Lukas Ruflin macht sich als frischer CEO von Leonteq kaum viele Freunde: Die Kapitalerhöhung und das Ausbleiben einer Dividende sind schlecht angekommen. Nun nimmt er Stellung gegenüber finews.ch.
Lukas Ruflin, Mitgründer und neuer CEO von Leonteq, setzt zu Beginn seiner Amtszeit gleich einige Marken: So will er mit einem Projekt namens Ship die Kapitaleffizienz verbessern. Dafür arbeitet Leonteq neu mit Investmentbanken zusammen, die für Emissionspartner das Absicherungsrisiko übernehmen.
Zudem ist Leonteq mit einem überraschend guten Halbjahresresultat drauf und dran, den Turnaround zu beenden. Doch nun hat der Verwaltungsrat eine Kapitalerhöhung beschlossen, und er will bis auf weiteres keine Dividende ausschütten.
Herr Ruflin, Ihre erste grosse Massnahme als neuer CEO von Leonteq ist gleich eine Kapitalerhöhung. Das kommt bei den Aktionären eher schlecht an.
Aufgrund der soliden Leistung unseres Geschäfts kann man davon ausgehen, dass unsere Wachstumschancen intakt sind. Wir müssen aber unsere Kapitaleffizienz verbessern, was wir mit dem Projekt Ship bewerkstelligen wollen. Das Projekt braucht allerdings Zeit, und wir sind darauf angewiesen, dass unsere Gegenparteien ebenfalls investieren.
Was, wenn das Projekt länger dauert als die 18 bis 24 Monate, die Sie dafür rechnen?
Das ist kein Problem: Die Kapitalerhöhung gibt uns die Möglichkeit, weiterhin komfortabel zu wachsen. Wir erwarten aber keine Verzögerung bei Ship.
Die Kapitalerhöhung ist also eine Art Versicherung für Sie?
Wir sichern uns nicht ab für eine Verzögerung von Ship. Es hängt aber vom Kunden und vom Marktumfeld ab, wie schnell die Nachfrage nach Strukturierten Produkten weiter wächst.
«Der Kapitalmarkt befindet sich bei der Leonteq-Aktie in einem Findungsprozess»
Wir wollen unseren Kunden in jedem Marktumfeld Produkte offerieren können.
Die Börse hat den Schritt aber nicht gutgeheissen. Die Leonteq-Aktie notierte am Donnerstag zeitweise mehr als 10 Prozent schwächer.
Der Kapitalmarkt hat immer recht und befindet sich zurzeit bei der Leonteq-Aktie in einem Findungsprozess. Das definitive Urteil überlassen wir den Investoren.
Die Aktionäre sind ebenfalls enttäuscht, weil eine Dividende ausbleibt.
Wir können die Enttäuschung nachvollziehen. Wir gehen aber davon aus, dass wir das Zusatzkapital, das wir über die einbehaltenen Gewinne äufnen, gewinnbringend für unsere Aktionäre reinvestieren können.
Wann dürfen die Aktionäre denn wieder mit Ausschüttungen rechnen?
Wir sind heute nicht in der Lage, einen Zeitpunkt zu nennen.
«Ich habe alle unsere Büros in Asien letzte Woche besucht»
Wir wollen natürlich unsere Stakeholder und Aktionäre zufrieden stellen und bemühen uns, dem Wunsch nach Dividenden in Zukunft nachzukommen.
Alles in allem ist der Ton bei Leonteq viel nüchterner geworden, finden Sie nicht?
Ich glaube, unser Geschäft ist sehr gesund. Wir sind nach dem heutigen Schritt ausgezeichnet aufgestellt für die Zukunft. Wir möchten selbstverständlich weitere Kunden und Kooperationspartner gewinnen.
Früher wurde punkto Partnerschaften zu aggressiv kommuniziert. Haben Sie daraus gelernt?
Die Frage darf nicht sein: Ist die Kommunikation von Kooperationspartnern eine gute Neuigkeit. Sondern: Was bringt das unseren Kunden an Mehrwert? Wenn wir diesen Mehrwert umsetzen können, dann werden früher oder später unsere Wachstumsambitionen erfolgreich umgesetzt. Wir messen uns gerne an greifbaren Resultaten.
A propos: Was gibt es aus Asien Greifbares zu berichten?
Ich habe alle unsere Büros in Asien letzte Woche besucht und bin sehr positiv gestimmt über die Perspektiven dort. Ich glaube, wir haben den Kunden dort viel zu bieten.
«Raiffeisen hat die Kooperationen eher noch verstärkt»
Es wird in allen Regionen mal ein besseres und mal ein nicht so gutes Halbjahr geben, aber der mittelfristiger Trend stimmt absolut.
Macht Ihnen die Absicht von Raiffeisen, die Leonteq-Beteiligung auf 20 Prozent zu reduzieren, Sorgen?
Absolut nicht. Raiffeisen als Aktionärin darf selber entscheiden, welcher Aktienanteil der richtige ist für sie. Wir stellen fest: Bei Unternehmen, bei denen sich Raiffeisen in den vergangenen 18 Monaten von Aktienanteilen getrennt hat, wurde die Kooperation mit ebendiesen Partnern eher noch verstärkt.
Sie sagten, dass Sie recht glücklich seien, und dies trotz Kapitalerhöhung und angeschlagener Aktie. Wieso?
Wir können als Leonteq glücklich darüber sein, dass uns so viele Kunden und Kooperationspartner vertrauen. So gesehen dürfen wir mit einem gewissen Optimismus in die Zukunft schauen.