Die Genfer wollen schaffen, was noch keiner anderen Schweizer Privatbank gelungen ist: Mit dem Zukauf der Venture Finanzas wollen sie in Spanien Fuss fassen.
Vor Mirabaud haben sich bereits andere Schweizer Privatbanken auf der Iberischen Halbinsel versucht und sie wieder verlassen: Sarasin, Julius Bär, Vontobel.
Daher ist im Rahmen ihres Wachstumsstrebens die Expansion in Madrid und Barcelona derzeit wohl das grösste Abenteuer der Genfer Bank.
«Gekommen, um zu bleiben»
«Wir sind gekommen, um zu bleiben», verkündet Lionel Aeschlimann, Partner von Mirabaud. Der Kauf des spanischen Brokerhauses Venture Finanzas gilt intern als Prestigeprojekt von CEO Antonio Palma, der Spanier ist.
Doch Aeschlimann fühlt sich als kleiner Anbieter, der sein Geschäft fast nur ausdehnen kann, seiner Sache relativ sicher: «Nur schon ein Stück eines geschrumpften Kuchens reicht aus, damit unser Engagement als Nischenanbieter ein Erfolg wird.»
Der Vorteil des Kleinen
Die Genfer Bank schickt sich nun an, mit einem neuen Chef, der von einer spanischen Bank zu ihr stösst, aus dem bislang mehrheitlich auf Mass-Affluent-Kunden ausgerichteten Institut eine Privatbank aufzubauen.
Und sie wirbt nun mit dem Namen Mirabaud für Vertrauen im krisengeschüttelten Land: «Wir sehen viel Nachfrage für ein Modell wie unseres. Dieses steht für Unabhängigkeit, kein Bilanzrisiko und Kundenorientierung», sagt Aeschlimann gegenüber «finews.ch».
Krise beschleunigte Übernahme in Spanien
Obwohl die Genfer Bank schon seit geraumer Zeit persönliche Beziehungen nach Spanien unterhält (ihr CEO ist Spanier, der Bankpartner Lionel Aeschlimann ist mit einer Spanierin verheiratet), wagte sich die Bank erst seit 2010 richtig ins Land vor.
Sie übernahm zwar bereits kurz vor Ausbruch der Krise eine 25-Prozent-Beteiligung am lokalen Broker-Partner Venture Finanzas und vereinbarte, das Finanzhaus langfristig gänzlich zu übernehmen.
Mit der Akzentuierung der Krise hat Mirabaud ihren Übernahmeplan aber beschleunigt und ist nun daran, die lokale Gesellschaft vollständig umzustrukturieren.
Ab-, Um- und Aufbau
Von den gegen 100 Finanzas-Mitarbeitern (darunter auch rein nach Umsatz bezahlte Agenten) sind noch 60 übrig. Der Abbau bei der bisherigen Belegschaft dürfte sich fortsetzen.
Dem spanischen Kleinanleger ist die Lust an der Börse vergangen und den Brokern geht die Arbeit aus. Zugleich sucht Mirabaud zur Verwirklichung ihrer Privatebanking-Ambitionen erfahrene Berater.