Unterschiedliche Bemessungskriterien, wechselnde Vorschriften je nach Land sowie gute oder schlechte Märkte relativieren die nackten Zahlen.

Diese Schlüsse zieht das Schweizer Beratungsunternehmen Obermatt, das gemeinsam mit den britischen Branchenjournal «Financial News» die Löhne der 15 CEOs bei den weltweit grössten Banken unter die Lupe genommen hat.

Soviel ist klar: In einem prosperierenden Umfeld ist eine 10-prozentige Gewinnsteigerung erheblich weniger spektakulär als in Krisenzeiten, wie das beispielsweise 2008 der Fall war. Die Höhe des Ergebnisses sollte darüber hinaus auch stets in Relation zu den Konkurrenten gesetzt werden. Denn ein Plus von 20 Prozent ist wenig, wenn die Peers 30 oder gar 40 Prozent schaffen.

Spitzenrang dank Verzicht

Unter diesen Prämissen hat Obermatt die Zahlen von 2010 untersucht und sie dem noch gegenüber gestellt, was die Aktionäre in dieser Zeitspanne erhalten haben. Das Ergebnis ist nicht nur sehr interessant, sondern auch überraschend.

Vikram_PanditDenn als «objektiv» best bezahlter CEO schneidet so Vikram Pandit (Bild links) von der Citigroup ab. Er verzichtete auf ein Salär und liess sich für 2010 symbolisch einen Dollar auszahlen. Das wird er tun, solange der Konzern die Gewinnschwelle nicht erreicht hat.

Schöne Rendite, schwacher Gewinn

Der am meisten überzahlte Chef ist Jamie Dimon von J.P. Morgan Chase, der rund 20 Millionen Dollar nach Hause trug. Die Bank schaffte zwar eine schöne Rendite für die Aktionäre, wie die Firma Obermatt feststellt, doch der Gewinn gemessen dazu, lag hinter den wichtigsten Konkurrenten.

Von diesem Gesichtspunkt her hätte Dimon höchst 6,9 Millionen Dollar, als 13,9 Millionen Dollar weniger verdienen sollen.

Brady Dougan muss am längsten warten

Brady_DouganÜberbezahlt ist offenbar auch CS-Chef Brady Dougan (Bild links), der in Dollar umgerechnet und gemessen an den erwähnten Leistungskriterien rund 11,6 Millionen zu viel kassierten hat. Die Bank stellt allerdings klar, dass Dougan wohl jener CEO, dessen Lohn am meisten verzögert und entsprechend der erbrachten Leistung über die nächsten Jahre bezahlt wird.

Tatsächlich hat die Schweizer Grossbank ein langfristig angelegtes Entlöhnungsprogramm, wie es in der Branche global noch eher Seltenheitswert hat.

USA nicht so transparent

Die Löhne, die in den USA und in Europa ausbezahlt werden, lassen sich auch nicht unbedingt direkt miteinander vergleichen. Denn während in Amerika nur das ausgewiesen werden muss, was tatsächlich bezahlt worden ist, sind europäische Banken gehalten, das gesamte Vergütungspaket zu publizieren.

James_GormanVor diesem Hintergrund ist die offizielle Lohnsteigerung von Morgan-Stanley-Chef James Gorman (Bild links) zu tief ausgewiesen – obschon er für das letzte Jahre doch immerhin 15,1 Millionen Dollar kassierte. In Tat und Wahrheit hat er allerdings (noch) mehr verdient, was aber nicht ausgewiesen wurde, weil es sich um Aktienprogramm von 2009 handelte, von dem er erst verzögert profitiert.

Freiwilliger Verzicht kommt an

Oswald_GruebelOffenbar scheint sich aber auch bei den obersten Bankbossen die Einsicht durchzusetzen, dass die Kompensation mehr oder weniger fair sein sollte, wie es in der Studie weiter heisst. So habe UBS-CEO Oswald Grübel (Bild links) letztes Jahr auf einen Bonus freiwillig verzichtet, weil die Performance der UBS-Aktie nach seinem Dafürhalten ungenügend war.

Dies betrachten die Macher dieser Studie als wichtiges Signal für die Bemessung der Top-Saläre in der Zukunft. Aber auch die konsultativen Abstimmungen an den jeweiligen Generalversammlungen lassen darauf schliessen, dass die Zeiten der ganz, ganz grossen Löhne tendenziell eher vorbei sind.