Investor Michael Bornhäusser wundert sich, dass man in der Schweiz immer nur von Finanzierungsrunden im Startup-Bereich hört, aber nie von erfolgreichen Exits. Da herrsche Schweigen im Walde, sagt er.
Herr Bornhäusser, Sie haben bereits verschiedene Club Deals aufgegleist. Warum nur im Ausland und vorwiegend in den USA?
Das liegt nicht am Investmentmodell ‹Club Deal›, sondern an der Asset-Klasse ‹Venture Capital›. Ich war früher Software-Unternehmer mit einem internationalen «Footprint», und Venture Capital (VC) im Technologiebereich ist in den USA immer noch am erfolgreichsten.
Hier sind die Wachstumsraten am höchsten, es gibt genügend Kapital und gute Unternehmer, die in der Lage sind, Firmen in relativ kurzer Zeit gross zu machen. Die Anzahl der Exits pro Jahr ist alleine in Kalifornien rund 80 mal grösser als etwa in Deutschland.
«Ich sehe immer noch viel zu viele Finanz-analysten mit wenig Ahnung von Startup-Kultur»
Mit Bulb Capital investieren wir in Firmen mit mindestens 10 Millionen Dollar Umsatz, und unser Ticket ist zwischen 5 und 20 Millionen Dollar. Solche Wachstumsfirmen gibt es in den USA relativ viele. Bei Startups, die diese Stufe in ihrer Unternehmensentwicklung erreicht haben, sind die Risiken überschaubar. Da macht es durchaus Sinn einzusteigen. In der Schweiz gibt es in diesem Umfeld sehr wenig Opportunitäten.
Woher beziehen Sie Ihr Know-how in diesem Geschäft?
Wenn man selber nie ein Tech-Startup gegründet, geführt oder wenigstens dort gearbeitet hat, sollte man die Finger davon lassen. Ein Startup zu entwickeln, hat seine eigenen Gesetze und ist nicht vergleichbar mit einem Corporate-Job. Leider sehe ich immer noch viel zu viele Finanzanalysten, die als VC-Manager im Technologiebereich arbeiten und wenig Ahnung von Startup-Kultur und internationalen Technologiemärkten haben – geschweige den Software lesen können.
Das ist die eine Seite, die andere ist ein globales Netzwerk aus hochkarätigen Anlegern zu haben, die früh in Firmen investieren und in der nächsten Wachstumsphase professionelle Investoren dabeihaben wollen. Hier arbeiten wir mit Firmen wie Google, Accel Partners, Morgan Stanley oder Advent Ventures zusammen und das seit zehn Jahren.
Welche Club Deals gibt es in der Schweizer VC-Szene?
Im VC-Bereich sind Club Deals immer noch neu, und wir (früher mit der Sallfort Privatbank) waren die ersten, die solche Deals professionell angeboten haben.
«Man könnte meinen, es gebe keine Schweizer Exits oder eben nur sehr wenige»
In der Schweiz gibt es ausser den «Angel-Funds» auch relativ wenig international ausgerichtete VC-Firmen. VC-Funds, die auf unserem Niveau investieren, sind in erster Linie in den USA, Asien und in Grossbritannien tätig.
Bei VC-Investments ist zumeist von enormen Renditen die Rede. Bloss hört man vom Exit, also vom Ausstieg aus einem Investment, eigentlich sehr selten. Warum?
Das frage ich mich auch, speziell in der Schweiz. Viele VC-Funds und auch die Medien berichten mit gross über neue Investments in Schweizer Startups und Wachstumsfirmen. Da hört man oft: Die Firma XY hat eine 5-Millionen-Runde abgeschlossen, oder der VC-Fonds XY hat 3 Millionen in die Firma YZ investiert.
Ich würde lieber von den erfolgreichen Exits lesen, die auf solche Investments folgen sollten. Man könnte meinen, es gebe keine Schweizer Exits oder eben nur sehr wenige. Hat es den Verkauf nicht oder noch nicht gegeben? Gibt es die Firma nicht mehr? Schweigen im Walde! Wir geben zu jedem Exit eine Medieninformation heraus und freuen uns öffentlich über gute Renditen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihren Investments bisher gemacht?
Wir haben in sieben Jahren elf Investments in 16 Investmentrunden getätigt, davon fünf Runden als Lead-Investor. Bisher haben wir sieben Exits vollzogen mit einer durchschnittlichen Rendite von 300 Prozent pro Investment nach durchschnittlich drei Jahren.
«Wir investieren immer auch privat eigenes Geld in unsere Club Deals»
Das ist zwar keine Performance wie Facebook oder Google, aber für uns eine hervorragende Rendite. Die Investments, die noch aktiv sind, laufen ebenfalls gut. So, wie sie sich aktuell darstellen, kommen hier ebenfalls attraktive Exits auf uns zu.
Sind Venture Capital Club Deals nicht sehr riskant? Wie hoch ist bei Venture Capital Club Deals im Durchschnitt die Verlustquote?
Venture Capital ist sicher riskanter als ein Investment in Nestlé oder IBM, obwohl, so genau weiss man das ja nie, siehe 2008. Wenn man allerdings einen Partner mit einer gute Grundlage hat, das heisst ein Partner, der die richtigen Deals evaluiert, eine saubere Marktanalyse und Due Diligence macht und auch aktiv dem Unternehmen hilft, sich zu entwickeln, sinkt das Risiko erheblich.
Wir investieren immer auch privat eigenes Geld in unsere Club Deals und zwar nicht gerade kleine Beträge. Wir sind daher immer interessiert, das Risiko so klein wie möglich zu halten. «Skin in the Game» ist immer das beste Risikomanagement. Bisher haben wir eine «100 Percent Hit Rate» – das heisst, wir hatten bis jetzt keinen einzigen Abschreiber.
Michael Bornhäusser ist Chairman and Managing Partner der 2019 gegründeten Schweizer Firma Bulb Capital, wo er für Club Deals im Bereich Venture Capital (VC) verantwortlich ist. Zuvor leitete er den Private-Equity- und Produktebereich bei der Schweizer Privatbank Sallfort in Basel. In den 1990er-Jahren betätigte sich Bornhäusser als Unternehmer in der IT-Branche, unter anderem als Mitgründer der Firma Pixelpark, die 1999 an die Börse ging, oder dem Software-Unternehmen SDC. Im Jahr 2009 tätigte er als Investor sein erstes VC-Engagement bei der Firma Uniquisys, die 2013 an den US-Konzern Cisco verkauft wurde.