Drei hierzulande tätige Hedgefonds-Spezialistinnen schafften es in ein viel beachtetes Ranking. Doch der Finanzplatz wird daraus kaum Kapital schlagen können.
Als einzelne Frau in einer 3'000-Milliarden-Dollar-Industrie mit mehr als 10'000 konkurrierenden Firmen herauszustechen, ist kein einfaches Unterfangen. Umso mehr, wenn sich die Branche bisweilen selber als Bastion des Machotums bezeichnet. Und erst recht, wenn man in der Schweiz arbeitet, während die Zentren der Industrie in den USA, Grossbritannien und in der Karibik liegen.
Leda Braga, Frederike Helfer und Maggie Rokkum-Testi haben es trotzdem geschafft. Sie können sich ab sofort zu den «50 Leading Women in Hedge Funds» zählen – zu den einflussreichsten Frauen im Hedgefonds-Geschäft. Das begehrte Ranking wird vom Fachmagazin «Hedge Fund Journal» alle zwei Jahre durchgeführt. Wer es einmal unter diese Top-50 geschafft hat, braucht sich um die Aufmerksamkeit der Hedgefonds-Industrie nicht mehr zu kümmern.
Weniger gut stehen indes die Chancen, dass das Schweizer Asset Management die Auszeichnung von Braga, Helfer und Rokkum-Testi wahrnimmt. Und das nicht nur, weil der hiesigen Fondsindustrie Starrummel jeglicher Art suspekt ist. Doch davon später.
Genie in der Karaoke-Bar
Ohne Zweifel ein solcher Star ist Leda Braga (Bild ganz oben). Schon 2013 wurde die 48-jährigen Brasilianerin vom «Hedge Fund Journal» zur «mächtigsten Hedge-Managerin» gekürt. Die Superlative kommen nicht von ungefähr: Blendende Ausbildung, blendende Karriere und blendendes Aussehen fallen bei der von Genf aus operierenden Finanzfrau zusammen.
Braga kam 2001 in die Rhonestadt, nachdem ihr früherer Kollege bei J.P. Morgan, Michael Platt, den Hedgefonds Bluecrest mit Ableger in Genf gegründet hatte. Im Jahr 2004 bekam sie ihren eigenen Fonds: Bluetrend, der auf Algorithmen-gestützen Quant-Strategien basiert. Während die Börsen 2008 in den Strudel der Finanzkrise stürzte, steigerte Braga das Fondsvermögen um mehr als 40 Prozent – und gilt seither als Finanzgenie.
Seit 2015 ist sie nun mit ihrer eigenen Firma Systematica Investments unterwegs – mit mehr als 100 Angestellten in New Jersey, Genf, New York, London und Singapur und rund 9 Milliarden Dollar an Kundengeldern. Und das offenbar so erfolgreich, dass sie mit ihrem Team kürzlich in der Karaoke-Bar feiern ging.
Aktivistin mit Wirkung
Weit weniger im Rampenlicht stand bisher Frederike Helfer (Bild oben). Was nicht heissen will, dass es der 38 Jahre jungen Österreicherin an Einfluss mangelt. Im Gegenteil: Helfer gehört zu den ganz wenigen Frauen, die als aktivistische Investorinnen ein Grossunternehmen nach ihrer Pfeife tanzen lassen.
Helfer ist eine Partnerin mit Beteiligung am Aktivisten-Hedgefonds Cevian Capital. Der 14-Milliarden-Dollar-schwere Finanzinvestor aus Schweden kauft sich bei Firmen ein, wo er sich durch Einflussnahme auf die Firmenstrategie eine Steigerung des Börsenwerts erhofft. Cevian operiert dabei fast immer leiser als die meisten Mitbewerber. Aber äusserst effektiv: Beim Schweizer Logistiker Panalpina segnete Cevian als Grossinvestor im Jahr 2013 den Abtritt von CEO Monika Ribar ab – ein Schritt, der damals von Beobachtern als sehr positiv aufgenommen wurde.
Von der Cevian-Niederlassung in Pfäffikon SZ aus drückte Helfer derweil der britischen Firmenlandschaft ihren Stempel auf. Laut dem «Hedge Fund Journal» leitete sie 2012 die Aufspaltung des Industrieunternehmens Cookson in die Firmen Alent und Vesuvius, die jeweils einzeln an die Börse gebracht wurden. Weiterhin sitzt sie für Cevian im Verwaltungsrat der finnischen Industriefirma Valmet und prägt dort die Strategie mit.
Mit der Gestaltung von Unternehmenstrategien kennt sich Helfer aus: Vor ihrem Antritt bei Cevian war die diplomierte Immobilienentwicklerin und Stadtplanerin vier Jahr lang für die Beratungsschmiede McKinsey tätig.
Karrierestart bei der BSI
Mit Strategien beschäftigt sich auch Maggie Rokkum-Testi (Bild oben) – allerdings mit jenen anderer Hedgefonds-Manager. Als Mitgründerin und Investmentchefin des Finanzinvestors Thalia Invest in Lugano TI verantwortet sie die Anlage von Kundengeldern in verschiedene Einzelfonds. Rokkum-Testi hat ihre Banking-Karriere einst als Händlerin von Devisen-Optionen bei der Tessiner Banca della Svizzera Italiana (BSI) begonnen. Noch immer verwaltet sie für die Bank, die bis 2014 auch Mehrheitseignerin von Thalia Invest war, diverse Fonds.
Wie ihre Kolleginnen Braga und Helfer ist Rokkum-Testi bestens ausgebildet: Sie hält Master-Abschlüsse von Hochschulen in Italien und Norwegen.
Während in den angelsächsischen Hedgefonds-Hochburgen das neueste Ranking wohl noch viel zu Reden geben wird, dürfte es im Schweizer Asset Management bestenfalls zur Kenntnis genommen werden.
Fokus liegt anderswo
Trotz wiederholten Ansiedlungsversuchen und Standort-Marketing hat sich unser Land nicht als der erhoffte Magnet für Hedgefonds erwiesen. Entsprechend beschränken sich die Aktivitäten jener Finanzinvestoren hierzulande weitgehend auf die Cluster in Pfäffikon SZ und am Genfersee.
Und während am Finanzplatz durchaus der Wille vorhanden ist, den Asset-Management-Standort Schweiz zu stärken, so liegt der Fokus dabei nicht auf Spezialitäten wie Hedgefonds. Stattdessen versuchen die Branchenvertreter, die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Branche zu steigern.
Daran werden auch drei talentierte Finanz-Frauen nicht so schnell etwas ändern können.