Je mehr sich der Staub legt, desto merkwürdiger tönen gewisse Aspekte der Rettung der Credit Suisse durch die UBS, die von den Schweizer Behörden mitbestimmt wurde. Derweil kommen in Italien einige kuriose Vorgänge ans Licht, schreibt Giuseppe Failla.
Von Giuseppe Failla, Publizist für finewsticino.ch
Ein altes italienisches Sprichwort besagt, dass der Sieg viele Väter hat, während die Niederlage ein Waisenkind ist. Nach der Übernahme der Credit Suisse (CS) durch die UBS hätte man erwartet, dass die Bankspitze eine lange Reihe von Haftungsklagen gegen das Topmanagement der CS ankündigt. Der Gang vor den Richter hätte der Schweizer Bevölkerung einen Grund weniger gegeben, die Rettungsaktion zu kritisieren.
Die Konturen des Opfers, das als Folge des Untergangs der CS zu bewältigen sein wird, werden derweil immer deutlicher. Vor allem die Schweizer Bankenwelt bereitet sich auf eine Serie von Eigenkapital-Erhöhungen vor.
Teure Kapitalpuffer
Dies hatten die Schweizer Behörden selbst klar gemacht, ohne es explizit zu sagen. Wenn die Schweizerische Nationalbank (SNB) erklärt, es sei wichtig, Lehren aus der Krise der CS zu ziehen und Massnahmen zu erwägen, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern, dann spricht sie letztlich von Kapitalverstärkung.
Die systemrelevanten Banken UBS, Raiffeisen-Gruppe, Zürcher Kantonalbank und Postfinance müssen gemäss den Vorschriften sowohl über einen erhöhten Kapital- und Liquiditätspuffer als auch über eine angemessene Stabilisierungs- und Notfallplanung verfügen.
Die europäischen Banken sahen sich bereits mit schwierigen Kapitalerhöhungen konfrontiert, um ihre Kapitalpuffer aufzustocken. Ganz zu schweigen von der Gefahr einer Kreditklemme, die durch übertriebene Vorsicht hervorgerufen werden könnte.
Wenig aussichtsreiche Rechtsstreitigkeiten
Zu einer teuren Rekapitalisierung müssen auch die Kosten hinzugerechnet werden, die den Behörden durch die Prozesse entstehen, die sie höchstwahrscheinlich in Serie verlieren werden.
Wiederum wird es der Schweizer Bürger sein, der mit seinen Steuern zahlen wird. Er hätte es darüber hinaus verdient zu erfahren, was in der Credit Suisse schief gelaufen ist, damit der Fall sehr schnell abgeschlossen werden kann.
Schadenersatz in Milliardenhöhe
Aus den von der UBS bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereichten Unterlagen geht hervor, dass die Grossbank in der jüngeren Vergangenheit den möglichen Kauf der CS prüfte. Dabei kam sie zum Schluss, dass eine solche Transaktion nicht wünschenswert ist.
Wünschenswert wurde der Zusammenschluss indessen aufgrund einer staatlichen Intervention, die die Aktivierung eines negativen Goodwills von 34,8 Milliarden Dollar in Aussicht stellte. Ein hübsches Sümmchen, um der UBS die Zwangsübernahme zu versüssen.
Öffentliche Due-Diligence-Prüfung
Allein schon diese Zahlen würden ein Bemühen um Transparenz rechtfertigen. Die Schweizer Regierung sollte veröffentlichen, was bei der vertieften Due Diligence der CS herausgekommen ist.
Denn diejenigen, die die Zeche bezahlen, müssen wissen, welche ausser Kontrolle geratenen Risiken und welche riskanten Investitionen in der zweitgrössten Bank der Schweiz enthalten waren.
Italienische Spekulation
Derweil kommen in Italien einige merkwürdige Vorgänge ans Licht. Aus den Daten der letzten 12 Monate des «Plus 500»-Handels ging hervor, dass die Italiener gerne und viel mit den Aktien der CS spekulierten.
Genauer gesagt: Ein Blick auf die Rangliste der meistgehandelten Aktien in Italien auf der Plattform zeigt, dass die CS zwischen dem 1. Mai 2022 und dem 30. April 2023 die sechstmeistgehandelte Aktie auf der Plattform war, nur übertroffen von Giganten wie Tesla, Amazon, Meta Noi und Apple.