Mit Ulrich Körner tritt der allerletzte Top-Manager ab, der in den schicksalshaften Stunden des Niedergangs der Credit Suisse auf der Kommandobrücke stand.
Dass der Job als CEO der Credit Suisse Schweiz (CS) für Ulrich Körner ein Ablaufdatum hat, war bereits klar, als er im März 2023 als einziger Top-Manager der in Not übernommenen Bank in die Geschäftsleitung der UBS eintrat. Mit der Verschmelzung der Muttergesellschaften ist seine Position schlichtweg nicht mehr vorhanden.
Doch wann genau der 61-jährige schweizerisch-deutsche Doppelbürger das Unternehmen verlässt, bleibt offen. «Im späteren Jahresverlauf» heisst es dazu in der Ankündigung vom Donnerstag im Zusammenhang mit dem radikalen Umbau der Konzernleitung.
Schlüssel an den neuen Eigentümer
Das vergangene Jahr war für Körner nicht allzu erfreulich. Wie ein pflichtbewusster Hauswart, der noch die Schlüssel verwahrt und dafür sorgt, dass alles besenrein an die neuen Eigentümer übergeben werden kann, verwaltete er die Reste der CS bis zum endgültigen Aus.
Wie schwer das CS-Ende ihn dabei auch persönlich getroffen haben dürfte, war während seiner Rede an der letzten Generalversammlung im April 2023 zu erahnen. «Was sich in den vergangenen Wochen zugetragen hat, wird mich persönlich und viele andere noch lange beschäftigen», räumte er dort ein. Er hatte gehofft, dass er Altlasten abbauen und etwas Neues aufbauen könnte. «Doch leider ist es uns zum Schluss nicht gelungen», so Körner, «wir hatten keine Zeit mehr. Dies bedauere ich sehr.»
Rolle des Impulsgebers verwehrt
Als Körner im August 2022 den Posten als CEO bei der Credit Suisse von Thomas Gottstein übernahm, befand sich die Bank bereits in der Krise. Insofern muss es als gravierender Fehler angesehen werden, dass sich die CS unter Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann damals noch die Zeit nehmen wollte, eine strategische Neubestimmung vorzunehmen. Damit konnte Körner gleich zu Beginn nicht als rascher Impulsgeber und Krisenretter auftreten – wie es eigentlich nötig gewesen wäre.
Bis zur Vorstellung der Strategie im Oktober 2022 hatte sich die Bankführung einen Maulkorb verpasst und sich selbst die Hände auf dem Rücken gefesselt. Währenddessen schossen Analysten, Kommentatoren und Journalisten täglich einen Pfeil nach dem anderen ab und schufen gleichzeitig hohe Erwartungen an einen «grossen Wurf» bei der «Neuerfindung» der CS.
Stabilisierungsplan fruchtete nicht
Die dann tatsächlich präsentierte Strategie war dazu verdammt, zu enttäuschen.
Die massiven Geldabflüsse liessen sich nicht stoppen. Trotz Kapitalerhöhung und dem Einstieg der saudischen Investoren scheiterten Körner und Lehmann mit ihrem Plan, die Bank zu stabilisieren und neu aufzustellen.
Ganze 26 Jahre auf Grossbanken-Etagen
Die Bankkarriere von Körner dürfte mit seinem Ausscheiden bei der UBS zu Ende gehen. Der Manager, der seine berufliche Laufbahn bei den Beratungsunternehmen PwC und McKinsey in Zürich begann, war 1998 als Finanzchef der CS Schweiz in das Bankfach gewechselt. Nach weiteren Positionen stieg er dort bis zum CEO Schweiz auf.
Im Jahr 2009 folgte der Wechsel zur UBS, wo er als Group Chief Operating Officer (COO) und Mitglied des Group Executive Board einstieg. Im Jahr 2014 übernahm er als «President» die Leitung der Asset-Management-Sparte. Anfang 2021 wechselte er als CEO Asset Management der UBS zurück zur CS. Das war nur Wochen, bevor die Skandale um Greensill und Archegos die CS in den Krisen-Taumel schickten.