Die Zürcher Traditionsbank dürfte ihre Expansionsstrategie nicht stoppen, sondern den Marktgegebenheiten anpassen, heisst es in der Branche.
Laut Wochenendpresse stünde der Julius-Bär-Gruppe ein Radikalumbau bevor. Nach dem Tod von CEO Alex Widmer und seiner extensiv betriebenen Expansionsstrategie sei nun unter den drastisch veränderten Marktverhältnissen ein eigentlicher Stopp absehbar.
In Branchenkreisen geht man nicht davon aus, dass die Bank nun ihre ganze Wachstumsstrategie einstellen wird, sondern sie dürfte sie eher den Marktgepflogenheiten anpassen. «Die Verantwortlichen werden das Tempo der Expansion sicher drosseln und dem dramatisch veränderten Umfeld anpassen, aber nicht eine fundamentale Neuevaluation vornehmen», sagt etwa Peter Thorne, Bankenexperte von der Finanz-Analystenfirma Helvea.
Thorne weist auch darauf hin, dass bereits im vergangenen November erste Schritte zu einer gewissen Neuorientierung getroffen worden sei, als man die glücklose Abteilung Investment Products nach dem Abgang von Beat Wittmann reorganisiert habe.
Bankintern heisst es, dass sich das Unternehmen für die Nachfolge von Alex Widmer Zeit lasse. Mit Johannes de Gier, dem früheren Chef des Instituts, der nun kurzfristig zurückgekehrt ist, habe man zudem den in dieser Situation besten Mann an der Spitze.
Die Bank wird am kommenden Freitag die Zahlen zum Abschluss 2008 präsentieren. Ein ernüchterndes Ergebnis ist absehbar, angesichts der geschrumpften Margen und der gesunkenen Zahl an Transaktionen. Unter dem Ertragsschwund wird vor allem die Cost-/Income-Ratio leiden, die von 60 Prozent im Jahre 2007 auf 64 bis 68 Prozent im letzten Jahr gestiegen sein dürfte.