Credit-Suisse-Präsident Axel Lehmann hat an einer Konferenz in London ein verhalten optimistisches Bild gezeichnet. Derweil senken Marktbeobachter den Daumen.
Die massiven Kundenabflüsse bei der Credit Suisse (CS) versiegen, sagte Verwaltungsrats-Präsident Axel Lehmann (Bild unten) am Bankengipfel der «Financial Times» Mittwoch in London. Zudem hätten nur sehr wenige Kunden das Geldhaus vollständig verlassen, zitierte die Agentur «Reuters» den obersten CS-Banker.
«Es war ein Sturm im Retailbanking und teilweise im Vermögensverwaltungsgeschäft, insbesondere in Asien, wo wir während zwei bis drei Wochen wirklich massive Abflüsse hatten», so Lehmann. «Seitdem hat sich das Ganze beruhigt und teilweise wieder gedreht.» Die abgeflossenen Gelder würden früher oder später zumindest teilweise auch wieder zurückkommen, versicherte der Bankpräsident.
(Bild: CS)
Kursrückgang keine Überraschung
In der vergangenen Woche hatte die angeschlagene Grossbank über massive Abflüsse von Kundengeldern vor allem in der Vermögensverwaltung berichtet. Insgesamt seien im Zeitraum Oktober bis Mitte November rund 6 Prozent der verwalteten Vermögen abgeflossen, was einem Volumen von rund 84 Milliarden Franken entspricht.
Der Kursverfall der CS-Aktien unter 3 Franken habe ihn nicht überrascht, sagte Lehmann unter Verweis auf die laufende Kapitalerhöhung. Mit den Aktien der Grossbank geht es seit Mitte November 2022 abwärts. Am Donnerstag markierten sie einen neuen Tiefststand bei 2.667 Franken.
Massstab für erfolgreiche Kapitalerhöhung
Ebenfalls am Donnerstag hatte der Banken-Analyst von J.P. Morgan eine Aktienstudie zur CS veröffentlicht. Dabei wurde das Zwölfmonats-Kursziel auf 3.80 Franken von zuvor 5.50 Franken deutlich gesenkt und damit die reale Kursbewegung nachvollzogen. Der Analyst geht davon aus, dass die Kapitalerhöhung dann als erfolgreich gewertet werden könnte, wenn der Kurs bis zum Ende des Bezugsrechtehandels am 6. Dezember nicht unter die Marke von 2.52 Franken fällt.
Das ist der von dem Konsortium von 19 Banken vereinbarte Preis, zu dem sie nicht gezeichnete neue Aktien übernehmen werden.
Szenario einer CS-Schweiz-Abspaltung
Der Analyst rechnet mit einem Kapitalabfluss bei den Kundengeldern von rund 80 Milliarden Franken im laufenden Quartal, was eine Trendwende andeuten würde. Sollten die Abflüsse jedoch anhalten, so könnte das in Fusions- oder Abspaltungsszenarien der Schweizer Einheit münden, wie es weiter heisst.