Während hierzulande und in den USA die Klagen wegen der Wertlosstellung der AT1-Anleihen der Credit Suisse noch laufen, und die PUK ihren Bericht zum Fall der CS noch nicht vorgelegt hat, zieht Australien bereits Konsequenzen aus den Bank-turbulenzen im Frühjahr 2023. In zwei Jahren wird es dort keine Additional-Tier-1-Anleihen mehr geben.
Australien lässt die Möglichkeit der Banken, ihr Kapital mit Additional-Tier-1-Anleihen, auch Contingent Convertible Bonds (CoCo) genannt, auslaufen. Die Australian Prudential Regulation Authority (APRA), die Finanzaufsichtsbehörde des Landes, verfügte, dass die Nutzung von Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) als Bankkapital schrittweise eingestellt wird. Ziel sei es, potenzielle Krisen besser bewältigen zu können.
Laut APRA wird die Nutzung von AT1-Kapitalinstrumenten mit einem neuen ab 1. Januar 2027 gültigen Regelwerk eingestellt. Dieser Schritt soll die Struktur des Bankkapitals «vereinfachen und seine Wirksamkeit in Krisenzeiten verbessern».
Nach dem von APRA vorgeschlagenen Ansatz können grosse, international tätige Banken 1,5 Prozent AT1-Kapital durch 1,25 Prozent Tier-2- und 0,25 Prozent Kernkapital (Common Equity Tier 1, CET1) ersetzen. Kleinere Banken dürfen AT1 vollständig durch Tier-2-Kapital ersetzen, wobei die Anforderungen an das Tier-1-Kapital sinken.
Lehren aus 2023
Damit ist Australien weltweit das erste Land, das AT1 als zulässiges Kapital abschafft. Laut APRA ist dieser Schritt eine «Reaktion auf die Lehren aus den Bankenkrisen des letzten Jahres in den USA und Europa, bei denen mehrere Banken entweder scheiterten oder gerettet werden mussten und staatliche Interventionen erforderlich waren, um Stabilität wiederherzustellen und das Risiko einer Ansteckung zu minimieren».
Der Schritt ist somit auch eine Konsequenz aus dem Zusammenbruch der Credit Suisse im Jahr 2023, der zu einem Abschreibungsverlust von 17 Milliarden Dollar bei den AT1-Anleihen im Rahmen der von der Regierung vermittelten Übernahme durch die UBS führte.
Eigenkapital ist Grundpfeiler der Bankenstabilität
«Eigenkapital ist der Grundpfeiler der Widerstandsfähigkeit des Bankensystems gegenüber finanziellem Stress», kommentierte APRA-Vorsitzender John Lonsdale. «Auch wenn die australischen Banken zweifellos stark sind, hat die internationale Erfahrung gezeigt, dass AT1 in Krisenzeiten aufgrund seiner Komplexität, potenzieller rechtlicher Herausforderungen und des Ansteckungsrisikos nicht wie vorgesehen funktioniert.»
Rückmeldungen aus der Branche
Die Regulierer hatten zuvor Konsultation mit der Branche durchgeführt. Dabei habe man 23 schriftliche Stellungnahmen zu dem Vorschlag erhalten. Die meisten Teilnehmer hätten die Position vertreten, dass «AT1 die regulatorischen Ziele, eine Bank in finanzieller Notlage zu stabilisieren oder eine geordnete Abwicklung zu unterstützen, nicht erfüllt«. Einige hätten Bedenken hinsichtlich negativer Auswirkungen geäussert, wie etwa eine geringere Produktvielfalt für Investoren.
«APRA erkennt diese Bedenken an, bleibt jedoch der Ansicht, dass AT1 seine beabsichtigte Funktion – Verluste aufzufangen, solange die Bank fortbesteht, und die Abwicklung zu unterstützen – nicht wirksam erfüllt», fügte die Behörde hinzu.
«Ein wirksames regulatorisches Rahmenwerk in Krisenzeiten ist entscheidend, um die Interessen der Einleger zu schützen, Risiken für die Finanzstabilität zu begrenzen und die Notwendigkeit staatlicher Unterstützung zu vermeiden», heisst es weiter.
UBS seit Herbst 2023 wieder zurück am Markt
Im Nachgang der CS-Krise war der Markt für AT1-Anleihen von Banken zeitweise fast zum Stillstand gekommen. Die UBS war im Herbst 2023 dann wieder mit einer Emission an den Markt gegangen und war auf ein grosses Interesse von Investoren gestossen. Auch andere Grossbanken wie etwa Barclays zogen nach.
«Das war immer eine Vertrauensfrage», kommentierte UBS-CEO Sergio Ermotti damals den Schritt. «Es kann nicht sein, dass ein singulärer Aspekt den gesamten Finanzmarkt belastet. Wir sind zurück am Markt und sind darüber sehr froh.» Der Finanzierungsplan der UBS sah für 2024 die Ausgabe von AT1-Anleihen im Gegenwert von bis zu 2 Milliarden Dollar vor.
Das Instrument der AT1-Anleihen war nach der globalen Finanzkrise unter massgeblicher Mitwirkung der Aufsichtsbehörden entwickelt worden, um die Kapitalbasis der Banken auf eine effiziente Weise rasch zu stärken.