Die vollständige Gläubigerliste der insolventen Kryptobörse enthält einige faustdicke Überraschungen, wie finews.ch aufzeigen kann. Prominente Schweizer Finanz- und Anwaltsfirmen sind in den Untergang von FTX verwickelt.
Die Anwälte der insolventen Kryptobörse FTX haben die vollständige Gläubigerliste beim US-Insolvenzgericht in Delaware eingereicht. Das 115-seitige Dokument, das am späten Mittwochabend veröffentlicht worden ist, listet eine Vielzahl von Unternehmen und staatlichen Institutionen auf, die in den Zusammenbruch des ehemals von Sam Bankman-Fried geführten Unternehmens verwickelt sind.
Auch prominente Namen aus der Schweiz und Liechtenstein tauchen auf.
Mehrere in der Schweiz domizilierte Firmen und Institutionen werden aufgeführt, wobei es sich teilweise um Schweizer Niederlassungen ausländischer Firmen handelt. Aus Liechtenstein sind drei Gläubiger aufgelistet. Die Namen von fast 9,7 Millionen FTX-Kunden, deren Gelder an der Börse hängen geblieben sind, wurden in dem Dokument allerdings geschwärzt.
Prominente Namen aus der Schweiz
Das Dokument enthält einige faustdicke Überraschungen. So findet sich die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) ebenso auf der Gläubigerliste wie die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA). Auch der Versicherer Zurich und UBS Financial Services, eine in Nashville ansässige US-Tochter der Schweizer Grossbank, sind aufgeführt. Die prominente Anwaltskanzlei Bär & Karrer und ihre Branchennachbarn MLL Meyerlustenberger Lachenal Froriep sowie Lenz & Staehelin sind ebenfalls in die FTX-Pleite verwickelt.
Wie die Finma in einer Erklärung mitteilte, war sie nicht bei der Erstellung der Liste involviert und kann sich daher nicht erklären, warum sie aufgeführt wird. Die Regulatoren halten fest, dass FTX nie eine Bewilligung der Finma hatte.
«Ausschliessen können wir, dass die Finma selbst Kundin der Gesellschaft war oder auf Plattformen der Gesellschaft gehandelt hat», schreibt sie in einem Email. Auch habe sie keine Rechnungen ausstehend, die auf den Namen der Gesellschaft lauten würden.
Auch Krypto-Unternehmen wie Seba Bank und Crypto Finance, die Krpyto-Tochter der Deutschen Börse, finden sich auf der Liste. Ein Sprecher im Auftrag der Seba Bank teilte mit, dass das Institut gegenwärtig keine Geschäfsbeziehungen zu Alameda Research oder FTX habe. Dass auch die in Bern domizilierte Treuhand Suisse auf der Liste steht, überrascht eher. Aus der Schweizer Finanzszene tauchen zudem Namen wie Andromeda Capital Advisors (Switzerland) und Turicum auf.
Während die meisten Schweizer Gläubiger aus dem Kanton Zürich stammen, fallen aus dem Zuger Crypto Valley unter anderem Tezos, Xterio und die im IT-Dienstleistungsbereich tätige Status Research & Development als Gläubiger auf.
Auch das «Journal» unter den Gläubigern
Vielleicht tröstet es die betroffenen Schweizer Unternehmen, dass auch grosse Tech-Unternehmen wie Apple, Netflix, Amazon, Meta, Google, Linkedin, Microsoft und Twitter vom Untergang der Kryptobörse FTX betroffen sind. In der Medienbranche gehören so klangvolle Namen wie die New York Times, das Wall Street Journal und Coindesk zu den Betroffenen.
Auch die Steuerbehörden mehrerer US-Bundesstaaten und die Bundessteuerbehörde (Internal Revenue Service, IRS) wurden aufgelistet. Weitere staatliche Stellen, unter anderem in Japan, Australien und Hongkong, sind ebenfalls Gläubiger.