Fans des Bitcoin sehen in der Kryptodevise eine neue Standardwährung. Die Idee verkauft keiner so gut wie der Ökonom Saifedean Ammous, wie finews.ch kürzlich in Zürich erfahren hat.

Saifedean Ammous (Bild unten) hat als Ökonom noch nicht die grossen Stricke zerrissen. Er lebt und lehrt in Beirut und verfügt über einen ansehnlichen akademischen Werdegang. Seine Publikationen fokussierten bislang vor allem auf den Klimawandel und erneuerbare Energien.

Doch seit einigen Monaten macht Ammous Schlagzeilen. Schlagzeilen in der Welt der Krypto- und Bitcoin-Afficionados, für die sein neues Buch «The Bitcoin Standard» als bislang bestes Werk über die Kryptowährung gilt.

Voller Saal in Zürich

Das Buch liefert auch die bislang am besten fundierten Argumente, warum Bitcoin das Potenzial zur Weltwährung hat und den Weg zurück zu einer Währungsanbindung an einen Standard bahnen kann, wie es Gold vor der Einführung des Bretton-Woods-Systems gewesen ist.

Saifedean Ammous

Die Branchen-Organisation Bitcoin Association Switzerland hat Ammous vergangene Woche nach Zürich geholt. Der junge Ökonom aus Palästina nutzte die Bühne in einem vollen Saal nicht nur, um Werbung für sein Buch zu machen.

Nicht frei von Ideologie

Seine Argumentation erwies sich als überzeugend, stringent und ökomomisch fundiert – jedoch nicht frei von Ideologie. Ammous ist ein klarer Anhänger der Österreichischen Schule für Nationalökonomie und Friedrich August von Hayek, was die Richtung zu einem Bitcoin-Standard vorgibt.

Darum ist es klar, dass Ammous das heutige Währungssystem, die Geldpolitik der Notenbanken und ihre mit Schulden überladenen Staaten als gescheitert ansieht. Und deshalb ist es nach Ammous auch offensichtlich, warum der Bitcoin zum neuen Geldstandard werden kann: Die digitale Devise garantiert individuelle Souveränität, die Währung benötigt keine Regulierung oder Aufsicht, sie ist limitiert und ihren Preis bestimmen allein Käufer und Verkäufer, erklärt er.

Die «härteste Währung»

Im Kern sagt Ammous, dass Bitcoin die bislang «härteste Währung» überhaupt ist, da sie auf 21 Millionen Stück begrenzt ist und bis dahin nur noch mit sehr hohem Einsatz produzierbar und insofern als ideales Wertaufbewahrungs-Mittel dienen kann.

Bitcoin sei darum prädestiniert, Leitwährungen wie den Dollar zu marginalisieren, so wie Gold dies im Laufe des 19. Jahrhunderts mit anderen Edelmetallen getan habe. Grund dafür war: Die Neuproduktion von Gold sank auf immere tiefere Niveaus, während die Reserven stiegen – ganz ähnlich dem Bitcoin heute.

Nur Zeit und Bitcoin sind limitiert

Wer an der Eigenschaft von Bitcoin als Wertaufbewahrungs-Mittel zweifelt, dem begegnet Ammous mit einem innovativen Gedanken: Es gebe nur zwei Dinge auf der Welt, welche in sich limitiert seien, nämlich Zeit und Bitcoin. «Zum ersten Mal überhaupt kann ich einen Wert aufbewahren, dessen Produktion eine bestimmte Zeit in Anspruch nahm und von dem niemand einfach mehr erschaffen kann», so Ammous. Bitcoin sei die fortschrittlichste Technologie, um den Wert von Zeit zu bewahren.

Um die Qualitäten von Bitcoin als «härteste Währung« zu unterstreichen, zieht Ammous über das gegenwärtige Währungssystem her. In diesem habe Geld alle Neutralität verloren und sei Teil eines internationalen Tauschsystems geworden, in welchem Preisschwankungen wichtiger seien als Fundamentaldaten. Im Devisenhandel fluktuieren so rund 1'860 Billionen Dollar, was 25 mal mehr als das Welt-BIP sei.

Goldverkäufe und Arbeitslosigkeit

Um das Argument der harten Währung wie Bitcoin oder Gold zu untermauern, zeigt der Bitcoin-Autor auch auf die Schweiz und auf eine Entwicklung in den 1990er-Jahren.