Die UBS überraschte mit ihren Quartalszahlen einmal mehr die Märkte. Doch im Integrationsprozess steht ihr noch viel Arbeit bevor. Und auf einen zentralen Aspekt hat die Grossbank nur bedingt Einfluss. Eine Analyse.
Besser könnte es für UBS-Chef Sergio Ermotti und sein Team derzeit nicht laufen. Der Reingewinn kletterte im dritten Quartal auf 1,4 Milliarden Dollar, die Kundendynamik ist weiterhin stark, was sich mitunter im Global Wealth Management bei den Vermögenszuflüssen in der Höhe von 25 Milliarden Dollar manifestiert; finews.ch berichtete darüber.
Bei der Integration des Geschäfts der einstigen Credit Suisse (CS) legt die UBS eine bemerkenswerte Konsequenz an den Tag. Der entsprechende Erfolg schlägt sich auch in den Zahlen für das dritte Quartal nieder: Bei den Kosten konnten weitere 0,8 Milliarden Dollar rausgenommen werden – mehr als erwartet. Die UBS hat gemäss früheren Angaben mittlerweile einen Vorsprung von rund sechs Monaten zum eigenen Zeitplan. Bis 2026 will sie die Kosten um 13 Milliarden Dollar senken. Bis zum Ende des laufenden Jahres dürften es rund 7,5 Milliarden Dollar sein.
Prüfstein wird die Migration in der Schweiz
Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der UBS bei der Integration der CS noch einige Herausforderungen bevorstehen. Eine der anspruchsvollsten: die Kundendaten-Migration. In Luxemburg und Hongkong ist sie bereits geglückt, in Singapur und Japan will die kombinierte Grossbank die Arbeiten spätestens Ende Jahr abschliessen. Der Prüfstein wird aber die Schweiz sein, wo die meisten Daten anfallen. Anfang 2025 beginnen die Arbeiten. Diese werden personellen und finanziellen Ressourcen binden.
Die UBS tut gut daran, an ihrem ehrgeizigen Integrationsfahrplan festzuhalten. Diese Arbeiten binden Mittel, dies schmälert den Reingewinn, es kann nicht im Interesse der UBS sein, dass diese Durststrecke zu lange anhält. Zur Erinnerung: Das letzte Jahr vor der Übernahme der CS schloss die UBS mit einem Reingewinn von 7,6 Milliarden Dollar ab.
Abhängig vom Entscheid von Bundesbern
Dorthin möchte die UBS wieder. Auf diesem Weg zurück könnte der grösste Stolperstein liegen: die Eigenkapitalanforderungen. Muss die UBS zusätzliche 15 bis 25 Milliarden Franken an Eigenmittel aufbauen, würde dies die Grossbank im globalen Wettbewerb zurückwerfen.
Einfluss auf diesen Entscheid hat die Grossbank nur bedingt. Er liegt in den Händen des Bundesrats und des Parlaments in Bern.
Kein bedingungsloser Goodwill
UBS-CEO Sergio Ermotti hat im ersten Halbjahr 2024 keine Gelegenheit ausgelassen, auf die Problematik der Verschärfung der Eigenmittelanforderungen hinzuweisen. Es sei ihm sehr wichtig, dass man die Position der UBS verstehe, heisst es aus seinem Umfeld.
Ob diese Bestrebungen von Erfolg gekrönt sein werden, wird sich weisen. Die anhaltende und zum Teil äusserst heftige Kritik an der Kreditvergabe für Unternehmen hat gezeigt, dass die UBS ausserhalb der Finanzbranche nicht mit bedingungslosem Goodwill rechnen kann – auch wenn sie 2023 die CS übernommen und damit wohl grösseren Schaden für den Finanz- und Wirtschaftsstandort Schweiz abgewendet hat.