Im Schnellzugtempo haben die Gründer das Startup Crypto Finance zum digitalen Vermögensverwalter aufgebaut. Nun hat der «Krypto Winter» zugeschlagen, wie Recherchen von finews.ch. ergaben.
Der erste Verwalter von digitalen Assets, Crypto Finance, musste Stellen abbauen. Die betroffenen Mitarbeiter waren im Vertrieb tätig, wie Crypto Finance am Dienstag Recherchen von finews.ch bestätigte. «Wir haben die Zusammensetzung unseres Vertriebsteam geändert und teilweise reduziert, um den Kunden- und Marktanforderungen gerecht zu werden», sagte CEO und Mitgründer Jan Brzezek gegenüber finews.ch. Während offiziell die Rede von drei Mitarbeitern im Vertrieb ist, welche nicht mehr beim Unternehmen sind, hat finews.ch Kenntnis von insgesamt sieben Angestellten.
Unter ihnen ist auch Robin Lemann, Geschäftsleitungsmitglied und Vertriebschef des Brokerage, der im vergangenen Mai von der UBS zu Crypto Finance gestossen war. Er und der Grossteil seines Vertriebsteams sind bereits weg. Zudem hat auch ein Portfoliomanager das Unternehmen verlassen.
Bereits seit Ende Dezember ist auch Finanzchef Mauro Melchionna nicht mehr Crypto Finance. Er verliess das Unternehmen aus persönlichen Gründen und ist bereits ersetzt worden.
Das Startup hat gerade eine zweite Finanzierungsrunde abgeschlossen. Gemäss Informationen von finews.ch machten die Investoren auch Auflagen, was die Kostenentwicklung des im Sommer 2017 von Brzezek und Tobias Reichmuth sowie Marc P. Bernegger gegründeten Krypto-Startups betrifft.
Hier sparen, dort investieren
Brzezek sagte dazu, das Unternehmen sei immer auf der Suche nach Möglichkeiten, das operative Geschäft zu optimieren. Die Finanzierungsrunde sei ein fester Bestandteil des Businessplans gewesen. Der Stellenabbau im Vertrieb macht nun Mittel frei, um in anderen Bereichen, beispielsweise in der IT-Entwicklung zu investieren. Zwei Mitarbeiter sind dafür zusätzlich eingestellt worden.
Crypto Finance ist das wohl heisseste Startup in der hiesigen Krypto-Szene: Im Sommer 2017 mitten im Bitcoin-Boom gegründet, holte es in der Folge höchst prominente Investoren an Bord, darunter Rainer-Marc Frey, Raymond Bär, Daniel Gutenberg und Philippe Cottier.
Zum Unternehmen gehören auch die Firmen Crypto Fund, Crypto Storage sowie Crypto Broker, womit die Wertschöpfungskette von Vermögensverwaltung über Aufbewahrung bis zu Produkten und Vertrieb abgedeckt wird.
Doch keine Banklizenz
Die Ziele wurden zunächst maximal gesteckt: Crypto Finance wolle eine Banklizenz, hiess es nach der abgeschlossenen Finanzierungsrunde vor einem Jahr. Von dieser Idee rückte das Startup dann wieder ab, doch im Schnellzugtempo ging es weiter.
Im Januar hatte das Team um Brzezek den ersten Krypto-Fonds der Schweiz aufgelegt, im Juni erteilte die Finma die Vertriebsbewilligung und im Oktober 2018 folgte dann die erste Bewilligung als Vermögensverwalter von digitalen Assets.
Inzwischen ist aber der «Krypto Winter» eingebrochen. Entlang der Kurse von Bitcoin, Ethereum und Litecoin sind auch die Bewertungen der Schweizer Krypto-Startups eingebrochen – um 55 Prozent, wie eine Erhebung der Zuger Krypto-Investmentgesellschaft CV VC und der Beratungsfirma PwC kürzlich aufzeigte.
Dienstleistungen auf neues Niveau heben
Der vor allem im Herbst 2017 tobende Hype um Bitcoin und Kryptowährungen hat sich merklich abgekühlt. Vordergründig nennen die Krypto-Unternehmer dies eine «gesunde Entwicklung». Doch das inzwischen deutlich geringere Interesse von Investoren an Krypto-Währungen spüren die Anbieter von Finanzdienstleistungen auch.
Crypto Finance und Brzezek wollen im Vorwärtsgang bleiben. Das Unternehmen werde die eigenen Dienstleistungen «schon bald auf ein Niveau heben, das so nur von einer Handvoll Marktteilnehmern weltweit angeboten werden kann», sagte der CEO.