Die Waadtländer Kantonalbank weist insgesamt stabile Erträge auf und hat deutlich mehr Hypotheken vergeben. Zugenommen hat aber auch der Geschäftsaufwand, so dass der Konzerngewinn nicht mehr das Niveau des ersten Halbjahres 2023 erreicht.
Nach ihrem Rekordjahr 2023 hat die Banque Cantonale Vaudoise (BCV) das Tempo etwas gedrosselt. Ihr am Donnerstag vorgelegter Halbjahresabschluss zeigt, dass der Konzerngewinn mit 221 Millionen Franken 8 Prozent unter dem Wert des ersten Semesters 2023 liegt.
Immerhin erreicht der Geschäftsertrag mit gut 580 Millionen Franken das Niveau des Vorjahres. In dem für Kantonalbanken wichtigen Zinsgeschäft ist es der BCV gelungen, den Nettoerfolg (Zinsertrag minus Zinsaufwand inklusive Veränderungen Wertberichtigungen) mit 290 Millionen Franken stabil zu halten, ganz im Gegensatz zu den meisten Mitbewerbern. Das ungünstigere Zinsumfeld habe durch den Anstieg des Geschäftsvolumens wettgemacht werden können, begründet die Bank.
Handelsgeschäft zollt Zinsumfeld Tribut
Günstiger als bei den Zinsen war das Umfeld mit Blick auf die Finanzmärkte. Aufgrund des damit verbundenen hohen Transaktionsvolumens im Privatkundensegment stieg der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft um 7 Prozent auf 181 Millionen Franken an.
Einen Rückschlag musste die BCV im Handelsgeschäft hinnehmen, wo der Erfolg um 15 Prozent auf 89 Millionen Franken schrumpfte. Dies sei in erster Linie darauf zurückzuführen, dass sich die aktive Bewirtschaftung der Bilanz im aktuellen Zinsumfeld als weniger einträglich erwiesen habe, erklärt die Bank, welche damit doch nicht ganz ungeschoren durch die von der Nationalbank vollzogene Zinswende kommt.
Personalkosten nehmen kräftig zu, OECD-Mindeststeuer belastet
Weniger stabil als die Ertragsseite präsentiert sich der Geschäftsaufwand, der um 5 Prozent auf 284 Millionen Franken angestiegen ist. Die deutliche Zunahme des Personalaufwands um 7 Prozent auf 194 Millionen Franken führt die BCV auf eine Personalaufstockung in den Bereichen IT und Cybersecurity sowie auf «Projekte zur Weiterentwicklung der Bank, insbesondere im Asset-Management-Bereich» zurück. Demgegenüber nahm der Sachaufwand nur um 1 Prozent auf 89 Millionen Franken zu, die Abschreibungen betrugen 39 Millionen Franken (+8 Prozent).
Der Geschäftserfolg liegt mit 258 Millionen Franken 6 Prozent unter dem des Vorjahres. Mit 37 Millionen Franken sei die Steuerbelastung trotz des geringeren steuerbaren Erfolgs gleichgeblieben, vermerkt die BCV, weil sich mit der Annahme der Vorlage zur Einführung der OECD-Mindeststeuer für Unternehmen im Juni 2023 der Steuersatz erhöht habe.
Rückzahlung von Covid-Krediten kompensiert Zunahme im Unternehmensbereich
Eher bescheiden fällt mit 1,1 Milliarden Franken oder 1 Prozent das Plus beim Nettoneugeldzufluss aus. Zusammen mit dem Wertzuwachs aufgrund der Anlageperformance (3,2 Milliarden) nahmen die verwalteten Vermögen auf 117,2 Milliarden Franken (+4 Prozent) zu.
Im Aktivgeschäft profitierte die BCV von einem «dynamischen Immobilienmarkt». Das Hypothekarvolumen stieg 5 Prozent auf 33,3 Milliarden Franken. Nahezu unverändert blieben mit 6,1 Milliarden die übrigen Kredite. Die Waadtländer haben offenbar mehr Kredite an Unternehmen vergeben, doch sei die Zunahme von laufenden Rückzahlungen der Covid-19-Krediten kompensiert worden.
Refinanzierung auch über Pfandbriefe
Auf der Passivseite erhöhten sich Kundeneinlagen nur geringfügig um 1 Prozent auf 36,7 Milliarden Franken. Zweitwichtigste Refinanzierungsquelle für das Aktivgeschäft sind für die BCV die Mittel, die über die Anleihen der Pfandbriefzentrale beschafft werden und die 8,9 Milliarden Franken erreichten (+5 Prozent). Auch die Verpflichtungen gegenüber Banken stiegen kräftig auf 7,6 Milliarden Franken (+28 Prozent).
Die Bilanzsumme beträgt neu 60,5 Milliarden Franken, 3 Prozent mehr als Ende 2023. Für das ganze Geschäftsjahr 2024 rechnet die BCV mit einem vergleichbaren Geschäftsgang wie in den vergangenen Semestern, aber mit einem Ergebnis, das unter dem Rekordniveau von 2023 liegt – eine Angabe, die auch für die Anleger, die in BCV-Namenaktien investiert sind, von Interesse sein dürfte.