Brady Dougan, Konzernchef der Credit Suisse, bleibt in Interviews zumeist distanziert. Viel von seiner Person schimmert da nie durch.
Das ist auch beim jüngsten Interview im «Tages-Anzeiger» der Fall. Bereits in den anderen Medien viel zitiert, kündigt der Credit-Suisse-CEO nichts wesentlich Neues an.
Viel ist von den schwierigen Rahmenbedingungen die Rede und davon, was die Credit Suisse schon alles in die Wege geleitet hat.
Formal und geschäftsbezogen
Brady Dougan gibt sich auch weitaus weniger pessimistisch als andere Berufskollegen und sieht sowohl für seine Bank als auch für den Schweizer Finanzplatz Chancen in der Zukunft.
Für Brancheninsider interessant sind Dougans Aussagen gegen den Schluss des Interviews, wo er, befragt nach einem persönlichen Wunsch, einmal mehr höchst formal und geschäftsbezogen antwortet.
Gut für alle Länder und alle Menschen
Zunächst erwidert er: «Für die Welt wäre es gut, wenn mehr Stabilität, mehr Wachstum und mehr Jobs geschaffen würden. Das wäre gut für alle Länder und alle Menschen.»
Der Interviewer, der gerne etwas Persönliches hören möchte, fasst nach und fragt: Und für Sie persönlich?
Dougan antwortet: «Erfolg mit unserer Strategie. Wir vollziehen viele Veränderungen früher als die Konkurrenz. Wir gingen anders als die Konkurrenz davon aus, dass sich nach 2008 die Bankbranche grundlegend ändern muss. Darin besteht auch ein Risiko für uns: Zieht die Konkurrenz mit?»
Vergleich mit der UBS
Noch immer nicht ganz glücklich mit dieser Antwort wiederholt der Interviewer. Und Ihr persönlicher Wunsch? Worauf Dougan zu verstehen gibt, dass er bereits persönlich geantwortet hat.
Also sagt er nun: «Eben: Erfolg mit unserer Strategie. Wir sind ein ziemliches Risiko eingegangen, weil wir anders handelten als die anderen Banken. Trotzdem wird es nicht anerkannt. Wir hatten das ganze Jahr folgende Debatte: Die UBS sagte, die neuen Regulierungen seien schlecht. Wir sagten, nein. Die UBS sagte, sie müsse den Hauptsitz ins Ausland verlegen. Wir sagten, das müssten wir nicht tun. Die UBS sagte, Cocos sind schlecht. Wir sagten, die sind gut. Die Anleger fragten: Wie kann das sein? Wir bekamen recht. Und trotzdem: Niemand differenziert.»
Dougans Job wie die Zukunft des Euro
Schliesslich wird Dougan am Schluss des Interviews dann doch noch etwas persönlich. Immerhin wissen wir jetzt, dass er sehr gern ist, wo er ist und er sich voll mit der CS identifiziert. Die Frage lautet: Werden Sie die CS auch in fünf Jahren noch führen?
Und Dougans Antwort: «Das ist wie bei der Frage zur Zukunft des Euro. Das weiss ich nicht sicher, aber ich habe jedenfalls keine anderen Pläne. Ich bin sehr gern, wo ich bin, und identifiziere mich voll mit der CS.»