Der Abgang des CEO bei Temenos gehen einem rebellischen Aktionär zu wenig weit. Bei der Genfer Software-Schmiede soll jeder Winkel ausgeleuchtet werden.
Der sofortige Abgang von Max Chuard als CEO von Temenos hinterlässt ein mulmiges Gefühl. Denn das Genfer Unternehmen will sich bis Endes Jahr Zeit lassen, um eine Nachfolge an der Spitze zu präsentieren. Inzwischen soll der jetzige Verwaltungsrats-Präsident Andreas Andreades die CEO-Aufgaben übernehmen. Damit dürfte das Geschäftsjahr 2023 eher durch ein Vakuum statt durch die Dynamik einer neuen Führungsequipe geprägt werden.
In diese Kerbe schlägt auch der britische Aktivist Petrus Advisers, der seit vergangenem Oktober eine Beteiligung von rund 3 Prozent am Hersteller von Bankensoftware hält. In einer Reaktion auf die Abgangserklärung vom Montag begrüsst der Aktionärsaktivist zwar, dass Chuard mit sofortiger Wirkung als CEO zurücktritt und Andreades sich an der nächsten Generalversammlung nicht zur Wiederwahl in den Verwaltungsrat stellt.
Unsinnige Machtfülle
Doch bleibt der von Temenos eingeläutete Führungswechsel hinter den Forderungen von Petrus zurück. Dass Andreades mit der vorgeschlagenen kombinierten Rolle als Interims-CEO und als exekutiver Präsident bis zur Hauptversammlung weiterhin an der Macht bleibe, sei unsinnig.
Petrus fordert den Verwaltungsrat auf, die Entscheidungsbefugnis von Andreades deutlich einzuschränken und ihn nicht in die Suche nach einem neuen CEO einzubeziehen, da er Teil der Vergangenheit von Temenos sei.
Verstärkung für den Rebellen
Der Minderheitsaktionär erhält im Machtkampf um Temenos Unterstützung vom Zürcher Vermögensverwalter Helvetic Trust, der im vergangenen November eine Beteiligung von unter 1 Prozent publik gemacht hat.
Auch Temenos-Grossaktionär Martin Ebner, der eigenen Angaben zufolge 12,3 Prozent am Konzern hält, begrüsste in einer Mitteilung seiner Beteiligungsgesellschaft den Abgang als seit langem überfälligen Schritt.
Grundlegend über die Bücher
Ermutigend sind für Petrus die gleichzeitig mit dem Abgang publizierteen vorläufigen Ergebnisse des vierten Quartals insofern, als Temenos keinen negativen strukturellen Problemen ausgesetzt sei. Allerdings erneuert der Aktivist seine Forderung, das Unternehmen einer grundlegenden strategischen Überprüfung seines Geschäfts, seiner Strategie und seiner Aussichten zu unterziehen.
Ausserdem soll der im Februar geplante Kapitalmarkttag nach dem Willen von Petrus verschoben wird, bis die neue Führung im Amt ist.
Zu lange in der Schwebe
Bei der Neuausrichtung drückt Petrus deutlich mehr aufs Tempo als die noch verbliebene Führungsmannschaft. Der Übergang mit dem Interims-CEO soll innerhalb von drei Monaten abgeschlossen sein. Zudem müsse die Generalversammlung auf den April vorgezogen werden, damit die Aktionäre über die vorgeschlagenen Änderungen im Verwaltungsrat abstimmen können.
Petrus-Partner Till Hufnagel hatte den CEO unlängst öffentlich der Lüge bezichtigt und den Abgang des Präsidenten gefordert, dem es nicht gelinge, erstklassige Talente anzuziehen und zu halten. Zudem habe die alte Führungsmannschaft in der Vergangenheit das Interesse von Private-Equity-Investoren ignoriert.
Applaus an der Börse
Nach den vergeblichen Avancen sackte der Temenos-Kurs um rund die Hälfte ab. Nach der Publikation der vorläufigen Geschäftszahlen und der Neuordnung der Führungsspitze gewann die Temenos-Aktie zum Handelsbeginn rund 6 Prozent.