Erst war sie die prominenteste Bankerin, dann die bekannteste Aussteigerin. Diese Woche war sie der Star am Netzwerk-Treffen der Solothurner Unternehmerinnen.
Vor zwölf Jahren galt Christine Novakovic – noch unter ihrem Mädchennamen Licci – in Frankfurt als Star-Bankerin. Diese Woche freute sich der Networking-Verein der Solothurner Unternehmerinnen über den prominenten Gast.
Die 46-jährige Novakovic, die heute bei der UBS das Firmenkundengeschäft in der Schweiz leitet, kam aus Zürich angereist und backte mit den Unternehmerinnen Kuchen in einer lokalen Konditorei, wie die «Aargauer Zeitung» berichtete.
Frühere Glanzzeiten
Zu ihren Glanzzeiten, als «Managerin des Jahres» («Wirtschaftswoche» 2003) und einzige Frau im Vorstand eines deutschen Finanzkonzerns rührte Novakovic mit der ganz grossen Kelle an.
Dann verschwand die gebürtige Südtirolerin aus dem Rampenlicht, mittlerweile mit einem Schweizer Headhunter verheiratet, versuchte sie sich in Zürich als Kunsthändlerin und profilierte sich während der Bankenkrise als Kritikerin der deutschen Managerkaste.
Im Februar 2011 feierte sie sodann bei der UBS als Leiterin des Corporate und Institutional Clients-Geschäfts (CIC) ihr Comeback in der Finanzbranche (finews.ch berichtete).
ManagerINNEN-Weisheiten
Nun liess sie ihre Gastgeberinnen an ihren Erfahrungen als Frau in den Geschäftsetagen von Weltkonzernen teilhaben:
- «Wir müssen wieder lernen, zuzuhören. Wir Banker wissen ja schon, was der Kunde braucht, bevor wir überhaupt bei ihm waren und uns seine Bedürfnisse angehört haben.»
- Geld sei immer Ängsten verbunden: «Wer zu wenig Geld hat, der hat Existenzängste. Wer zu viel hat, hat Angst, es zu verlieren.»
- Bei ihr stehe der Mensch im Mittelpunkt.
- Sie habe «ein wunderschönes Büro» an der Züricher Bahnhofstrasse. «Aber man ist hier alleine», sagte sie. Was sich draussen abspiele, wüsste sie nicht, würde sie nicht nach aussen vordringen.
- Je weiter weg von der Zentrale, desto besser sei die Stimmung der UBS-Mitarbeiter.
- Männer erzielen schnellere und grössere Gewinne. Die Entscheidungen von Frauen, performen langfristig besser.»
Rolle als Paradiesvogel genossen
Letzteres muss sie in ihrer neuen Funktion erst beweisen. An ihren bisherigen beruflichen Stationen blieb sie dank «Bilderbuchkarriere» nie lange genug, um sich an ihren eigenen Worten messen zu lassen.
Sie war mit 34 Jahren in den Vorstand der Citibank aufgestiegen und wechselte bereits 2005 zur Hypovereinsbank. Dort schied sie nach nur einem Jahr in den Wirren rund um die Übernahme durch den italienischen Unicredit-Konzern aus.
Gemeinsames Kuchenbacken – der neue Werbeslogan der UBS?
Novakovic war einige Jahre lang Deutschlands einzige Frau in der Rolle eines Konzernvorstandsmitglieds. Sie wurde zur Bannerfrau des deutschen Feminismus und genoss den Status als Paradiesvogel in der Finanzbranche.
Noch immer ist Novakovic als Frau in der Minderheit in den Führungsetage der Bank. Doch jetzt muss sie den Plattitüden Taten folgen lassen, um sich gegenüber der aufstrebenden Credit Suisse zu behaupten.
Erste Spuren innerhalb der UBS hinterliess sie, als sie vor einem Jahr zusätzlich zu ihrer angestammten Funktion auch noch die Verantwortung für den Bereich Unternehmenskunden übernahm und den damaligen Leiter Fulvio Micheletti aufs Nebengleis beförderte. Eine Massnahme, die intern nicht als besonders menschlich gewürdigt wurde.