Der US-Fondsgigant lässt interne Diskriminierungs-Vorwürfe jetzt von einer Kanzlei abklären. Ex-Angestellte von Blackrock berichten von einer tief verwurzelte Bro-Kultur.
Jetzt greift Blackrock-Chef Larry Fink durch. Der CEO des weltgrössten Vermögensverwalters mit 8’700 Milliarden Dollar an Kundengeldern hat die amerikanische Anwaltskanzlei Paul, Weiss, Rifkind, Wharton & Garrison engagiert, um dem mutmasslichen Fehlverhalten von Mitarbeitenden auf den Grund zu gehen.
Tätern die Tür gewiesen
Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, wandte sich Fink zudem in einem Brief ans gesamte Personal des US-Fondshauses. «Wie Sie bin ich tief betroffen über die jüngsten Berichte über Vorfälle von Fehlverhalten bei Blackrock», erklärte Fink in dem Schreiben. Solche Überschreitungen sollten beim Unternehmen nicht vorkommen, so der Firmengründer weiter. Er forderte in der Folge alle Angestellten auf, Verstösse gegen die geltenden Verhaltensregeln umgehend zu melden.
Schon Anfang März hatte Fink zudem mögliche Täter adressiert: «Wenn Ihr euch nicht an unsere Prinzipien zu Diversität und Gleichberechtigung halten könnt, dann verlasst bitte Blackrock.»
Den Chefs ins Gewissen geredet
Von selber wird das jüngste Problem des ansonsten überaus erfolgreichen Asset Managers wohl nicht verschwinden. Nach diversen Medienberichten und öffentlichen Äusserungen von (früheren) Mitarbeitenden steht Blackrock als Hort der Diskriminierung und Übergriffen am Pranger. Artikel sprechen von einer «dunklen Vergangenheit». Kritiker und Angestellte bezeichnen den Finanzriesen spöttisch als «Whiterock».
Das passt schlecht zum Image, dass Blackrock von sich selber zu verbreiten sucht. Der CEO positioniert sich als Champion eines nachhaltigen Kapitalismus. In seinem traditionellen Brief an die Firmenchefs der Welt – der Blackrock-Konzern ist über seine Fonds bei zahlreichen börsenkotierten Unternehmen ein wichtiger Aktionär – fordert Fink jeweils eindringlich mehr Nachhaltigkeit und Diversität.
Ein Wasserprediger?
Dabei sind nach nachhaltigen Kriterien ausgerichtete Finanzprodukte ein wichtiger Wachstumsmarkt für die Amerikaner, wie neuerdings auch die Zusammenarbeit mit der Grossbank Credit Suisse zeigt.
Allerdings sind nicht alle Blackrock-Fonds so «grün», wie es der Finanzriese propagiert. finews.ch hat Konzernchef Fink denn auch schon als «Wasserprediger» bezeichnet. Die Diskriminerungs-Vorwürfe aus den eigenen Reihen fügen den Saubermann-Image des US-Fondshauses nun weitere, tiefe Kratzer zu. In der Schweiz wird Blackrock von Mirjam Staub-Bisang angeführt.
Zum Diversitäts-Training verdonnert
Das Fass zum Überlaufen brachte vergangenen Februar Essma Bengabsia, als sie unter dem Titel «#MeToo at Blackrock» ihre Erfahrungen beim Asset Manager schilderte. Die Muslimin arabisch-amerikanischer Herkunft, die ab 2018 rund ein Jahr für Blackrock im Range einer Analystin arbeitete, spricht darin von Diskriminierung und sexuellen Übergriffen.
Ihre Beschwerde bei der Personalabteilung zeitigte wenig Folgen. Kollegen von Bengabsia wurde eine Beratung empfohlen, anderen ein Diversitäts-Training. Gegenüber der «Financial Times» erklärte das Unternehmen, eine interne Untersuchung dazu habe keine Hinweise auf Belästigung ergeben.
Klage eingereicht
Die Analystin ist nicht die einzige, die in den letzten Monaten ihre Erfahrungen beim «schwarzen Felsen» publik machte. Zusammen mit dem kenianischen ehemaligen Blackrock-Angestellten Mugi Nguyai wandte sie sich in einem offenen Brief an CEO Fink und lancierte eine Petition gegen die Diskriminierung beim Fondshaus. Damit sammelten die beiden innert Kürze über 10’000 Unterschriften.
Die Ex-Mitarbeiterin Brittanie McGee hat Blackrock gar wegen Diskriminierung verklagt. Die Schwarze berichtete davon, bei Kundentreffen an die Seitenlinie kommandiert worden zu sein, während ihre «weissen» Kollegen den Deal klar machten.
In der DNA verwurzelt
Das Branchen-Magazin «Institutional Investor» zitiert derweil mehrere Ehemalige, die eine tief verwurzelte Bro-Kultur bei Blackrock ausmachen. Lange Arbeitsstunden, harte Drinks und kernige Sprüche seien Teil der kulturellen DNA der Wall-Street-Firma gewesen, als diese 2009 mit Barclays Global Investors (BGI) fusionierte und damit den Grundstein zum weltgrössten Asset Manager legte.
Das sei damals beim Merger den andere Sitten gewohnten BGI-Kollegen schon negativ aufgefallen.
Trotz internem Kodex hat sich offenbar bei Blackrock seither (zu) wenig getan, was nun den Einsatz von externen Prüfern nötig macht. Wann deren Befund zu erwarten ist, steht noch nicht fest.