Der deutsche Private-Banking-Markt wird von Schweizer und Liechtensteiner Finanzinstituten verstärkt bearbeitet. Sie wollen in einem der attraktivsten Märkte Europas neue Ertragspotenziale erschliessen. Das sorgt nun im Nachbarland für Aufsehen.

Deutschland ist aufgrund der hohen Anzahl vermögender und sehr vermögender Privatpersonen einer der attraktivsten Märkte für Private Banking in Europa. Und das Vermögen der deutschen Private-Banking-Kunden wächst stetig. Einer Studie zufolge wird es bis 2027 auf 10,3 Billionen Euro steigen, verglichen mit 7,2 Billionen Euro Ende 2022.

Eine Vielzahl von in- und ausländischen Instituten konkurriert bereits um die Gunst der vermögenden Kunden, der Markt ist hart umkämpft. Trotz des intensiven Wettbewerbs ist das Geschäft mit vermögenden Kunden in Deutschland aber nach wie vor lukrativ und bietet erhebliches Wachstumspotenzial. Vor allem im Wealth Management sehen Experten attraktive Wachstumschancen.

Schweizer Institute drängen nach Deutschland

Dies weckt Begehrlichkeiten auch bei Schweizer und Liechtensteiner Finanzinstituten, die Ertragspotenziale erschliessen oder ausbauen wollen. Wie das «Handelsblatt» berichtet, hat die Privatbank Lombard Odier bei der deutschen Finanzaufsicht Bafin einen vereinfachten Marktzugang beantragt (kostenpflichtiger Artikel). Auch andere Schweizer Geldhäuser hätten Schritte für eine solche Lizenz eingeleitet, heisst es. «Privatbanken aus der Schweiz und Liechtenstein drängen auf den deutschen Mark», schlägt das Blatt in dem Artikel Alarm.

Das Genfer Institut wollte sich auf Anfrage von «finews.ch» nicht zu einem Gesuch für einen vereinfachten Marktzugang äussern, verwies aber darauf, dass es bereits seit längerem über eine Lizenz zur Bedienung deutscher Kunden verfüge. Die vereinfachte Freistellung ermöglicht es Schweizer Banken, in Deutschland Kunden zu werben, ohne eine Niederlassung vor Ort zu eröffnen.

Die ZKB gibt die Richtung vor

Wie attraktiv das nördliche Nachbarland ist, zeigt unter anderem das Beispiel der Zürcher Kantonalbank (ZKB), die sich in Deutschland als Anlagebank präsentieren und Vermögen ab einer Million Euro ansprechen will. Sie hat im Januar die erleichterte Freistellung erhalten und will den Markt nun ohne eigene Filialen erobern, wie finews.ch berichtete. Mit dem Schritt nach Deutschland will die ZKB ihre Ertragsquellen verbreitern und sich unabhängiger vom Zinsgeschäft machen.

Der erleichterte Marktzugang ermöglicht es der Staatsbank, den deutschen Markt aktiv zu bearbeiten, indem sie beispielsweise die Marke ZKB vor Ort einsetzt, Kunden direkt anspricht oder Veranstaltungen organisiert. Die Eröffnung von ZKB-Filialen in Deutschland ist jedoch nicht geplant, wie Florence Schnydrig Moser, die seit Mai 2021 das Private Banking der ZKB leitet, kürzlich gegenüber dem deutschen Branchenportal «Private Banking Magazin» erklärte.

Liechtensteiner Banken auf dem Vormarsch

Auch die Liechtensteinische Landesbank (LLB) ist vom Wachstumspotenzial des deutschen Private-Banking-Marktes überzeugt. Konkret plant die LLB-Gruppe für Anfang 2024 die Eröffnung einer Zweigniederlassung mit drei Standorten in Frankfurt, Düsseldorf und München und insgesamt rund 40 Mitarbeitenden. «Wir sehen weiteres Potenzial und wollen künftig vor Ort präsent sein», begründete Group CEO Gabriel Brenna den Schritt anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen im August.

Die LLB folgt damit dem Beispiel der grösseren LGT. Die Fürstenbank hatte sich vor über zehn Jahren nach einem Zerwürfnis mit der Finanzmarktaufsicht aus Deutschland verabschiedet. Seit Anfang 2023 ist sie aber wieder in Deutschland präsent und gibt dort mächtig Gas.

Mit Hamburg und München ist die liechtensteinische Bankengruppe bereits im Norden und Süden Deutschlands vertreten. Im Januar 2024 eröffnet sie eine neue Niederlassung in Düsseldorf mit einem weiteren Standort in Köln. Hauptsitz der deutschen Niederlassung ist München, wo sich die LGT auch personell verstärken will.