Die Wistleblowerin, die bei der Fonds Tochter der Deutschen Bank DWS die Ermittlungen wegen Greenwashing losgetreten hat, hat eine neue Aufgabe gefunden. In London arbeitet sie bei einer Non-Profit-Organisation, die Venture Capital-Firmen in puncto ESG berät.
Desiree Fixler, die als ESG-Leiterin bei der DWS zuerst gefeuert wurde und dann dem Fondshaus Greenwashing vorgeworfen hat, hat ein neues berufliches Kapitel aufgeschlagen. Sie leitet nun den Vorstand bei VentureESG in London. Die Non-Profit-Organisation wird von rund 300 Venture Capital Fonds unterstützt und soll diese bei der Implementation von ESG-Standards und -Kriterien unterstützen sowie beraten.
In einem Blog-Beitrag auf der Seite der Organisation äussert sich Fixler unter anderem auch zum Fall DWS. Als Leiterin ESG habe sie gesehen, wie sich die internen Berichte von dem unterschieden hätten, was nach aussen kommuniziert wurde. Wie habe sie da als Nachhaltigkeits-Chefin schweigen können? Die grosse Mehrheit der DSW-Mitarbeiter habe versucht, das Richtige zu tun. «Es war nur eine Handvoll leitender Angestellter, die beschlossen, eine Abkürzung zu nehmen und ESG auszunutzen», sagte Fixler.
DWS war Wendepunkt
Fixler ist der Meinung, dass der Fall ein Wendepunkt in der Vermögensverwaltung sein könnte und dadurch etwas von der heissen Luft aus diesem aufgeblähten Markt abgelassen werde. Die Firmen würden sich jetzt die wichtigen Fragen danach stellen, ob sie ihre öffentlichen Erklärungen und Verpflichtungen einhalten und ob sie ihre ESG-Produkte angemessen kennzeichnen.
Auch bei Venture Capital gehe es darum, die Vorurteile zu beseitigen, dass ESG ein Kästchen zum Ankreuzen ist und eine leicht irrelevante, kostspielige Last. Leitlinien zu unabhängigen Vorstandsmitgliedern, Vielfalt, Datenschutz, fairen Arbeitsbedingungen und ethischen Erwägungen in Bezug auf künstliche Intelligenz sollen dazu beitragen, das Unternehmen zu optimieren und auch den vollen Zugang zu den Kapitalmärkten zu gewährleisten. «Wir alle kennen die Start-ups, die aufgrund von Governance- und Kulturproblemen aus dem Ruder gelaufen sind.»