Die Nationalbank lässt die Schweizer Finanzbranche zappeln und belässt es bei den rekordtiefen Zinsen. Eine renommierte amerikanische Investmentbank sieht für längere Zeit kein Licht am Horizont.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat sich bislang unbeeindruckt gezeigt gegenüber den Forderungen von Seiten der Finanzindustrie, endlich Schluss mit den Negativzinsen zu machen. Diese sind den Banken, aber auch Pensionskassen, seit längerem ein Dorn im Auge, weil sie mit inländischen Anleihen kein Geld verdienen können und erst noch Zinsen auf die Einlagen bei der Zentralbank zahlen müssen.
Weg mit den Negativzinsen war deshalb der Tenor in der Finanzindustrie, und wenig sprach dagegen in Zeiten von ungewohnt starkem Wachstum mit gleichzeitig andauernder Preisstabilität.
Zinserhöhung immer unwahrscheinlicher
Die Exponenten der Banken konnten auch darauf verweisen, dass sich der Franken auf einem hohen Niveau stabilisiert hat seit die SNB im Januar 2015 die Reissleine gezogen und die Anbindung an den Euro aufgehoben hatte. Wann, wenn nicht jetzt – so lautete der Tenor bei den Ökonomen.
Seit letztem Herbst verdichten sich die Anzeichen, dass der ersehnte Abschied von den Negativzinsen nicht unmittelbar bevorsteht. Während die SNB-Spitze unter Thomas Jordan betont, dass der Franken nach wie vor sehr hoch bewertet ist, ziehen zusätzlich konjunkturelle Wolken auf, welche eine Verteuerung des Geldes für die Realwirtschaft eher unwahrscheinlicher macht.
Paukenschlag mit Ansage
In der Eurozone, und natürlich auch in Deutschland, dem wichtigsten Absatzmarkt der Schweizer Exportwirtschaft, zieht sich die Bremsspur schon über mehrere Monate hinweg. Die Vorlaufindikatoren, wie zum Beispiel der Einkaufsmanagerindex PMI, befindet sich seit Anfang 2018 im Sturzflug. Die Auseinandersetzungen zwischen den USA und China, die Unsicherheiten bezüglich Brexit sowie die abzusehenden Gewinne von populistischen Parteien bei den kommenden Europawahlen tun das ihre.
Unter diesen Vorzeichen hat die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley nun ihre Prognose für die SNB Politik angepasst. Für die kommenden zwei Jahre erwarten ihre Ökonomen für die Schweiz keine Zinserhöhung mehr. Ein Paukenschlag, aber einer mit Ansage: Die SNB habe in der letzten Zeit durchwegs signalisiert, dass sie in keiner Eile sei, die Zinsen zu erhöhen, so die Morgan Stanley Analysten.
Kein Gehör für Banken
Die Bank nennt unruhige Märkte, enttäuschende volkswirtschaftliche Daten im Euroraum und kaum spürbare Inflation als Hauptgründe für die eher noch verstärkte Zurückhaltung der SNB, einer allfälligen Zinserhöhung im Euroraum zeitnah zu folgen.
Hingegen sehen die Auguren wenig Aufwärtsdruck auf den Franken, trotz unruhigen Märkten und den genannten Auseinandersetzungen im Euroraum.
Morgan Stanley sieht einen Hauptgrund für die veränderte Grosswetterlage in der Wachstumsschwäche im Euroraum – sie zwingt die Europäische Zentralbank zu einer vorsichtigeren Politik. Die amerikanischen Banker sehen deshalb nur noch eine Erhöhung um 15 Basispunkte durch die EZB bis Mitte 2020.
Die Aussichten für die Schweizer Banken haben sich also nicht aufgehellt – ihre Klagen bezüglich der Negativzinsen werden so bald nicht erhört.