Der Fall des ehemaligen UBS-Bankers, der in Grossbritannien wegen Libor-Manipulation verurteilt wurde, wird an das Berufungsgericht verwiesen.

Nach einer «umfassenden und komplexen Überprüfung» überweist die Kommission zur Überprüfung von Strafverfahren den Fall von Tom Hayes nach sechseinhalbjähriger Untersuchung an das Berufungsgericht, wie die britische Behörde am Donnerstag mitteilte. Die Criminal Cases Review Commission (CCRC) untersucht mögliche Justizirrtümer.

Der ehemalige Händler der UBS und der Citibank wurde 2015 in mehreren Anklagepunkten der Verschwörung zum Betrug durch «Manipulation» des London Inter-Bank Offered Rate (Libor) für schuldig befunden. Er verbüsste fünfeinhalb Jahre in einem britischen Gefängnis und wurde im Januar 2021 entlassen.   

Der Libor-Skandal erschütterte vor mehr als zehn Jahren die Finanzmärkte weltweit. Mehrere Banken wurden in der Folge zu hohen Geldstrafen verurteilt.

Verurteilung immer wieder angefochten

Der Finanzmarkt-Trader war einer von mehreren Händlern, die zu einer Gesamtstrafe von fast 50 Jahren verurteilt wurden, weil sie den Zinssatz «manipuliert» hatten, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Dieser Richtwert beeinflusste die von den Banken angebotenen Zinssätze für Hypotheken und eine Vielzahl anderer Produkte.

Der Brite, der ursprünglich zu 14 Jahren Haft verurteilt worden war, hatte stets seine Unschuld beteuert und die Verurteilung weiter angefochten.

2017 reichte Hayes einen Antrag bei der CCRC ein. Seine Vertreter hätten der Kommission umfangreiche Stellungnahmen und mehrere tausend Seiten an Informationen vorgelegt, die von den CCRC-Mitarbeitern eingehend geprüft worden seien, heisst es. In der Folge wurden weitere Eingaben gemacht.

Wie in den USA?

Im Januar 2022 hob ein US-Gericht die Urteile gegen zwei weitere ehemalige Händler auf, die unter ähnlichen Umständen verurteilt worden waren. In der Folge wurden alle Anklagen gegen Hayes in den USA fallen gelassen, wie auch finews.ch berichtete.

Angesichts dieser Entwicklungen forderte die CCRC die Rechtsvertreter von Hayes auf, zusätzliche Informationen über seine Verurteilungen im Vereinigten Königreich zur Verfügung zu stellen.

Die CCRC kam nun zum Schluss, dass «eine reale Möglichkeit besteht, dass das Berufungsgericht den rechtlichen Ansatz des US-Gerichts in Bezug auf die Definition und Anwendung der Libor-Regeln bevorzugt und die Verurteilung von Herrn Hayes aufhebt».