Die grössten Schweizer Banken und Assekuranz-Konzerne beschäftigen zusammen Tausende Mitarbeitende in Indien. Trotz der tödlichen Ansteckungswelle dort lassen sie sich nicht von ihren Plänen für den Backoffice-Standort abbringen.

Die Schweizer Finanzindustrie gibt sich zugeknöpft, wenn es um die Auswirkungen der verheerenden zweiten Welle von Covid-19-Ansteckungen in Indien aufs Geschäft geht. Nach Angaben des indischen Gesundheitsministeriums gab es auf dem Subkontinent seit Ausbruch der Corona-Pandemie rund 28 Millionen Infektionen und 335’000 Todesfälle. Viele Experten halten diese Zahlen jedoch noch für stark untertrieben.

Keine  Störungen

Auf Anfrage von finews.ch bestätigten jedoch die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) sowie der Rückversicherer Swiss Re, dass sie an ihren ausgedehnten Back-Office-Aktivitäten in Indien festhalten.

Die Arbeit im Front- und rückwärtigen Dienst sei nicht gestört worden, beteuerte ein Sprecher der UBS in Hongkong. Er fügte hinzu, dass es auch keine Unterbrechung der Operationen in der Schweiz gegeben habe. Offenbar war dies währen der ersten weltweiten Welle im Frühling 2020 der Fall gewesen, was die Grossbank allerdings nie bestätigen wollte.

Noch mehr Präsenz

«UBS ist langfristig in Indien engagiert, und die Zahl der Mitarbeiter wächst hier schnell. Wir planen, unsere Präsenz in Indien weiter auszubauen, sowohl in Bezug auf das Front-Office als auch auf unsere Business Solutions Centers», erklärte der Sprecher weiter. Die UBS unterhält Niederlassungen in Pune, Hyderabad und Mumbai. In den dortigen Business Solutions Center sind rund 7’000 Mitarbeitende tätig.

Der Sprecher sagte, die Unterstützung der UBS fürs indische Personal reiche von finanzieller Unterstützung, erweitertem Versicherungsschutz, der Förderung von körperlichem und geistigem Wohlbefinden bis hin zur Erleichterung von Impfungen. Die Bank spendete ausserdem mehr als 1,5 Millionen Dollar zur Unterstützung der unmittelbaren Hilfsaktionen in Indien.

Nur in der Schweiz mehr Mitarbeitende

Indien ist auch für die CS ein zentraler Standort. Die UBS-Erzrivalin unterhält Niederlassungen in Mumbai, Pune und Gurgaon; hinzu kommen Vertriebsbüros in Bangalore, Hyderabad und Kalkutta. Über 13 Prozent der Mitarbeiter sind dort beschäftigt – nur noch in der Schweiz beschäftigt die Grossbank noch mehr Personal. Im vergangenen Mai gab die CS ausserdem bekannt, dass sie in diesem Jahr 1’000 zusätzliche IT-Experten in Indien einstellen wird.

Dazu sagte John Burns, Leiter der IT-Abteilung in Indien und Senior Franchise Officer in Pune: «Der diesjährige Einstellungsplan unterstreicht unser anhaltendes Engagement in Indien, insbesondere in Maharashtra, und unterstützt die Vision der Credit Suisse, hier ein globales Technologiezentrum aufzubauen.» Burns fügte hinzu, dass die Bank während der zweiten Welle der Pandemie 75 Millionen Rupien (rund 1 Million Dollar) an die Hilfswerke Concern India Foundation und Give India gespendet habe. Dies, um Krankenhäuser in Mumbai, Pune, Delhi und Bangalore bei der Beschaffung wichtiger medizinischer Hilfsgüter zu unterstützen.

Impfungen bis Ende Jahr gesponsert

Die CS lehnte es auf Anfrage ab, den Status ihrer Aktivitäten in Indien zu kommentieren. Eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle sagte, dass die Bank auch ein freiwilliges Impfprogramm für die Mitarbeitenden dort eingeführt habe.

Der Rückversicherer Swiss Re beschäftigt in Bangalore, seiner drittgrössten Niederlassung weltweit, über 1’000 Mitarbeitende. Dem Unternehmen zufolge arbeiten alle indischen Angestellten derzeit reibungslos von zu Hause aus.

Zu den finanziellen Unterstützungsmassnahmen fürs Personal gehört, dass Swiss Re bis zum Jahresende die Impfkosten für Angestellte in Indien, deren Ehepartner, Kinder (ab 18 Jahren) sowie Eltern und Schwiegereltern übernehmen wird.