Als die SNB im vergangenen Jahr im Mai mit ihrer ersten Anhebung die Zinswende einleitete, haben sich die meisten Banken noch sehr viel Zeit dabei gelassen, bei ihren Sparzinsen nachzuziehen. Das war beim jüngsten Zinsschritt nun ganz anders.
Nach der Leitzinsanhebung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) um 25 Basispunkte auf 1,75 Prozent am Donnerstag ging es auf einmal ganz schnell. Die Pressekonferenz von Thomas Jordan zur «Geldpolitischen Lagebeurteilung» war noch nicht vorbei, und schon verkündeten gleich eine ganze Reihe von Banken die Anhebung ihrer Sparzinsen. Sie gebärdeten sich wie eine Horde von Sprintern, die mit der Zinsanhebung der SNB als Startschuss aus den Blöcken schnellen. Doch warum diese plötzliche Eile?
Das Buhlen um die Spar-Gelder der Kunden ist offenbar für die Banken wieder attraktiv geworden. Die Nennung in Medienberichten gleich am Tag einer SNB-Zinsanhebung sorgt nicht nur für Aufmerksamkeit. Damit will man auch immer sagen: «Schaut her, wir sind eine faire Bank, wir geben Vorteile gleich an unsere Kunden weiter.»
Im Mai vergangenen Jahres war es denn auch bezeichnenderweise etwa die Wir Bank, die als eine der ersten auf die damals doch eher überraschende Zinswende der SNB reagiert hatte. Es folgten zwar noch einige andere Institute, aber insgesamt war eher Zögern und Abwarten das Gebot der Stunde. Und die Anhebungen, die vorgenommen wurden, traten meist erst mit einem oder zwei Monaten Pause in Kraft.
Kantonalbanken ziehen nach
Diesmal war es anders. Gleich ab Anfang Juli steigen etwa die Spar-Zinsen bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und auch die Graubündner oder die Zuger Kantonalbank (ab August) legten ein paar Basispunkte bei der Guthabenverzinsung drauf. Die Nidwaldner KB hebt im September die Zinsen an.
Bei der Online-Bank Yuh, hinter der Swissquote und die Postfinance stehen, gibt es neu 1 Prozent Sparzins bis zur Grenze von 25'000 Franken. Auch die Valiant Bank und die Hypi Lenzburg kamen noch am Donnerstag mit neuen Zinssätzen, am Freitag zogen die Baloise Bank und die Aargauische Kantonalbank (AKB) nach. Das jüngsten Zinstempo der Banken kann auch als Signal für einen schärferen Wettbewerb interpretiert werden.
Bis zu 1,25 Prozent Sparzinsen
Inzwischen können Sparer für ihr Geld eine Verzinsung bei Schweizer Banken etwa zwischen 0,75 und 1,25 Prozent pro Jahr erreichen. Dabei muss man jedoch auf Neukundenangebote, Limiten bei den Guthaben oder Einschränkungen bei den Abhebungen achten. Durch die Vielzahl der Bedingungen und Klauseln leidet die Vergleichbarkeit der Angebote deutlich.
Dass Banken Bewegungen bei den Leitzinsen nicht sofort und nicht eins zu eins an ihre Sparkunden weitergeben können, liegt auf der Hand. Für die Banken ist dabei vor allem die durchschnittliche Verzinsung der gesamten Ausleihungen die relevante Vergleichsgrösse. Und derzeit sind noch viele Hypotheken oder Kredite mit langen Laufzeiten zu niedrigen Zinsen in den Büchern. Wie sich diese Gewichtungen zusammensetzen, ist bei jedem Institut anders. Auch die Banken brauchen Zeit, bis sie ihre Geschäftsmodelle an die neue Zins-Realität angepasst haben und müssen darauf achten, dass ihr Zinsdifferenzgeschäft nicht defizitär wird.
Neue Erfahrung
Während der Tiefzinsphase hatte die Zinsmarge der Banken deutlich abgenommen. Sie müssen auch wieder erst lernen, wie sie im neuen Umfeld profitabel agieren. Und auch bei den Kunden muss sich erst wieder die Vorstellung festigen, dass man ja für sein Erspartes auf der Bank Zinsen erhält. Das ist eine Erfahrung, die vielen Kundinnen und Kunden der Generation Z gänzlich neu sein dürfte.