Brady Dougan hat es doch noch geschafft: Seine Finanzunternehmen in New York ist im Geschäft. Der Ex-CEO der Credit Suisse plant nichts anderes, als das Investmentbanking zu disruptieren.
Die Welt im Jahr 2020 ist eine andere als 2015. Im Sommer hatte sich Brady Dougan nach acht Jahren als CEO von der Credit Suisse (CS) verabschiedet und schmiedete Pläne für eine eigene Investmentbank.
Mit Milliarden aus dem Nahen Osten wollte er einem sterbenden Wall-Street-Geschäftsmodell neues Leben einhauchen und ein Handelshaus aufbauen, das sich auf komplexe Schuld- und Kreditpapier konzentrieren würde.
Nur ein Broker
Es kam anders: Zunächst gelang es Dougan nicht, eine neue Bank zu gründen. Exos Financial, der Name ist geblieben, verfügt «nur» über eine Broker-Lizenz. Auch ein Dougan, der das Investmentbanking und Handelsgeschäft im Blut hat, konnte sich den Veränderungen im regulatorischen Umfeld nicht entziehen. Für seine angedachte klassische Wall-Street-Bank bekam Dougan die angestrebten drei Milliarden Dollar an Gründungskapital nicht zusammen.
Schliesslich musste er sich schliesslich mit 750 Millionen Dollar begnügen, die unter anderem von Atlas Merchant Capital kamen, der Venture-Gesellschaft von Ex-Barclays-Chef Bob Diamond. Weitere Investoren waren die kalifornischen Anthem Venture Partners, die auf Technologie spezialisiert sind.
Die Vision, das Finanzgeschäft neu zu erfinden
Tatsächlich haben sich Mission und Anspruch von Exos Financial seit der Gründungsidee vor fünf Jahren verändert. Gemäss Dougans Linkedin-Profil verfügt Exos Financial offenbar über eine eigene Technologie-Plattform, die «Finanzdienstleistungen für die moderne digital Welt» bietet und dabei auf Datenwissenschaften setzt.
Weiter heisst es, Dougan habe bereits 2017 die Vision gehabt, das institutionelle Finanzgeschäft neu zu erfinden. Das Ergebnis: Anstatt als Investmentbank im Handel tätig zu sein, bietet Exos Financial eine Service-Plattform für andere Investmentbanken und Investoren an, die mit Schuld- und Kreditpapieren aller Art handeln möchten.
High-Frequence-Connection
Exos Financial verspricht «Transparenz über alle Bereiche der Kapitalmärkte hinweg» – ist selber aber noch wenig transparent. Wer auf der Exos-Financial-Website nach weiteren Informationen sucht, muss sich namentlich anmelden – finews.ch bestand den «Background Check» aber nicht. Der Zugang zu Exos-Website blieb verwehrt.
Immerhin liess sich in Erfahrung bringen, dass Dougan bei der Gründung von Exos Financial auf Joseph Squeri zählen konnte, der nun als Technologie-Chef amtet. Squeri war bis 2016 Chief Information Officer bei Citadel gewesen, der Hedgefunds-Gruppe des illustren Kenneth Griffin, die auch zu den Pionieren im Hochfrequenz-Handel gehört.
In WeWork-Büros
Der Technologie-Fokus von Exos Financial zeigt sich auch bei den weiteren Partnern Ronak Khichadia und Dewey Tucker. Beide waren zuvor für die Knight Capital Group tätig, einer weiteren Hochfrequenz-Händlerin mit dem grössten Marktanteil an US-Aktien. Im August 2012 verursachte ein einfacher Software-Fehler innerhalb von einer Stunde Aktienkäufe im Wert von sieben Milliarden Dollar.
Goldman Sachs musste einspringen und die Position kaufen, was Knight Capital einen Verlust von 440 Millionen Dollar einbrockte. Ein Jahr später kaufte der High-Frequency-Konkurrent Getco die ausgeblutete Firma.
Weitere Recherchen zeigen, dass Dougan in den vergangenen zwei Jahren eine kleine, aber hochkarätige Truppe von knapp 50 Mitarbeitern um sich geschart hat. Sie arbeiten im Tower 49 in Mid-Manhattan in Büros von WeWork.
Startschuss in diesem Jahr
Zu den Mitarbeitenden zählen beispielsweise Jill Ostergard, die frühere Compliance-Chefin der Barclays Investmentbank sowie Bronwen Bastone, eine HR-Spezialistin. Auch sie sind Exos-Partner.
Die vergangenen zwei Jahre nutzten Dougan und sein Team vor allem dafür, die Plattform aufzubauen und das Interesse von potenziellen Kunden zu wecken. Erst in diesem Jahr hat Exos den Vertrieb und das Marketing gestartet.
Konkurrenten: Vorsicht!
Das Research-Unternehmen Aite schrieb im vergangenen Februar, Exos sei tatsächlich ein ernst zu nehmender Kandidat, um die traditionelle Welt der Investmentbanken zu disruptieren. Allerdings seien die Hürden dafür auch sehr hoch, da er von wenigen grossen Playern dominiert werde. Managern, direkten und indirekten Konkurrenten wie auch Technologie-Anbieter sei es trotzdem angeraten, die Entwicklung bei Exos Financial genau zu beobachten, resümierte Aite.