Die Bonustöpfe von Schweizer Banken sind gut gefüllt, sagt Personalexperte Timon Forrer zu finews.ch. Doch der Trend läuft gegen die Sondervergütungen – und nicht alle Lohnklassen profitieren gleich.
Nach etwas stärkeren Lohnsteigerungen in den vergangenen beiden Jahren von durchschnittlich rund 2,5 Prozent muss sich das breite Fussvolk der Angestellten von Schweizer Banken aktuell auf eine geringere Gehaltssteigerung einstellen. Die Bonustöpfe mancher Institute dürften jedoch nach den zumeist guten bis sehr guten Ergebnissen im Jahr 2023 prall gefüllt sein.
Das Beratungsunternehmen Kienbaum, das solche Sondervergütungs-Modelle auch für hiesige Banken austüftelt, rechnet aufgrund der eigenen Pay-Trend-Umfrage im Banking mit Erhöhungen der Fixgehälter von rund 2,2 Prozent, und in der Assekuranz von rund 2 Prozent. Bei den Boni sind die Banken im Vorteil. Hier wird im Schnitt mit einer Zunahme von rund 8 Prozent gerechnet, während das Niveau bei den Versicherungen auf dem des Vorjahres liegen dürfte.
Im Vergleich zum Gesamtarbeitsmarkt mit einer erwarteten Steigerung der Gehälter von rund 2 Prozent ist der Abstand damit gering.
Pay-Gap im Blick
«Wir rechnen damit, dass sich der Trend fortsetzen wird, dass Fachkräfte mehr von Vergütungsrunden profitieren als Führungskräfte», sagte Kienbaum-Director Timon Forrer (Bild unten) gegenüber finews.ch. Die Erhöhungen würden nicht über alle Gehaltsstufen gleich verteilt. Die «tieferen» Ränge bekommen erneut mehr – und die oberen weniger. Damit dürfte der Pay-Gap in den meisten Unternehmen eher abnehmen.
(Bild: Kienbaum)
«In der öffentlichen Diskussion sind Boni nach wie vor sehr negativ konnotiert. Dass die Boni für 2023 deutlich höher ausfallen als im Vorjahr, liegt am wirtschaftlichen Erfolg, weil die meisten Banken über Bonus-Topf-Modelle gehen», so Forrer weiter.
Mehr fix – weniger variabel
Bei den Banken, die ihre Vergütungssystem anpassen, lasse sich zudem in der Tendenz beobachten, dass die Fixgehälter steigen, und die variablen Anteile reduziert werden. Dafür gebe es zwei Gründe, so der Personalberater. Das eine sei die Präferenzstruktur der Mitarbeitenden: Die grosse Mehrheit springe auf das Thema Sicherheit an und bevorzuge ein höheres Fixum. «Die Firmen sehen dabei den Vorteil, dass sie ihre Attraktivität für Talente steigern können», sagt Forrer.
Auch gehe der Trend weg von Vergütungsmodellen, bei denen für die Mitarbeitenden individuelle Ziele gesetzt werden. «Die Empirie hat gezeigt, dass Vergütungsmodelle, welche individuelle Ziele mit Bonuszahlungen verknüpfen, bei vielen Berufsbildern nicht zu Verhaltensweisen führen, die im Sinne der Organisation sind», maht der Experte. Stattdessen würden sie eine Ellbogenmentalität fördern und die Kreativität einschränken.
Gewünscht seien aber vernetztes Denken und eine bereichsübergreifende Lösungsfindung.
Erfolg der Organisation statt individuelle Ziele
Auf der anderen Seite wachse mit der Orientierung am übergeordneten Erfolg der Organisation das Gefühl, dass die individuelle Leistung nur einen geringen Einfluss auf die persönliche Vergütung hat.
«Die öffentliche Wahrnehmung geht immer noch in die Richtung, dass Boni als «on top» betrachtet werden», so der Kienbaum-Kader weiter. Dabei werde ausgeklammert, dass ein hoher variabler Lohnbestandteil mit entsprechenden Risiken für die beziehenden Kader verbunden ist. Dies sei mitunter ein Grund, dass Organisationen auch aufgrund ihrer Reputation die Boni reduzierten. «Wohlverstanden geht dies fast ausschliesslich mit einer Erhöhung der Grundvergütung einher. Sprich, die Gehälter bleiben gleich hoch, nun jedoch mit deutlich weniger Risiko verbunden.»
Bonideckel bei der ZKB
Im vergangenen Herbst hatte die Zürcher Kantonalbank (ZKB) angekündigt, die variable Vergütung auf das Niveau des Jahres 2022 zu deckeln. Zudem wird das Vergütungsmodell ab diesem Jahr angepasst. Dabei wird der prozentuale Anteil der variablen Vergütung an der Gesamtvergütung reduziert und die fixe erhöht. Zudem steigt der Anteil der variablen Vergütung, die zeitverzögert gezahlt wird.
«Mit den Anpassungen bei der Vergütung haben wir auch die Positionierung im Vergleich mit den Wettbewerbern nachjustiert», hatte ZKB-Chef Urs Baumann in der vergangenen Woche bei der Vorlage der Jahreszahlen gesagt. Dabei definierte er klar, wo sich die Bank einordnen will. «Wir wollen mit den Gehältern über alle Stufen hinweg besser sein als 50 Prozent der Wettbewerber und unter den oberen 25 Prozent liegen.» «Die Leute wissen, dass sie marktgerecht bezahlt werden», zeigte sich der Manager überzeugt.