Im Asset Management gewinnt der Wettkampf um Grösse rasant an Fahrt. Auch die UBS möchte mittun – hat aber ein Problem.
Die UBS ist offen für eine Übernahme im Asset Management: Dies bekräftigte Präsident Axel Weber (Bild oben) dieser Tage erneut gegenüber dem deutschen «Manager Magazin» (Artikel bezahlpflichtig). Die Konsolidierung in der Fondsbranche mache Sinn, sie führe zu Skaleneffekten, begründete der 63-jährige Oberaufseher der grössten Schweizer Bank das Vorhaben. Allerdings gebe es ein Problem: «Die meisten sehen sich als Käufer, keiner will verkaufen.»
Der höchste UBS-Banker ist damit in guter Gesellschaft. Wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) am Donnerstag enthüllte, zog die grösste Bank der USA, J.P. Morgan, unlängst den Kürzeren im Bieterkampf um das amerikanische Investment-Haus Eaton Vance mit verwalteten Vermögen von rund 500 Milliarden Dollar.
Stattdessen ging der Asset Manager vergangenen Oktober an die Lokalrivalin Morgan Stanley, die damit ihren Fondsarm auf 1'200 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögen ausbauen konnte. Dies gegenüber den 2'600 Milliarden Dollar, welche die Rivalin J.P. Morgan ausweist.
Jamie Dimon mit Annonce
Dort rang sich CEO Jamie Dimon (Bild unten) zu einer Art Annonce durch: «Rufen Sie mich an, wenn es das Asset Management betrifft», erklärte der wohl mächtigste Banker an der Wall Street Anfang Dezember an einer Investoren-Konferenz. «Es ist ein Skalengeschäft. Wir haben glänzende Ideen.» Dimon ging an dem Anlass sogar so weit, konkurrierende Investmentbanken zu Deal-Ideen zu ermuntern.
Das zeigt, dass die Uhr tickt. Noch kann die Branche aus relativer Stärke heraus agieren. Doch 2021 dürften die Banken und die Börsen von den Spätfolgen der Coronakrise hart getroffen werden. «Die Not muss noch grösser werden», stellte nun auch UBS-Weber fest. Doch Firmen, die verkaufen müssen, dürften dann deutlich weniger attraktiv sein.
In der Topliga geht die Angst um
Bereits jetzt hat die Coronakrise dafür gesorgt, dass die Schwergewichte den Rest der Branche noch mehr abgehängt haben. Dies gilt besonders für die grossen US-Fondshäuser Vanguard und Blackrock, die im Geschäft mit börsenkotierten Indexfonds (ETF) ein grosses Rad drehen. Jene «passiven» Finanzprodukte waren aufgrund ihrer Liquidität nochmals deutlich mehr gefragt im Auf-und-Ab der Börsen. Dies, während aktiv verwaltete Fonds oftmals ins Hintertreffen gerieten.
Mittlerweile geht auch in der Topliga des Asset Management die Angst um, abgehängt zu werden. Wie das US-Finanzblatt «Wall Street Journal» berichtete, schaut sich die Nummer zwei im weltweiten ETF-Business, der US-Finanzkonzern State Street, nach einer Allianz im Fondsgeschäft um. Die Fondssparte State Street Global Advisors verwaltet rund 3’000 Milliarden Dollar, gegenüber den 7’800 Milliarden des grössten Vermögensverwalters Blackrock und der US-Konkurrentin Vanguard mit rund 6’300 Milliarden Dollar.
Erfolglose Annäherungen
Laut dem «Journal» hat sich State Street dabei auch an die UBS gewandt. Noch mehr: Im Sommer sollen die beiden Häuser kurz vor einer Einigung gestanden haben. Zuletzt verwaltete die Schweizer Grossbank im Asset Management rund 980 Milliarden Dollar.
Die UBS war zuletzt 2019 an den Punkt gelangt, mit ihrem Asset Management einen neuen Weg zu gehen. Die Fusion mit der DWS, der Fondstochter der Deutschen Bank, kam damals jedoch nicht zustande.
Einmal mehr das Zauberwort
Die Schweizer Grossbank verfügt neben einer breiten Auswahl an aktiven Fonds über ein für europäische Massstäbe relativ grosses ETF-Business. Zudem forciert das Institut Alternative Anlagen, etwa jüngst in einer Zusammenarbeit mit dem Zuger Vermögensverwalter Partners Group im Privatmarkt-Bereich. Gemessen an der Königsliga fehlt es aber auch den Schweizern an absoluter Grösse.
Zuletzt wurde deshalb auch über eine Fusion mit der Fondssparte der Schweizer Erzrivalin Credit Suisse (CS) spekuliert. Das CS Asset Management ist mit aktuell 439 Milliarden Franken an verwalteten Vermögen nochmals deutlich kleiner als die UBS-Sparte. Ausserdem befindet es sich derzeit in einer «strategischen Überprüfung».
Wie aber am kürzlichen Investorentag der CS ersichtlich wurde, hält die zweitgrösste Schweizer Bank zumindest fürs Erste am Fondsgeschäft fest und will dort vor allem im Vertrieb mehr verdienen – einmal mehr sind «Skalen» das Zauberwort.