Der Wirecard-Skandal zieht auch in den USA seine Kreise. Die Bank des untergegangenen deutsche Fintechs nahm Gelder aus Marijuana-Verkäufen an. Federführend beim Betrug: der untergetauchte COO Jan Marsalek.
Das in einen riesigen Buchhaltungsbetrug verwickelte deutsche Payment-Fintech Wirecard hat mit seiner Bank illegale Gelder aus Marijuana-Verkäufen angenommen.
Wirecard und der weiterhin untergetauchte Chief Operation Officer (COO) Jan Marsalek spielten eine Schlüsselrolle beim Verbuchen und Abwickeln von Marijuana-Verkäufen von US-Firmen, wie das britische Nachrichtenportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) schreibt. In New York standen deswegen zwei Geschäftsleute vor Gericht, welche das Schema aufgebaut haben. Marsalek, so sagten Zeugen vor Gericht aus, habe geholfen, dieses zu orchestrieren.
Legaler Marijuana-Verkauf
Der 41-jährige Österreicher, die langjährige Nummer 2 bei Wirecard hinter Gründer und CEO Markus Braun, ist seit vergangenem Frühling untergetaucht und wird international gesucht. Er wird verdächtigt, eigentlicher Drahtzieher der Falschbuchungen bei Wirecard zu sein. In der Bilanz des einst als deutsche Erfolgsgeschichte gefeierten Zahlungdienstleisters waren 2 Milliarden Euro verbucht, die es gar nicht gibt.
Der Marijuna-Betrug betrifft eine ganze Reihe von europäischen Banken. Diese sollen Gelder von US-Firmen angenommen haben, die zwar legal Marijuana verkauft haben, in den USA aber nicht mit Kreditkartenfirmen und Banken zusammenarbeiten durften.
Wirecard spielte den Schleusenwart
Im Prozess geht es um die kalifornische Firma Eaze Technologies, die einen Marijuana-Lieferservice aufgezogen hatte. Rund 160 Millionen Dollar wurden aus diesen Verkäufen auf europäische Bankkonten geschleust. Wirecard mit Marsalek gab als digitaler Zahlungsdienstleister mit seiner Infrastruktur den Schleusenwart. Die amerikanische Bundespolizei FBI hatte die Wirecard-Aktivitäten aufgedeckt.
Gemäss der Zeugenaussage eines Briten, der für einen Zahlungsdienstleister in Malta gearbeitet hatte, der sich wiederum auf Pornographie und Wettspiele spezialisiert hatte, war Marsalek im Jahr 2017 an konspirativen Treffen in London dabei, als es darum ging für die US-Firma Eaze Wege zu finden, die mit dem Marijuana-Lieferservice erwirtschafteten Umsätze «bankable» zu machen. Die Anfänge von Wirecard lagen ebenfalls im Geschäft mit Online-Pornographie und Wetten.
Aufbau von Scheinfirmen empfohlen
Marsalek habe empfohlen, Scheinfirmen und gefälschte Websites aufzubauen, um bei den Banken den Anschein der Legitimität zu erwecken. Wirecard stand damals mit einer Börsenbewertung von über 30 Milliarden Euro kurz vor der Aufnahme in den DAX, den Leitindex Deutschlands. Eaze hatte bei den FBI-Untersuchungen kooperiert, der ehemalige CEO hatte sich für schuldig bekannt.