Sie sind die Hoffnung auf dem Schweizer Finanzplatz: die Asset Manager. Aber nicht nur die entsprechende Initiative droht zu scheitern. Die Asset Manager selber scheinen im Elfenbeinturm die Zukunft zu verpassen.
Sie war 2012 angesichts der bestenfalls noch durchschnittlichen Aussichten des Schweizer Private Bankings mit viel Tamtam von der Schweizerischen Bankiervereinigung und der Swiss Funds & Asset Management Association aus der Taufe gehoben worden: Die Asset-Management-Initiative, welche die Branche zu einer tragenden und international führenden Säule des Schweizer Finanzplatzes formen soll.
finews.ch hat verschiedentlich aufgrund von Recherchen eine kritische Sicht zu den Fortschritten geäussert – während die Initianten glauben machen wollen, kurz vor dem Durchbruch zu stehen.
Eine Branche sieht rosa
Diese unterschiedlichen Wahrnehmungen scheinen ein Gesamtproblem des Schweizer Asset Managements zu sein. Diesen Schluss lassen jedenfalls Ergebnisse einer Studie zu, welche das Beratungsunternehmen zeb und das Swiss Finance Institute (SFI) veröffentlicht haben.
Die «Asset Management Studie Schweiz 2015» zeichnet nämlich das Bild einer Branche, die sowohl Know-how als auch Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit durch eine rosa Brille sieht.
Investoren sehen es anders
Die Studie ist bei 500 Branchenteilnehmern durchgeführt worden, das heisst bei Anbietern und bei den Investoren sowie weiteren Marktteilnehmern. Der wichtigste Input zur Studie ist aber jener der Investoren – diese entscheiden schliesslich, ob sie für ihre Gelder einen Schweizer Anbieter wählen oder eben einen aus dem Ausland.
Die Investoren, so heisst es in der Auswertung, vertrauten der Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Asset Manager zunehmend weniger. Ob dieses Fazit die Anbieter aufrüttelt, darf bezweifelt werden.
Vorsprung gegenüber ausländischen Konkurrenz?
Denn bei diesen sei sowohl Selbstbewusstsein als auch Optimismus stark ausgeprägt. Hauptgrund für dieses positive Selbstbildnis ist die Infrastruktur des Schweizer Finanzplatzes. Die hiesigen Asset Manager sehen sich deswegen gegenüber der ausländischen Konkurrenz nicht nur im Vorsprung. Sie gehen auch davon aus, dass dieser Vorsprung weiter anwächst.
Die Studienverfasser von zeb und SFI warnen hingegen: Angesichts der Globalisierung und Digitalisierung sei es falsch, die gute Infrastruktur als zentralen Erfolgsfaktor zu zählen.
«Scheinsicherheit» behindert Innovation
So schaffe sich die Branche eine Art «Scheinsicherheit», was die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft behindere.
Diese ist aber absolut notwendig – nicht nur im Urteil der Studienverfasser, auch in jenem der Investoren. Offenbar täuschen sich manche Schweizer Asset Manager in ihrem Selbstbild. Denn Investoren beurteilen die Innovationskraft der Branche sowie Produkte und Lösungen weitaus kritischer.
Die Qualität international akzeptierter Investmentlösungen ist aus Sicht von Investoren nur mittelmässig. Die Diskrepanzen zeigen sich auch hinsichtlich der Qualität des Risikomanagement, der Asset Allocation, der Compliance-Kultur und der organisatorischen Effizienz.
Extrem positives Selbstbildnis
Die Studienverfasser kommen zum Schluss, dass das extrem positive Selbstbild der Asset Manager dem Reality Check durch Investoren und anderen Marktteilnehmern nicht standhält. Ihre rhetorische Frage bringt es auf den Punkt: «Kennen die Asset Manager die Bedürfnisse ihrer Kunden?»
Die Branche wünscht sich ein stärkeres Lobbying für das Asset Management, fordert Unterstützung von Politikern und Erleichterungen für ihre Branche und beschwert sich lauthals über die Regulierung.
Zu wenig für die Zukunft
Dabei liege die Hauptverantwortung für ihre Wettbewerbsfähigkeit bei den Asset Managern selber, so die Studienautoren. Sie seien angehalten, echte Alleinstellungsmerkmale auszuarbeiten, ihre Innovationskraft zu stärken, Geschäftsmodelle zu überprüfen und sich auf profitable Aktivitäten zu konzentrieren.
Dies seien ernste Herausforderungen, die deutliche Anstrengungen notwendig machten, lautet die Mahnung. Die Schweizer Asset Manager fallen zwar international nicht ab. Doch sei dies zu wenig für eine erfolgreiche Zukunft.