Cembra-CEO Holger Laubenthal versucht den Begriff «Verlagerung» tunlichst zu vermeiden. Doch wenn die Bank hierzulande Stellen abbaut und im lettischen Riga aufstocken will, dann bedeutet das genau das.
Das solide Ergebnis von Cembra im Jahr 2023 hat für die Mitarbeitenden einen bitteren Beigeschmack. Wie das Institut am Donnerstag ankündigte, streicht es Jobs: Die Zahl der Vollzeitstellen soll bis Ende 2024 von zuletzt 900 auf 830 sinken.
Dabei soll auf Fluktuation und Pensionierung gesetzt werden, aber es wird wohl auch Kündigungen geben – darauf deutet der Sozialplan hin, den Cembra nun ausarbeiten will.
Gleichzeitig kündigte die auf Konsumentenkredite, Kreditkarten und Fahrzeugleasing fokussierte Bank an, die Aktivitäten in der lettischen Hauptstadt Riga hochzufahren. Die dortige Technologie- und Dienstleistungskompetenz soll stärker genutzt werden; man prüfe die Auslagerung bestimmter Prozesse, hiess es dazu noch recht unbestimmt.
Noch in der Planungsphase
Laut Cembra-Chef Holger Laubenthal steht aber noch nicht fest, wie genau der Standort Riga ausgebaut werden soll. «Da sind wir noch in der Planungsphase», sagte er am Donnerstag an einem Medien-Call.
Doch beide Massnahmen haben die gleichen Eltern: Die Transformation von Cembra durch Automatisierung und Digitalisierung. Und das Ziel dabei ist klar: Mit weniger Leuten mehr Arbeit erledigen.
Höhere Zinsmarge erwartet
Bei der Transformation habe das Unternehmen im vergangenen Jahr bereits Fortschritte gemacht. «Wir hatten mit dem Anstieg der Forderungen, den Preisanpassungen und der besseren Zinsmarge im zweiten Halbjahr ein solides Ergebnis», sagte der CEO weiter. Zudem sei man im Plan, die bis 2026 gesteckten Ziele zu erreichen.
Einzig bei der Eigenkapital-Rendite lag die Bank mit 12,5 Prozent 2023 unter der angestrebten Spanne von 13 bis 14 Prozent. Für die drei Jahre bis 2026 liegt das Ziel hier bei mindestens 15 Prozent. Hier habe man kurzzeitigen Gegenwind durch die schnell gestiegenen Zinsen und der damit schrumpfenden Zinsmarge gespürt. Das werde sich aber wieder normalisieren, ist Laubenthal überzeugt. Mittelfristig soll die Zinsmarge von 5,2 Prozent auf 5,5 Prozent steigen.
Weitere Preisanpassungen möglich
Ein Faktor dabei könnten weitere Preisanpassungen sein. So ist der Maximalzinssatz bei Konsumentenkrediten per Anfang Jahr auf 12 Prozent gestiegen, weitere Anpassung im laufenden Jahr sind möglich. In diesem Bereich hat Cembra in der Schweiz nach eigenen Angaben einen Marktanteil 38 Prozent.
Normalisiert hat sich auch die Ausfallquote, die mit 0,8 Prozent nun näher an die selbstgesteckte Höchstmarke von einem Prozent herangerückt ist.
Im Kreditkartengeschäft habe man den Übergang aus der früheren Partnerschaft mit Migros zum eigenen Angebot «Certo!» abgeschlossen. «Wir sind da, wo wir sein wollten», sagte Laubenthal. Cembra habe zwei Drittel der Karten halten können, und von der Profitabilität des Portefeuilles sogar 85 Prozent.
Neu nur noch zwei Bereiche
Im Zuge der Transformation wird auch die Organisation geändert. Unter Lending werden Privatkredit- und Fahrzeug-Finanzierungsgeschäft zusammengefasst und unter Payments das Kreditkartengeschäft sowie der aufstrebende Bereich mit dem Kauf auf Rechnung (Buy Now Pay Later, BNPL). Hier hatte das Rechnungsvolumen durch die Übernahme von Byjuno um 88 Prozent auf 898 Millionen Franken zugelegt.
Das organische Wachstum sei zweistellig gewesen, hiess es weiter. Durch die engere Anbindung an das Kreditkarten-Geschäft und die Integration beim Bezahldienst Twint hofft Cembra auf weitere Cross-Selling-Effekte.
Wachstum bremst ab
Laubenthal rechnet nun mit einem stabilen Umfeld. Im laufenden Jahr sollen die Nettoerträge etwas stärker wachsen als das BIP. Im E-Commerce gebe es ebenfalls eine Normalisierung mit einer Wachstumsverlangsamung. Die Lage des Handels insgesamt schätzt er als robust ein, mit einem Wachstum auf niedrigem Niveau.