Josef Stadler gilt als der Architekt des Superreichen-Geschäfts der UBS. Nun verlässt er offenbar die weltgrösste Privatbank Richtung Ruhestand, während das Business ein Comeback erlebt.
Josef «Joe» Stadler geht in Rente: Bis Ende 2023 wird der Top-Banker die UBS verlassen, wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) unter Verweis auf anonyme Quellen berichtete.
Der Schweizer, der einst eine der einflussreichsten Personen innerhalb der weltgrössten Privatbank war, fand in der Meldung dann nur noch am Rand Erwähnung. Vorab wurde mitgeteilt, dass das mit den Russland-Sanktionen schwierig gewordene Geschäft mit reichen Osteuropäern unter Caroline Kuhnert in die Region Europa unter der Südtirolerin Christl Novakovic integriert werde. Kuhnert bleibe der Grossbank aber erhalten, so der Bericht.
Eine Anfrage von finews.ch dazu blieb bei seitens UBS bisher ohne Antwort.
Paukenschlag im März
Eine ähnliche Regelung fand man damals auch für Stadler, als die UBS dessen Reich, den Bereich Global Family Office, vergangenen März überraschend reorganisiert hatte. Damals wurde die prestigeträchtige Einheit Teil des neuen Bereichs Global Family and Institutional Wealth (GFIW), der diverse Dienstleistungen für die exklusive Klientel zusammenfasst. Das Kommando hat dort ein Investmentbanker übernommen, George Athanasopoulos.
Stadler hingegen wurde als Executive Vice Chair dem neuen starken Mann in der Globalen Vermögensverwaltung (GWM) direkt unterstellt: Iqbal Khan. Fortan durfte Stadler noch wichtige Kunden der inzwischen von Khan alleine gelenkten Division betreuen – ein mehr zeremonielle Aufgabe, die seine Entmachtung kaschierte.
Unaufhaltsamer Aufstieg
Tatsächlich war Stadler zuvor unaufhaltsam zu einem der mächtigsten Männer innerhalb der UBS aufgestiegen. Er setzte den strategischen Fokus des Schweizer Geldhauses auf die reichsten Privatpersonen der Welt in die Tat um, und dies mit einigem Erfolg. Ab seinem Eintritt im Jahr 2009 baute er das Geschäft innert einer Dekade zum wichtigsten Segment in der Vermögensverwaltung der Bank auf.
Als einziger Wermutstropfen war zu beobachten, das die Reichen der Welt die UBS vor allem als sicheren Aufbewahrungsort für ihr Geld nutzten, anstatt den Cash gebührengenerierend in Wertschriften und Mandaten anzulegen.
Strategischer Schwenker
Nun, da der Abschied Stadlers greifbar geworden ist, hat sein Vermächtnis bei der UBS sinnigerweise an Bedeutung gewonnen. Bankpräsident Colm Kelleher hat unlängst gegenüber Investoren bestätigt, dass die Bank insbesondere in den USA sich auf das Business mit superreichen UHNWI-Kunden konzentrieren werde.
Dies, nachdem das Management unter CEO Ralph Hamers zuletzt geplant hatte, mit der Unterstützung digitaler Tools die Masse der vermögenden «Affluent»-Kunden besser zu erreichen.