Per offenem Brief rechnete ein Ex-Goldman-Sachs-Banker mit seinem Arbeitgeber ab. Die Bank untersuchte die Vorwürfe und findet: Unberechtigt. Fast, zumindest.
Ein reiner Zufall ist es vielleicht nicht, dass Goldman Sachs nur elf Tage vor Veröffentlichung des Buches nach vorne prescht.
Greg Smith, der ehemalige Leiter Aktienderivate Europa, Nahost und Afrika, hatte im letzten Frühjahr in einem offenen Kündigungsschreiben in der «New York Times» kein gutes Haar an der Bank gelassen.
Abrechnung erscheint am 22. Oktober
Von einer «giftigen und destruktiven Arbeitsumgebung» hatte er geschrieben. Bei Goldman Sachs gehe es nur noch darum, Kunden zu schröpfen und Geld zu scheffeln.
Am 22. Oktober erscheint nun sein Buch «Why I left Goldman Sachs» («Warum ich Goldman Sachs verlassen habe»).
Auf 288 Seiten lässt sich tatsächlich noch viel mehr enthüllen, als in einem Zeitungsartikel. Goldman Sachs hat sich wohl auch daher den richtigen Zeitpunkt ausgesucht, zum Gegenangriff überzugehen.
Goldmans «Muppet-Jagd»
Die Ergebnisse interner Ermittlungen zu Smiths Vorwürfen hätten ergeben, dass diese nicht haltbar seien, schreibt die US-Bank.
«Muppet-Jagd» war der Arbeitstitel der Untersuchungstruppe. Die Ermittler befragten Dutzende Angestellte und durchsuchten Tausende Emails nach irgendwelchen Hinweisen auf das berühmte Puppenspiel.
Immerhin 4'000 Referenzen
4'000 solcher Referenzen fand man zwar – doch der Grossteil bezog sich tatsächlich auf den gleichnamigen Film im letzten Jahr, berichtet die Bank weiter.
Nur eine Email an Greg Smith habe das Wort tatsächlich im Zusammenhang mit Kunden verwendet. Doch tatsächlich sei der Arbeitskollege von Smith nur frustriert gewesen und habe Smith um Hilfe gebeten.
Bitte um Hilfe
Die «Muppets» würden einfach nicht verstehen, wie man mit Futures umgeht. «Kannst Du eine Email schreiben, in der Du das genau erklärst?», fragt der Mitarbeiter Smith in dem Brief wörtlich.
Auch zu weiteren Vorwürfen, die Smith erhoben hatte, nimmt Goldman Sachs Stellung. Die Unternehmenskultur habe die Bank in ihrer 137-jährigen Geschichte aus den Augen verloren, es gehe nur noch darum, Kunden zu schröpfen und Geld zu machen, klagte Smith etwa auch an.
Ganz unwichtig sei Greg Smith das Geld allerdings auch nicht, so sein ehemaliger Arbeitgeber.
Über Bonus beschwert
Die Ermittlungen hätten nämlich ergeben, dass er sich nur zwei Wochen vor seiner Kündigung über seinen zu niedrigen Bonus beschwert hatte.
Zwar ist nicht bekannt, wie hoch dieser war, verlangt hatte Smith aber mindestens eine Million Dollar. Smith Jahresgehalt betrug bereits 750'000 Dollar.
Lukrativer Buchvertrag
Die Million könnte er nun doch noch scheffeln, mehr als das. Wie die «New York Times» berichtet, erhielt er vom Verlag Grand Central Publishing, einer Tochter der Hachette Book Group, um die 1,5 Millionen Dollar für die Rechte an seinem Werk.