Die UBS hat sich gegenüber ihren Aktionären zu ambitionierten Sparzielen verpflichtet. Auf dem Papier sehen diese gut aus – werden aber zur Belastung, wenn im operativen Geschäft nicht alles rund läuft. Der Quartalsbericht der Bank könnte dies eindrücklich vor Augen führen.
Nach Milliardenabflüssen und einem enttäuschenden Gewinnwachstum im letzten Jahresviertel 2023 hat sich im Asset Management der UBS bereits Handlungsbedarf abgezeichnet.
Die Geschwindigkeit und die Härte, mit der sie nun eintreffen könnten, müssen dennoch überraschen: Medienberichten zufolge sollen im Fondsgeschäft in einem ersten Schritt mehr als 300 Millionen Dollar eingespart werden – dies auch, wie es hiess, beim Personal im der Schweiz.
Aufteilung steht zur Diskussion
Offenbar überlegt sich die Bankführung nun gar, Teile des Asset Management der Globalen Vermögensverwaltung (GWM) zuzuschlagen, dem Kerngeschäft der UBS. Das wäre in harter Schlag für die Division, die dank der Übernahme der Credit Suisse (CS) erst gerade unter die Top-Ten der weltgrössten Fondsanbieter aufgerückt ist.
Am Dienstag dürfte anlässlich der Präsentation der Quartalsergebnisse bei der Grossbank mehr dazu zu erfahren sein.
Management muss reagieren
Dass das Management um Konzernchef Sergio Ermotti schnell korrigieren muss, wenn es operativ nicht so läuft wie geplant, liegt jedoch auf der Hand.
Denn die Grossbank hat sich in ihren diversen Sparten jeweils zu Zielen beim Kosten-Ertrags-Verhältnis (CIR) verpflichtet. Damit sind die Erträge auch mit dem grossen Versprechen der Bank an ihre Aktionäre verbunden: Im Rahmen der CS-Integration will die UBS bis 2026 rund 13 Milliarden Dollar an Kosten einsparen.
Das ist nicht allein durch Abbau zu schaffen, sondern bedingt mehr Effizienz im Geschäft. Wie sich aber Anhand der CIR-Werte aus dem vieren Quartal 2023 zeigt, ist man damit noch ein ganzes Stück von den jeweiligen Zielen entfernt. So muss die Kernsparte GWM bis im Jahr 2026 eine CIR von weniger als 70 Prozent erreichen, das Schweiz-Geschäft (P&C) weniger als 50 Prozent und das Asset Management weniger als 70 Prozent, ohne Berücksichtigung der Integrationskosten.
Ertrag bolzen – oder noch brutaler sparen
Ende 2023 indessen wiesen die Sparten CIR-Werte von 85,6 Prozent (GWM), 75,6 Prozent (P&C) und 77,7 (Asset Management) aus. Nun verbleiben noch knapp zwei Jahre bis zur Ziellinie.
Der Verbindung von Ertrags- und Kostenzielen sorgt dafür, dass die mächtigste Bank der Schweiz bei enttäuschendem Geschäftsgang rasch zur Getriebenen wird; fehlen die Erträge, müssen die Kosten fallen. Aber es gilt auch umgekehrt: klettern die Ausgaben schneller als erwartet, müssen die Sparten entweder Erträge bolzen – oder, was naheliegender ist, noch brutaler sparen.
Das Asset Management, wo die Kosten zuletzt zum Vorjahr um einen Drittel zugenommen haben, steht dabei sowohl unter Ertrags- wie Spardruck.
Bis zu 25 Milliarden Franken zusätzlich
Die Kostenfrage stellt sich, wie sich zeigt, für die UBS auch mittelfristig. Dies wegen der Debatte um mehr Eigenmittel für die Schweizer Megabank. Seit dem bundesrätlichen Bericht vom vergangenen April gibt es auch schon ungefähre Angaben, was da auf die Grossbank zukommen könnte: Die Finanzministerin Karin Keller-Sutter sprach zuletzt von bis zu 25 Milliarden Franken, welche die UBS an zusätzlichen Eigenmitteln beschaffen müsse.
UBS-Präsident Colm Kelleher wiederum hat für die Forderungen des Bundesrats an der Generalversammlung der Bank vom vergangenen April deutliche Worte gefunden. «Wir sind ernsthaft besorgt über einige der Diskussionen im Zusammenhang mit zusätzlichen Kapitalanforderungen. Zusätzliches Kapital ist das falsche Mittel», warnte der oberste UBS-Banker.
Schreck für die Aktionäre
Was er nicht sagte: Die Beschaffung von mehr Eigenkapital verteuert das Geschäft des Geldhauses massiv und kann dazu führen, dass es seine Gewinnziele möglicherweise nicht mehr einhalten kann.
Die Reaktion an der Börse kam jedenfalls postwendend. Die Aktien der UBS verloren in der Woche nach der Publikation des Berichts fast 10 Prozent an Wert, 8 Milliarden Franken Marktkapitalisierung lösten sich in Luft auf. Und dies, obwohl die Grossbank dank Zusicherungen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) bis Ende 2029 ein Eigenmittel-Moratorium geniesst.
Auswege aus der Kostenfalle
Für die Aktionäre war das aber offenbar einerlei. Sie sahen in der UBS eine Bank, die künftig mit substanziell höheren Kapitalkosten konfrontiert sein wird.
Am Dienstag wird man nun sehen, wie die Führung um Ermotti und Kelleher solchen Befürchtungen begegnet – und wie sie der Kostenfalle entrinnen will.