Die Herrscherfamilie des Emirats Katar ist auf jeweils verschiedene Weise an der Credit Suisse und der Deutschen Bank beteiligt. Nun sendet ein Scheich ein aufsehenerregendes Signal.
Sheikh Hamad bin Jassim bin Jabor Al Thani findet, dass im europäischen Banking etwas geschehen müsse. Und zwar schnell. «Fusionen sind unausweichlich», gab der frühere Finanzminister des Emirats Katar und Grossaktionär der Deutschen Bank der Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) zu verstehen.
Scheich Hamad zufolge sind die europäischen Banken nämlich gerade dabei, in die Bedeutungslosigkeit abzusinken.
Eile ist geboten
«Wenn wir die Institute mit den grossen amerikanischen Häusern oder nun den chinesischen Banken vergleichen, dann ist offensichtlich, dass sie zu klein sind, um zu überleben.» Eile sei deshalb geboten, mahnte der Katari weiter. «Alle warten mit Fusionen zu, bis die Bewertung an den Börsen besser ist. Doch in der Zwischenzeit reissen die grossen Banken das Geschäft an sich.»
Beim Management der Deutschen Bank dürfte das den Druck auf CEO Christian Sewing deutlich erhöhen. Über Beteiligungsfirmen hält Scheich Hamad zusammen mit dem einstigen Emir Sheikh Hamad Bin Khalifa Al Thani mehr als 6 Prozent am Aktienkapital der grössten Bank Deutschlands.
Der CS die Stange gehalten
Auf anderem Weg sind die Al Thanis auch Grossaktionäre der zweitgrössten Schweizer Bank, der Credit Suisse (CS). Mit einer Beteiligung von 5,17 Prozent ist die Qatar Holding, eine Tochter des katarischen Staatsfonds QIA, die grösste Einzelaktionärin der Instituts.
Die Verbindung ist besonders eng, seit die Katari der CS im Jahr 2011 mit 2,5 Milliarden Framken beisprangen und der Grossbank nun jüngst wieder bei der nach dem Archegos-Greensill-Debakel nötig gewordenen Kapitalerhöhung die Stange hielten.
Verschwiegener Herrscher-Clan
Bei den von der CS geschlossenen Greensill-Fonds gehört die Dynastie Medienberichten zufolge ebenfalls zu den direkt betroffenen Investoren.
Die Beteiligung an der CS wie auch jene bei der Deutschen Bank führten die Exponenten der Herrscherfamilie sowie die letztlich von den Al Thanis kontrollierten Staatsfonds allem Anschein nach als Finanzinvestments. Dass sich der verschwiegene Herrscher-Clan nun in solch deutlicher Weise zur Bankenkonsolidierung äussert, könnte darauf hindeuten, dass er als Investor eine aktivere Rolle einnehmen möchte.
Deutschbanker beanspruchen Senior-Rolle
Von Deutsche-Bank-Chef Sewing ist bekannt, dass er in mit seinem Institut bei der Konsolidierung in Europa mittun möchte – allerdings keinesfalls als Juniorpartner in einer Fusion. Angesichts der jüngsten Erfolge der Deutsche Bank hat sich seine Position gefestigt, während die CS so angeschlagen dasteht wie selten zuvor.
Der Aktienkurs der Schweizer Instituts handelt mit aktuell 9.30 Franken deutlich unter Buchwert und unterhalb der psychologischen 10-Franken-Schwelle. Damit ist das Institut an der Börse ein Schnäppchen für etwelche Interessenten. Bei den einschlägigen Beratungsfirmen und Investmentbanken gilt der Titel als dementsprechend «heiss».
Mit Quintet auch in der Schweiz zugekauft
Laut dem Bericht der Agentur hat das Management der Deutschen Bank eine mögliche Übernahme der CS bereits intern diskutiert. Dies, nachdem es auch bei der Schweizer Grossbank UBS unter dem Codenamen «Signal» offenbar Planspiele zu einer Übernahme der CS gegeben hat.
Haben sich die Herrscher von Katar bei der CS und der Deutschen Bank bisher mit der Zuschauerrolle begnügt, so haben sie gezeigt, dass sie wissen, wie man in Europa Banken übernimmt. 2011 haben die Al Thanis für mehr als 1 Milliarde Euro die Luxemburger KBL-Gruppe gekauft und daraus über die Jahre ein europäisches Banken-Klonglomerat gezimmert.
Die heute als Quintet firmierende Gruppe kaufte auch in der Schweiz zu: 2020 übernahm sie die Zürcher Bank am Bellevue.