Der Verlust der Migros als Kreditkarten-Partner hat die Cembra Money Bank schwer getroffen. Doch den Kundinnen und Kunden soll ein neues Bezahlmittel angeboten werden, um sie zu halten. Aber auch die Migros Bank will die Kunden mit Vorteilen locken.
Vor etwas mehr als einem Jahr hatte der Karten-Partner Migros die Zusammenarbeit mit Cembra aufgekündigt. Bis Ende Juni hat die auf Privatkredite spezialisierte Bank jedoch weiterhin die Cumulus-Kreditkarten ausgegeben. Doch jetzt entbrennt der Kampf um die rund eine Millionen Inhaberinnen und Inhaber der Migros-Kreditkarte.
Dabei hat Cembra keine schlechten Chancen, die bisherigen Kundinnen und Kunden zu halten. Denn: Sie müssen (fast) nichts machen. Sie erhalten per Post das Nachfolgemodell «Certo! Mastercard» und müssen sie einfach mit einer ersten Verwendung aktivieren - kein neuer Antrag, keine Unterschrift, kein Postverkehr oder ein sonstiger «Onboarding-Prozess». Selbst die bisherige Pin bleibt gültig. Als Sahnehäubchen lockt ein Cashback-Programm.
Der Roll-Out von «Certo!» wird gestaffelt erfolgen. Die bis zuletzt ausgegebenen Karten haben eine Gültigkeitsdauer von dreieinhalb Jahren.
Auch Migros ködert mit Vergünstigungen
Post werden die bisherigen Kunden aber wohl auch von der Migros selbst bekommen. Deren Nachfolgemodell, das jetzt von der Migros Bank über Visa herausgegeben wird, muss jedoch neu beantragt werden. Dafür lockt es mit Vorteilen bei den Cumulus-Punkten und gebührenfreiem Einsatz im Ausland.
Ende der Partnerschaft war Zäsur
«Die strategische Entscheidung der Migros, die Zusammenarbeit zu beenden, war für uns eine Zäsur. Die Partnerschaft war ein grosser Erfolg und die Cumulus-Kreditkarte war mit rund einer Million Kundinnen und Kunden eine der beliebtesten Karten der Schweiz», sagte CEO Holger Laubenthal (Bild unten) am Freitag an einem Medienanlass in Zürich. Per Ende 2021 hatte Cembra 1,1 Millionen Karten ausstehend, was einem Marktanteil von rund 13 Prozent entsprach.
Der Trennungsprozess mit Migros sei von beiden Seiten sehr professionell abgewickelt worden. Bisher habe man keinen spürbaren Rückgang verzeichnet und auch bei den Anfragen im Call-Center habe es keine Auffälligkeiten gegeben.
Kein Eins-zu-Eins-Ausgleich
Laubenthal rechnet nicht damit, dass ein «Eins-zu-Eins-Ausgleich» möglich ist. «Es wird eine gewisse Ertragsdelle geben.» Er hält jedoch an der Strategie fest und bestätigt die bisherige Guidance. Im laufenden und kommenden Jahr soll die Eigenkapitalrendite zwischen 13 und 14 Prozent liegen, für 2024 werden dann 15 Prozent angepeilt.
«Die Lancierung von Certo! ist ein grosser Tag für uns», betonte der CEO, der vor rund 15 Monaten die Leitung der Bank übernommen hatte. «Wir haben damit ein innovatives Produkt und Konzept, das mit der digitalen Anbindung und der hohen Sicherheit auf die Kundenbedürfnisse eingeht.»
Die Attraktivität der neuen Karte lässt sich Cembra auch einiges kosten. Ein Money-Back-Programm mit 1 Prozent Vergütung auf Einkäufe bei Migros, Coop und SBB dürfte die Marge schmälern. Bei der Verwendung in anderen Geschäften gibt es 0,33 Prozent zurück.
Die Marketingausgaben für das neue Produkt seien in der Guidance enthalten. Geplant ist eine umfangreiche Werbekampagne.
Auch Neukunden erwünscht
Das neue Produkt wird aber nicht nur den früheren Migros Kunden angeboten. Unter dem Marke «Certo! One» ist eine Mastercard zu den gleichen Bedingungen erhältlich. Auch hier gibt es eine App, womit etwa die Transaktionen geprüft werden können oder die Liste der drei Geschäfte angepasst werden, bei der das 1-Prozent-Cashback-Programm gilt.
«Wir planen eine Ausweitung der digitalen Funktionalitäten und wollen damit die Bedürfnisse besser erfüllen.» Beide Karten können auch über mobile Bezahldienste wie Apple Pay eingebunden werden.
Angaben dazu, wieviele Cumulus-Kunden er halten kann, wollte Laubenthal nicht machen. «Soviele wie möglich», lautete die Antwort. Auch zu der bereits angelaufenen Zusammenarbeit mit der Detailhandelskette Spar sagte er im Vorfeld der Halbjahreszahlen, die Ende Juli vorgelegt werden, nichts.
«Wir sind vom Produkt überzeugt und es ist Ausdruck unserer neuen Ausrichtung.» Laubenthal will den Betrieb von Cembra massiv vereinfachen und die IT neu aufstellen. Geplant sind Einsparungen von rund 30 Millionen Franken pro Jahr.