Durch die Coronakrise hat sich ein folgenschwerer Trend unter Milliardären beschleunigt. Das zeigt der neuste Reichen-Report der Grossbank UBS.
Josef Stadler kennt seine Pappenheimer. Seit mehr als zehn Jahren lenkt er bei der weltgrössten Privatbank UBS das Geschäft mit den Superreichen. Er hat dieses zur Paradedisziplin mit mehr als 1'000 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen aufgebaut. Infolge einer Reorganisation Ende 2019 amtet er nun als Chef des Bereichs Global Family Office, eines Joint-Ventures zwischen der Investmentbank und dem Wealth Management.
Entsprechend ist «Joe» Stadler den Umgang mit Milliardären gewohnt – und hat den Kontakt zur erlauchten Klientel auch unter erschwerten Bedingungen während des Corona-Lockdown aufrechterhalten.
Reicher denn je
Er weiss: die Superreichen haben die Krisenzeiten gut überstanden, ja, insgesamt sind gar reicher als zuvor. Laut der diesjährigen Ausgabe des «Billionaires Report», den die UBS zusammen mit der Beratungsfirma PwC zusammenstellte und den Stadler vor Journalisten präsentierte, ist das gesamte Vermögen der 2'000 Reichsten der Welt im vergangenen Juli auf 10'200 Milliarden Dollar angeschwollen. Ein neuer Rekord.
Die obersten Zweitausend sind also mitten in der Krise noch vermögender geworden – doch manche von ihnen ganz besonders.
Die Studienautoren stellten nämlich bei der Erhebung fest, dass gewisse Milliardäre, die ihre Vermögen aus den Bereichen Gesundheit und Technologie schöpfen, weit mehr profitierten als die Kollegen aus anderen Wirtschaftszweigen. Mit anderen Worten: Es öffnet sich weltweit nicht nur eine Schere zwischen reich und arm, sondern neuerdings auch unter Superreichen.
Finanzvermögen hinken hinterher
In Zahlen ausgedrückt: Zwischen 2018 und Juli 2020 haben die Vermögen von Innovatoren und Disruptoren, wie die UBS sie nennt, um 774 Milliarden Dollar zugenommen. Traditionelle Milliardärsvermögen wuchsen demgegenüber «nur» um 210 Milliarden Dollar (siehe Grafik unten). Am langsamsten entwickelten sich zuletzt die Gelder aus den Bereichen Finanzwesen, Rohstoffe und Medien.
«Die Coronakrise hat diese Zweiteilung enorm beschleunigt», sagt Stadler.
Überalterter Heimmarkt
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