich auch hinter dem Rahmenabkommen. Zudem müssen wir sofort die Individualbesteuerung einführen und die steuerliche Abzugsfähigkeit der Kinderbetreuung massiv erhöhen – nur so wird es attraktive, für beide Elternteile zu arbeiten. Auf der Seite der Nachhaltigkeit müssen wir das CO2-Gesetz verabschieden und uns umgehend überlegen, wie wir ein Mobility-Pricing einführen können, damit alle Verkehrsteilnehmer wirklich ihre Kosten der Mobilität bezahlen.

Und zu guter Letzt müssen wir überdenken, wie wir unsere Jugend ausbilden – wir müssen die MINT Fächer attraktiver machen und vermehrt über die Verdienstmöglichkeiten von Ausbildungen sprechen.

Warum haben Sie sich entschieden, für den Nationalrat zu kandidieren? Was ist Ihr persönliches Wahlziel?

Ich hatte immer den Anspruch an mich selber, mich neben Familie und Beruf politisch für unser Land einzusetzen. Als mich die FDP angefragt hat, ob ich kandidieren würde, habe ich natürlich sofort ja gesagt. Aber der zeitlich wie auch finanzielle Aufwand für einen Wahlkampf ist beträchtlich und die persönlichen Anfeindungen – vor allem auf den sozialen Medien – haben ein Ausmass angenommen, das selbst einen hartgesotten Banker nicht kalt lassen.

Unser Milizsystem gibt die einmalige Chance, sich einzubringen und Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen. Ich wünschte mir daher, dass dies mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Finanzplatzes tun würden. Auf Platz 17 der FDP Liste habe ich keine realistischen Wahlchancen, wenn ich aber ein paar Kolleginnen und Kollegen zeigen kann, dass Familie, Beruf und politisches Engagement zusammengehen können, habe ich viel erreicht.

Wo setzen Sie Ihre persönlichen politischen Schwerpunkte?

Zu den oben skizzierten politischen Schwerpunkten möchte ich anfügen, dass wir dringendst Lösungen für unsere Sozialwerke erarbeiten müssen. Die AHV muss nachhaltig saniert werden, Pensionskassen müssen so umstrukturiert werden, dass alle zum langfristigen Erfolg beitragen, auch die älteren Versicherten.

Unser Sozialstaat muss so umgebaut werden, dass dieser langfristig gesichert wird. Es kann nicht sein, dass unsere Sozialkosten so weiterwachsen, wie in den vergangenen 15 Jahren, welche sich seitdem verdoppelt haben. Und zu guter Letzt müssen wir uns überlegen, wie wir auch in Zukunft im tertiären Bildungssystem wieder die Besten der Welt ausbilden.

Wir sollten weiter daran arbeiten, auch die Schwachen im Arbeitsmarkt zu inkludieren. Wir müssen aber auch wieder vermehrt darauf hinwirken, die Besten in jeder Branche auszubilden. Nur so werden wir auch in Zukunft im internationalen Wettbewerb bestehen können.