Postfinance, China Construction Bank und Leonteq sind neu Mitglied der Bankiervereinigung. Der Dachverband muss um seine Zukunft nicht bange sein, findet Thomas Sutter.
Thomas Sutter ist Leiter Kommunikation und stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsleitung der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg).
Vor der Sommerpause stand die Schweizerische Bankiervereinigung wegen des anstehenden Präsidentenwechsels wieder unter intensiver Beobachtung. Selbstverständlich ging dies nicht ohne grössere mediale Geräusche vonstatten. Wohlmeinende Ratschläge und bösartige Kritik hielten sich in etwa die Waage.
Dabei wurden die immer gleichen Schwanengesänge zur Zukunft der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) von den immer gleichen Politikern oder Medienvertretern angestimmt.
Die Begründung war nicht die gleiche, die Schlussfolgerung meist schon: unnötig, zerstritten, ineffizient. Kurz: Sell on bad news.
Drei Schwergewichte neu bei der SBVg
Nun könnte auch ich in immer gleicher Manier kontern und eine Lanze für den Spitzenverband brechen. Doch lassen wir andere sprechen.
Was haben so unterschiedliche Organisationen wie Postfinance, China Construction Bank (CCB) oder Leonteq gemeinsam? Antwort: Alle sind neu Mitglied bei der SBVg.
Ist der Verband also «unnötig»? Kaum, sonst würde mit der Postfinance nicht eine der grössten Inlandbanken ihre Interessen bei uns bündeln. «Zerstritten»? Sicher nicht, sonst würde mit der CCB nicht die einzige chinesische Bank in der Schweiz bei uns mitarbeiten wollen.
«Ineffizient?» Nein, sonst würde sich Leonteq, eines der bedeutendsten Fintech-Unternehmen der Schweiz, nicht beim über 100-Jahre alten Dachverband einbringen wollen.
Viel Lärm um nichts
Was sehen diese drei Unternehmen, was den berufsmässigen Kassandras verborgen bleibt?
Es ist das alte Lied von Problemreduktion und Masse. In einer immer heterogeneren, komplexeren Welt braucht es eine Bankiervereinigung. Wer soll sonst Themen früh erkennen, Meinungen bündeln und Konsens herstellen sowie eine Position klar nach aussen vertreten?
Je mehr Markteilnehmer sie vertritt, desto grösser ist ihre Deutungshoheit. Der Job ist nicht immer einfach. Die Bankiervereinigung muss und kann darin noch besser werden. Aber gäbe es den Spitzenverband nicht, wer könnte es dann machen? Postfinance, China Construction Bank und Leonteq haben dies erkannt – buy on potential growth.
Ich lasse mich also nicht von ein paar lauten Stimmen irritieren.