Sie heissen ‹100 Women in Hedge Funds›. Doch mittlerweile zählt das Finanzfrauen-Netzwerk bereits 13'000 Anhängerinnen und Prinz Harry zu seinen Gönnern. Entsprechend grosse Pläne hegt die Organisation – nicht zuletzt in der Schweiz.
Wer einmal ein Treffen der «100 Women in Hedge Funds» besucht hat, vergisst es nicht so schnell. Dies, obwohl der Anlass anderen Finanz-Events eigentlich aufs Haar gleicht: Die Location ist nobel (etwa ein Zürcher Zunfthaus), die Apéro-Häppchen sind klein, und im Smalltalk geht um so gewichtige Dinge wie die Börse und neue Finanzprodukte.
Doch einen entscheidenden Unterschied gibt es trotzdem: Im Saal, auf dem Podium, an den Stehtischchen – überall sind Frauen. Die wenigen Männer, die sich hierher getraut haben, halten sich schüchtern an ihren Weingläsern fest. Sie wissen: Tagsüber mögen sie das Banking noch dominieren. Doch an Abenden wie diesen sind sie die Exoten.
Auch in der Schweiz im Vormarsch
Dabei ist es gut möglich, dass bald noch mehr Banker diese Erfahrung machen werden. Denn die Finanzfrauen-Vereinigung ist weltweit auf dem Vormarsch – auch in der Schweiz.
Als die Vereinigung «100 Women in Hedge Funds» im Jahr 2001 gegründet wurde, konnte davon noch keine Rede sein. Frauen in Führungspositionen waren im Banking – und erst recht in der Hedge-Fund-Branche – dermassen dünn gesät, dass allein die Suche nach ihnen die vordringliche Aufgabe der Vereinigung war.
Von null auf 13'000 Mitglieder
Ganz anders heute. «100WHF», wie sich die Organisation mit Sitz in London gerne auch nennt, zählt mittlerweile 13'000 Mitglieder auf drei Kontinenten. Diese Frauen rekrutieren sich aus 2'800 Hedge Funds, 1'000 sonstigen Fonds und 500 institutionellen Finanzinstitutionen – dem Verein zufolge sitzen rund 1'000 seiner Mitglieder sogar in Top-Positionen bei Finanzfirmen.
Dazu zählen etwa Anne Richards, Investmentchefin des auch in der Schweiz tätigen schottischen Fondsanbieters Aberdeen Asset Management. Oder Lisa Petrelli, Managing Director und Aktienhändlerin bei UBS Securities sowie Sophie Neuhut, Marketing-Manager beim Schweizer Versicherungsspezialisten Twelve Capital und Cecilia Müller-Chen, Managing Director bei STOXX in der Schweiz.
Gala im Genfer Kempinski
Das reicht, um die Aufmerksamkeit der Schönen und Reichen auf sich zu lenken. So sitzt mit Ivanka Trump die Jet-Setterin und Tochter des amerikanischen Immobilien-Tycoons und Unternehmers Donald Trump im Verwaltungsrat der Vereinigung, während der britische Prinz Harry sogar zu den Patrons gehört.
Mittlerweile bewegen «100WHF» erkleckliche Geldsummen: 36 Millionen Dollar sammelte die Organisation bisher für wohltätige Zwecke ein. Allein 270'000 Franken spendeten die Hedge-Fund-Managerinnen im vergangenen November der Schweizer Krebsliga im Rahmen eines Gala-Events im Genfer Fünfstern-Hotel Kempinski.
Zweite Stufe gezündet
Doch die selbsternannten Hedge-Fund-Wohltätigkeits-Engel wollen es nicht dabei bewenden lassen. Nach einer internen Reorganisation der Vereinigung machen sie sich nun daran, die zweite Stufe ihres Aufstiegs zu zünden.
Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) nämlich berichtet, will die Organisation jetzt in der Philantropie-Szene Fuss fassen. «100WHF», gehen nun offenbar die im angelsächsischen Raum reichlich vorhandenen Philanthropie-Stiftungen an, um dort ihre Mitglieder als Expertinnen zu positionieren.
Philanthropie mit Potenzial
Vorerst beschränkt sich diese Initiative auf Grossbritannien, wie eine Sprecherin von «100WHF» gegenüber finews.ch präzisierte. Doch es sei durchaus denkbar, dass das Engagement auch auf andere Länder ausgedehnt werde.
Tatsächlich böte die Schweiz diesbezüglich einiges an Potenzial. Auch hier ist sind Hunderte von Stiftungen ansässig, und nicht wenigen fällt es inzwischen schwer, ihrem Zweck nachzukommen.
Reichlich Staub aufwirbeln
Gleichzeitig führen alle grossen Private-Banking-Häuser, allen voran die UBS, spezielle Abteilungen für Philanthropie-Beratung. So gesehen könnte die Expansion der Hedge-Fund-Managerinnen aus London noch reichlich Staub aufwirbeln.