Die Banque Reyl führt seit neustem eine Tochterfirma, die sich den Bedürfnissen der US-Kunden widmet. Ein Gespräch mit Roger Gröbli, Chef von Reyl Overseas.
Herr Gröbli, die Gesellschaft Reyl Overseas Ltd. in Zürich richtet sich an amerikanische Kunden, die seit einigen Monaten bei einigen Schweizer Banken nicht mehr erwünscht sind. Begeben Sie sich damit nicht auf ein höchst problematisches Territorium?
Wir haben bereits mit derselben Firma, vormals unter dem Namen Solitaire Overseas Ltd., US-Kunden betreut. Diese Gesellschaft wurde unlängst von der Genfer Banque Reyl übernommen und auf Reyl Overseas Ltd. umbenannt. Dadurch wird für unsere Kunden Kontinuität, sowie die Wahrung von Gesetzen und Richtlinien sichergestellt.
Um amerikanische Kunden betreuen zu können, braucht es eine spezielle Registrierung von der US-Börsenaufsicht. War es schwierig, diese zu erhalten?
Nein, da Solitaire Overseas Ltd. bereits ein so genannter SEC-registered Investment Advisor» war. Wir haben lediglich einen Namenswechsel vollzogen. Aufwändig und kostenintensiv ist vor allem die Administration. Daher ist ein gewisses Volumen für ein erfolgreiches Geschäft Voraussetzung.
Dann begeben Sie sich nun doch auf dieses heikle Terrain jener Kunden, die bei anderen Banken nicht mehr erwünscht waren.
Nein. Wir haben durch Solitaire Overseas Ltd. ein sauberes Portfolio an US-Tax-Compliant-Kunden übernommen und bauen auf dieser Basis das Geschäft nun weiter aus. Zusätzlich übernehmen wir US-Tax-Compliant Kunden und Kundengruppen von Gesellschaften, die den rechtlichen Anforderungen der USA nicht entsprechen.
So einfach ist das?
Grundsätzlich gibt es keine einfachen Geschäfte. Hält man sich an die geltenden Gesetze und Gepflogenheiten bietet der US-Markt jedoch ein enormes Potential.
Nehmen Sie auch Kunden auf, die von anderen Banken kommen?
Ja, von Banken und Vermögensverwaltern, die ihre deklarierten US-Kunden auf Grund fehlender Regulierung nicht mehr selber betreuen können und dürfen.
Wo sitzt Ihre Kundenbasis? Sind das hauptsächlich Expats in der Schweiz?
Unser Kundenstamm besteht hauptsächlich aus Einzelpersonen in den USA. Dort bauen wir unser Geschäft auch aus. US-Tax-compliant ist natürlich ein weiter Begriff. Natürlich zählen auch US-Bürger, die in der Schweiz leben, zu unserer Zielgruppe.
Wie gross ist Reyl Overseas Ltd., und was sind Ihre Ziele in der nahen Zukunft?
Momentan beschäftigt Reyl Overseas vier Personen in Zürich. Vorerst wollen wir organisch wachsen. Akquisitionen sind also nicht geplant, da man in den meisten Fällen nie genau weiss, was man für Kundenportefeuille übernimmt. Dieses Risiko wollen wir nicht auf uns laden. Angaben zu den verwalteten Depots machen wir vorläufig keine. Es ist jedoch klar, dass Reyl Overseas noch klein ist und im Reyl-Angebot eine Nische füllt.
Wieso bringt ein amerikanischer Kunde sein Geld in die Schweiz?
Das Swiss Banking bleibt trotz aller Turbulenzen für viele vermögende Personen in der Welt attraktiv. Schaut man sich im hiesigen Markt um, wird man schnell feststellen, dass die meisten grossen US-Banken ihren Personalbestand in letzter Zeit deutlich hochgefahren haben. Das ist ein klares Indiz dafür, wie interessant die Schweiz als Finanzplatz ist und eine langjährige Expertise in der Verwaltung von Kundengelder vorweisen kann.
Wie unterscheidet sich Reyl Overseas Ltd. von diesen weitaus grösseren US-Instituten?
Ein vermögender US-Kunde, legt sein Geld aus Diversifikationsgründen in der Schweiz an, zumal er viele Geschäfte in den USA gar nicht machen kann. Der hiesige Finanzplatz hingegen bietet einen idealen Zugang zu zahlreichen Märkten. Zusätzlich profitiert der US-Kunde vom starken Franken, einer tiefen Verschuldung der Schweiz sowie der politischen Stabilität. Aber auch für Transaktionen und Anlagegeschäfte in Europa ist es für Amerikaner attraktiver zu einem lokal verankerten Spezialisten zu gehen, als zu einer US-Bank.