Der ehemalige CEO der Credit Suisse wollte seinen Traum verwirklichen und das Investmentbanking aufmischen. Sein Plan scheint nicht aufzugehen. Im Gegenteil: Exos Financial steckt offenbar in grossen Schwierigkeiten.
Am Freitagmorgen, dem 13. Januar, stellten die Angestellten von Exos Financial fest, dass auf ihren Bankkonten ein Grossteil der erwarteten Gehaltszahlungen fehlte. So beginnt der heute publizierte Artikel des amerikanischen Wirtschaftsmagazins «Forbes». Um 10.30 Uhr an besagtem Januartag informierte dann Brady Dougan, Chief Executive Officer des US-Unternehmens, via Zoom rund 50 Angestellte, dass Exos die Gehälter nicht auszahlen werde.
Der illustre Investmentbanker ist in der Schweiz vor allem als ehemaliger CEO der Credit Suisse (CS) bekannt, der zig Millionen verdiente.
Im Rückwärtsgang
Im Februar soll das US-Unternehmen mindestens ein Dutzend Mitarbeitende entlassen haben. Die Betroffenen sollen mit einer einwöchigen Kündigungsfrist ohne Abfindung oder andere Leistungen entlassen worden sein. Neben dem Personalabbau schrumpft die Investmentboutique nun auch ihre Geschäftstätigkeit, heisst es.
Fast sechs Monate später haben die Mitarbeitenden offenbar noch immer nicht ihren vollen Lohn für Januar erhalten, obwohl die regulären Gehaltszahlungen wieder aufgenommen wurden.
Dougan, einer der erfolgreichsten Investmentbanker der Wall Street, gründete Exos Financial mit Sitz in Manhattan im Jahr 2018. Ein Insider sagte, der 63-jährige Topmanager glaube, dass seine neue Digital-First-Bank eines Tages etablierte Unternehmen wie Goldman Sachs herausfordern werde. Sein Traum scheint sich nun aber in einen Albtraum zu verwandeln.
Profiteure der lockeren US-Geldpolitik
Exos hatte anfangs viel Rückenwind. Trotz der Pandemie boomten dank der lockeren US-Geldpolitik der Aktienmarkt und alles, was mit Technologie zu tun hatte. Exos sammelte bis Mitte 2021 schätzungsweise 175 Millionen Dollar ein, davon rund 80 Millionen von den Gründungspartnern. Das Unternehmen stürzte sich fast sofort in den Spac-Boom und beteiligte sich an zahlreichen Börsengängen.
Doch seit dem Zinsanstieg im vergangenen Jahr und der Stagnation des IPO-Marktes habe das Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten, ein nachhaltiges Geschäft aufzubauen, heisst es. Der Spac-Markt ist eigentlich so gut wie tot. Die beiden börsengehandelten Investmentfonds von Exos, die sich auf Spacs konzentrierten, waren ein Flop: Einer wurde geschlossen, der andere konnte gerade einmal 8 Millionen Dollar an verwaltetem Vermögen anziehen.
Hohe Fluktuation, niedrige Arbeitsmoral
Die Strategie des Unternehmens, mit vielen Geschäftsbereichen und Übernahmen zu experimentieren – darunter Immobilienkredite, ein Beratungsunternehmen für Fusionen und Übernahmen, der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, Krypto-Mining, Künstliche Intelligenz und Vermögensverwaltung – reicht laut Forbes nicht aus, um Verpflichtungen wie Gehaltszahlungen zuverlässig nachzukommen.
Schon vor den jüngsten Gehaltsausfällen bei Exos war die Mitarbeiterfluktuation hoch und die Arbeitsmoral niedrig, sagen aktuelle und ehemalige Mitarbeiter. Seit 2018 haben drei verschiedene Personen die Leitung des Unternehmens übernommen.
Nach eigenen Angaben hat das Wirtschaftsmagazin für diesen Artikel mit zahlreichen Personen gesprochen, die dem Unternehmen nahestehen, darunter mehrere aktuelle und ehemalige Exos-Mitarbeiter. Exos lehnte es ab, Brady Dougan für ein Interview zur Verfügung zu stellen oder per E-Mail gestellte Fragen zu beantworten.