Laut beklagt die Fintech-Branche das Fehlen staatlicher Anschub-Finanzierung. Umso mehr sorgte die Förderung eines Blockchain-Projekts für Aufsehen – schüttet der Staat nun sein Füllhorn aus?
Die Schweizer Fintech-Szene ist noch immer klein wie ein Dorf. Man kennt sich – und beobachtet den anderen ganz genau.
Entsprechend sorgte dieser Tage der Start eines Blockchain-Konsortiums, an dem unter anderem die Zürcher Kantonalbank (ZKB) und das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) mitwirken, für ein Raunen in der Branche.
Dies weniger wegen des Vorhabens an sich. Sondern, weil das Projekt von der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) des Bundes gefördert wird.
Begeisterter Bundespräsident
Öffentliche Investitionen in Fintech – das fordert die Szene schon lange. Nur zu gerne wird dabei auf Finanzplätze wie Singapur verwiesen, wo ein staatlicher Wagniskapital-Fonds den Jungfirmen unter die Arme greift.
Hoffnung schöpften diese Kräfte letzten Mai, als Bundespräsident Johann Schneider-Ammann (Bild unten, mit Knip-CEO Dennis Just rechts) am ersten Swiss Fintech & Digitization Day mit Branchen-Vetretern zusammentraf und kundtat: «Mich begeistern diese Entwicklungen sehr, es ist wichtig, dass die Schweiz hier Spitze wird.»
Stille in Bundesbern
Seither sind Monate ins Land gegangen, und auf die magistrale Begeisterung ist Stille gefolgt. Ruhig ist es auch um den Auftrag an das Eidgenössische Finanzderpartement (EFD) geblieben, einen Gesetzes-Rahmen für die Fintech-Branche auszuarbeiten. Erste Resultate wurden auf den Herbst hin versprochen.
Umso mehr musste deshalb auffallen, dass sich die KTI für ein Fintech-Projekt in Zeug legte. Denn die Kommission ist Teil des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), dem wiederum Schneider-Ammann als Minister vorsteht. Profitieren ZKB und IFZ am Ende von einer Geste des Bundespräsidenten?
Scheck für Innovation
Auf Anfrage von finews.ch bringt eine KTI-Sprecherin Licht in die Angelegenheit: Was das Schweizer Blockchain-Konsortium erhielt, war ein so genannter Innovations-Scheck. Dieser wird ausgestellt, um eine Machbarkeitsstudie zu finanzieren. Es handelt sich dabei um eine Vorstufe zum klassischen Forschungs- und Entwicklungsprojekt (F&E), wie es die KTI fördert.
Innovations-Schecks werden ausschlesslich an die Hochschul-Forschung überwiesen – in Fall des Blockchain-Konsortiums wohl ans IFZ. Dasselbe Muster gilt auch auf Projektstufe. Die KTI bezahlt ihre Fördergelder nur an die Forschungspartner aus. Es fliesst kein Geld zu den Unternehmen. Im Gegenteil: die sind verpflichtet, mindestens 50 Prozent der Projektkosten zu übernehmen.
Einen Fintech-Schwerpunkt wird es nicht geben
Nach einem Füllhorn klingt das nicht. Vielleicht hält sich deshalb auch die Nachfrage aus der Fintech-Szene nach KTI-Gelder in engen Grenzen. «Wenn man Fintech im engeren Sinn betrachtet, ist das genannte Projekt sicher eines der ersten, das unterstützt wird», so die Sprecherin.
Auch winkt man bei der KTI bezüglich eines Fintech-Schwerpunkts ab. Betreffend F&E-Projektförderung wird es keine Angebote oder Massnahmen speziell zum Thema Fintech geben, hiess es.
Nur keine Anreize schaffen
Eine Ausnahme von der Regel bildet offenbar die Initiative «Women in Fintech» der Branchen-Vereinigung Swiss Finance + Technology Association, die vom KTI im Bereich Startup gefördert wird.
Das ist die Krux: Die KTI darf keinerlei Anreize für bestimmte Branchen schaffen. Es sei denn, sie habe explizit den Auftrag dazu. Stattdessen gilt, dass die Initiative zur Innovation von der Privatwirtschaft her kommen muss.
Korrekt blockiert
Ganz ähnlich interpretiert die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) ihre Haltung gegenüber den aufstrebenden Fintech-Unternehmen. «Ob ein Fintech-Hub entsteht, entscheidet der Markt», sagte deren Direktor Mark Branson letzten Frühling im Gespräch mit finews.ch.
Diese Haltung mag zwar ordnungspolitisch korrekt sein. Sie birgt dennoch das Risiko, dass sich die Schweiz in Sachen Fintech selber blockiert.