Dass die Chefs von Unternehmen nicht mit der Interpretation der Medien zu Neuigkeiten aus ihren Firmen einverstanden sind, mag häufiger vorkommen. Dass sie ihrem Ärger darüber in Posts auf sozialen Medien Luft machen, kommt eher selten vor - Elon Musk mal ausgeklammert.
Stefan Hoops, der neue Vorstandsvorsitzende der Deutsche Bank-Tochter DWS, hat sich in den sozialen Medien zu Wort gemeldet, um die Ergebnisse und Strategie des Vermögensverwalters gegen die - seiner Meinung nach - einseitige Kritik in den Medien zu verteidigen.
«Eigentlich sollte ich die kritische Berichterstattung über die DWS-Gruppe in Kauf nehmen, aber ab und zu gewinnt der Streitlustige in mir die Oberhand», schreibt Hoops in einem Post auf der Karriereplattform Linkedin.
Tendenziöse Schlagzeilen?
So stösst ihm etwa sauer auf, dass die Quartals-Ergebnisse mit Schlagzeilen wie «Massive Abflüsse in Q2» quittiert wurden. Das sei zwar eine verlockende Headline, entspreche aber nicht den Tatsachen. Die gebührengenerierenden Vermögenswerte seien bemerkenswert stabil gewesen, betont er. Das verwaltete Vermögen sei im 3. Quartal um 50 Milliarden Euro gestiegen, was auf eine Kombination aus Zuflüssen und freundlicheren Märkten zurückzuführen sei.
Auch an Berichten, wonach es einen hohen Wechselwillen unter den DWS-Mittarbeitenden gebe, reibt sich der neue DWS-Chef, der im Juni das Steuer übernommen hatte.
«Ich habe gelesen, dass unsere Mitarbeiter bereit zu sein scheinen, uns zu verlassen», schreibt der frühere Leiter der Corporate Bank bei der Deutschen Bank. Doch bei der DWS habe man keinen Anstieg der Fluktuation verzeichnet. «Um genau zu sein, hatten wir in den letzten zwei Monaten keine Kündigungen unter unseren Top 200 Talenten, und unsere Investmentabteilung ist stabil.»
Verdrehte Interpretationen
Auch die jüngsten Neuernennungen auf Vorstandsebene seien einseitig kommentiert worden. «Wir haben zwei hochkarätige Frauen an Bord geholt und unsere Expertise in den Bereichen Kontrolle und Technik/Daten erweitert. Dennoch wurde dies in den Schlagzeilen irgendwie darauf reduziert, dass die DWS wieder stärker von der Deutschen Bank abhängig ist.» Dabei bezieht sich Hoops offenbar auf einen Artikel im Handelsblatt.
Diese Interpretation könne nicht falscher sein, schreibt der DWS-Chef weiter. Tatsächlich sei es genau andersherum. Die beiden Mangerinnen hätten die Aufgabe, DWS bei der technischen Plattform sowie den Richtlinien und Verfahren unabhängiger von der Deutschen Bank zu machen.
Zuvor hatte auch «Financial News» über den Post von Hoops berichtet.