Seine Karriere als Chef der Credit Suisse endete unrühmlich: Tidjane Thiam musste 2020 den Hut nehmen. Jetzt tritt er in seinem Heimatland ganz offiziell als Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen an.

Tidjane Thiam (61) strebt die Nominierung für die Präsidentschaftswahlen in der Elfenbeinküste an. Dies sagte der ehemalige Credit Suisse-CEO in einem Interview mit der französischen Zeitung «Le Monde» am Montag.

«Ja, ich werde am bevorstehenden Parteikongress kandidieren, um für meine Partei bei den Präsidentschaftswahlen 2025 anzutreten, so Gott will», sagte Thiam. Die Partei hat aber noch nicht festgellt, wann der Kongress stattfinden wird.

Klarer Sieg bei den Parteiwahlen

Thiam wurde im vergangenen Dezember zum Vorsitzenden der Demokratischen Partei der Elfenbeinküste (PDCI) gewählt. Auf ihn entfielen 96,5 Prozent der Stimmen; finews.ch berichtete darüber. Die PDCI führte einst ein Bündnis mit dem aktuellen Präsidenten der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara. Seit 2018 befindet sie sich in der Opposition.

Die PDCI setzt sich für eine Reform des Bildungs- und Gesundheitswesens ein sowie eine ökologischere Landwirtschaft. Daneben hat sie sich der Wirtschaftspolitik verschrieben: «Um ausländische Investitionen anzuziehen, brauchen wir ein florierendes lokales Ökosystem, kleine Unternehmen, die Erfolg haben und denen wir die Technologien geben, um verboten zu werden», sagt Thiam im Interview mit «Le Monde».

Dazu gehört auch die Förderung von Pensionsfonds: «Es sind die Ersparnisse, die Millionen von Menschen im Laufe der Jahre angesammelt haben, die Unternehmen und die Wirtschaft mit Eigenkapitalfinanzierung versorgen und so übermässige Abhängigkeit von Schulden vermeiden», so der 61-Jährige.

Kontakt zum Volk gesucht

Thiam stammt aus einer Politikerfamilie; seine Mutter war eine Nichte des ersten Staatspräsidenten der Elfenbeinküste. Er selber war in den 199oer-Jahren ein Mitarbeiter des einstigen Präsidenten Henri Konan Bédié. 1999 kostete ihn jedoch ein Putsch unter Robert Gueï sein Ministeramt.

Nun kehrt er in die Politik seines Geburtslandes zurück, nach 20 Jahren an der Spitze von führenden europäischer Grossunternehmen wie dem britischen Versicherer Prudential oder Credit Suisse (CS). Einen Nachteil sieht er darin nicht, wie er in dem Zeitungsinterview beteuert: «Ivorer kennen meine Familie, sie kennen mich, meine Karriere ...».

Wichtig ist ihm, so Thiam über sich selber, der Kontakt zur Basis: «Ich werde weiterhin auf das Feld gehen, in Kontakt mit den Ivorern, um ständig dafür zu sorgen, dass das Programm, das wir vorstellen, ihren Erwartungen entspricht.»