Es gibt sie noch: Aufstrebende Geldhäuser, die explizit den Schweizer Finanzplatz als Sprungbrett für ihre Expansionspläne nutzen wollen.
Die in Luxemburg domizilierte Finanzgruppe Quilvest ist das jüngste Beispiel. In seinen Ursprüngen geht das Unternehmen auf Otto Bemberg zurück, der im 19. Jahrhundert von Köln nach Argentinien auswanderte. Dort gründete er eine Brauerei, die das Bier Quilmes produzierte und so zum Milliardenkonzern avancierte.
Die Nachfahren Bembergs gründeten 1917 eine Bank in Paris sowie 1932 im aargauischen Baden ein Familiy Office, das sich der Verwaltung des Familiensilbers annahm – und später nach Zürich umzog. Während rund 25 Jahren war die Credit Suisse an Quilvest Switzerland beteiligt, bis die Familie 2008 die Anteile zurückkaufte.
Fusion über drei Länder
Per Anfang Mai haben nun der schweizerische und der französische Ableger von Quilvest mit der luxemburgischen Compagnie de Banque Privée zur Quilvest Wealth Management fusioniert.
Mit total 270 Beschäftigten und knapp 15 Milliarden Franken an verwalteten Depots hat das neue Unternehmen die Dimension einer kleineren Privatbank – fast 7 Milliarden Franken davon liegen in der Schweiz, wo derzeit 87 Personen beschäftigt sind, wie die Bank gegenüber finews.ch mitteilte.
Schwergewichtig will man künftig von Zürich (Bild: Geschäftsdomizil von Quilvest Wealt Management) aus operieren und die Depots jährlich um 10 bis 20 Prozent äufnen, wie Quilvest-Schweiz-Chef Philippe Monti erklärt. Für die Limmatstadt und nicht für Luxemburg als operative Drehscheibe entschied man sich aus mehreren Gründen, so Monti weiter.
Während das Herzogtum eher als Plattform für EU-Bürger diene und dadurch weniger international sei, biete die Schweiz als historisch gewachsenes Zentrum der Vermögensverwaltung eine «nicht-replizierbare Expertise».
Concierge-Service für Vermögende
Unter diesen Prämissen will sich die Gruppe künftig verstärkt auch Dritten öffnen und eine Art Concierge-Service in Finanzbelangen anbieten, wie Marc Hoffmann, Chef der Quilvest Wealth Management-Gruppe präzisiert.
«Wir wollen uns nicht auf Investments beschränken, sondern eine ganzheitliche Vermögensberatung, sowie Know-how in Philanthropie, Kunstanlagen, Nachfolge-Regelungen und Trust-Gründungen offerieren», sagt Hoffmann.
Nach Philippe Montis Überzeugung stehe die Schweizer Bankbranche heute vor derselben Bewährungsprobe wie die Uhrenindustrie vor einigen Jahrzehnten, als sie sich gegenüber der übermächtigen Konkurrenz aus Asien behaupten musste und es ihr auch gelang, sich höchst erfolgreich im Luxussegment zu etablieren.
In sechster Generation
In sechster Generation vertritt heute der in der Westschweiz wohnhafte und eingebürgerte Peter Bemberg die Interessen der auf gut 200 Mitglieder angewachsenen Dynastie. Laut Schätzungen beläuft sich das Familienvermögen auf 3 Milliarden Franken.
Die Quilvest-Gruppe hat ihr Brauereiimperium 2006 dem Inbev-Konzern verkauft und ist heute in der Abfüllung und im Vertrieb von Getränken sowie im Weingeschäft mit einer Mehrheitsbeteiligung am Penaflor-Konzern aktiv. Daneben ist die Gruppe im Private-Equity- und Hedge-Fund-Geschäft engagiert.